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Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD)

Kongress "Respekt statt Ressentiment"

Strategien gegen die neue Welle von Homo- und Transphobie

Bündnisse und Strategien gegen die neue Welle von Homo– und Transphobie standen im Mittelpunkt des Kongresses "Respekt statt Ressentiment", den der LSVD zusammen mit der Amadeu Antonio Stiftung am 10. Juni 2015 in Berlin veranstaltete.

In jahrzehntelangen Kämpfen wurden Fortschritte bei der rechtlichen Anerkennung und gesellschaftlichen Akzeptanz von gleichgeschlechtlichen Lebensweisen erreicht. Diese positive Grundstimmung erweist sich derzeit jedoch als brüchig. Antifeministische Strömungen und religiös fundamentalistische Bewegungen verbinden sich aktuell mit homo- und transphoben Meinungen, die zum Teil in der „Mitte der Gesellschaft“ vertreten werden. Hier entstehen Anschlüsse an die Rhetorik rechtspopulistischer und rechtsextremer Lager.

Notwendig sind breite gesellschaftliche Bündnisse gegen Rassismus, Antisemitismus, Homo- und Transphobie sowie jede weitere Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Alle gesellschaftlichen Kräfte sind aufgefordert, sich bei der Arbeit gegen Homo- und Transphobie einzubringen: Vereine und Verbände, Gewerkschaften und Unternehmen, Medien, Wissenschaft, Kultur und Sport, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften. Ein wichtiges Element kann ein nationaler Aktionsplan gegen Homo- und Transphobie sein, wie er im Koalitionsvertrag für die gegenwärtige Bundesregierung in Aussicht gestellt wurde. Letztlich geht es um den Erhalt demokratischer Grundwerte, von denen wir alle profitieren!

Und so standen Bündnisse und Strategien gegen die neue Welle von Homo– und Transphobie im Mittelpunkt des Kongresses "Respekt statt Ressentiment", den der LSVD zusammen mit der Amadeu Antonio Stiftung am 10. Juni 2015 in Berlin veranstaltete, unterstützt durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).

Hier finden Sie die Dokumentation des Kongresses "Respekt statt Ressentiment. Strategien gegen die neue Welle von Homo- und Transphobie"

Programm

Einführung: Für eine gesamtgesellschaftliche Strategie gegen Homo- und Transphobie

Keynote: Homo- und Transphobie im gegenwärtigen Deutschland: Aktuelle Ergebnisse der Studien zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit

  • Prof. Dr. Andreas Zick, Direktor des instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung iKG, Universität Bielefeld

Forum 1: „Gott, Familie, Abendland“

Das Familienbild und der Antifeminismus von Rechtspopulist_innen und religiös fundamentalistischen Gruppen bieten Anschlüsse für eine Mobilisierung von homo- und transphoben Einstellungen in der „Mitte der Gesellschaft“. Wie überschneiden sich Diskurse und welche unheimlichen Bündnisse formieren sich gegenwärtig?

Forum 2: Transfeindlichkeit

Während Homophobie in den letzten Jahren endlich mehr und mehr als eine spezifische Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit wahrgenommen wird, steckt die Sensibilisierung für Transfeindlichkeit noch in den Anfängen. Welche Erscheinungsformen und Auswirkungen zeigen sich im Alltag? Wie kann und muss ihnen begegnet werden?

Forum 3: Mehrfachdiskriminierung

Lesben, Schwule und Transgender können neben Homosexuellen- und Transfeindlichkeit auch von anderen Diskriminierungen, wie z. B. Rassismus, Antisemitismus, Behindertenfeindlichkeit betroffen sein. Welche Anforderungen ergeben sich aus Mehrfachdiskriminierungen für den nationalen Aktionsplan und für queere Communities? Aktuell stellt sich hier auch die Frage, wie die Situation queerer Geflüchteter ist.

Freiheitsgefährdungen für LGBTI durch Rechtspopulismus und Rechtsextremismus

Strategiepodium: Um Diskriminierung gezielt zu bekämpfen, ist eine gesamtgesellschaftliche Auseinandersetzung notwendig. Wie kann eine offene Gesellschaft verteidigt und ausgebaut werden? Welche Allianzen und Strategien braucht es?

  • Elke Ferner, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
  • Barbara Loth, Staatssekretärin, Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen, Berlin
  • Carolin Hesidenz, Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus im NS-DOK der Stadt Köln
  • Dr. Bertold Höcker, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Berlin Stadtmitte
  • Aleksej Urev, Landeskoordination Anti-Gewaltarbeit für Lesben und Schwule NRW, Rubicon e.V.
  • Dr. Zülfukar Çetin, Stiftung Wissenschaft und Politik
  • Anetta Kahane, Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung
  • Günter Dworek, Bundesvorstand Lesben- und Schwulenverband (LSVD)
  • Moderation: Dr. Julia Borggräfe, LSVD und Dr. Andrés Nader, Geschäftsführer der RAA Berlin
  • Bericht zum Strategiepodium: Freiheitsgefährdungen für LGBTI durch Rechtspopulismus und Rechtsextremismus

Forum 4: Ein „Nationaler Aktionsplan“ gegen Homo- und Transphobie?

Der „Nationale Aktionsplan der Bundesrepublik Deutschland zur Bekämpfung von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und darauf bezogener Intoleranz“ soll laut Koalitionsvertrag um die Themen Homo- und Transphobie erweitert werden. Welche Schwerpunkte müssen gesetzt, welche Forderungen gestellt und welche Akteur_innen einbezogen werden?

Forum 5: Vielfalt und Respekt vermitteln

Die Auseinandersetzungen um Bildungspläne verdeutlichen es: Die Bildungsarbeit zu gleichgeschlechtlichen Lebensweisen und verschiedenen Geschlechtsidentitäten in Schule, Kita und Sozialer Arbeit ist gegenwärtig eines der Hauptangriffsziele homo- und transphober Polemiken. Wie können Diffamierungen zurückgewiesen und Initiativen für eine Pädagogik der Vielfalt gestärkt werden?

  • Prof. Dr. Harald Stumpe, Dekan des FB Soziale Arbeit.Medien.Kultur an der HS Merseburg
  • Katja Krolzik-Matthei, Wiss. Mitarbeiterin, HS Merseburg
  • Dr. Ulrich Klocke, Sozialpsychologe, Humboldt-Universität zu Berlin
  • Bericht zum Forum 5: Vielfalt und Respekt vermitteln

Forum 6: Unterhaltungswert Homophobie?

Die Medien sollen und müssen Meinungsvielfalt und gesellschaftliche Debatten abbilden, aber sie stehen auch in einer ethischen Verantwortung, nicht jedem homophoben Marktschreier einen Talkshowsessel anzubieten. Welche homo- und transphoben Kommunikationsstrategien sind in den Medien zu beobachten? Was kann dagegen gesetzt werden?