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POLITIK ! 18 1/2005 E ndlich ist es so weit. Das Denkmal für die im Nationalsozialismus ver- folgten Homosexuellen tritt in die konkrete Realisierungsphase ein. Im Frühjahr startet der künstlerische Wettbewerb, mit dem die Gestalt des Denkmals gefunden werden soll. Mit dem Gedenkort will die Bundesrepublik Deutschland laut Beschluss des Bundestages die verfolgten und ermordeten Opfer ehren, die Erinnerung an das Unrecht wach halten sowie ein beständiges Zeichen gegen Intoleranz, Feind- seligkeit und Ausgrenzung gegenüber Schwulen und Lesben setzen. Der Standort in Berlin ist beschlossene Sache: zentral gelegen an der beleb- ten Ebertstraße zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz, direkt gegen- über dem Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Der künstlerische Wettbewerb wird vom Land Berlin im Auftrag der Bundes- regierung und in Abstimmung mit den Initiatoren, der Initiative „Der homose- xuellen NS-Opfer gedenken“ und dem LSVD, ausgelobt. Er ist grundsätzlich als geladener Wettbewerb angelegt. Von den insgesamt 30 Wettbewerbsteil- nehmerinnen und -teilnehmern werden 23 von einem künstlerischen Beirat vor- geschlagen. LSVD und Initiative konnten aber ein offenes Element durchsetzen: Sieben weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen über eine offene Bewerbungsphase unter Regie der Initiatoren ins Verfahren. Der Aufruf, sich für den Wettbewerb zu bewerben, fand erfreulich große Resonanz. Er stieß auch international auf Interesse: 127 Einsendungen gingen ein, darunter Bewerbungen aus Österreich, Polen, den USA, Israel, Kanada, Schweden und Finnland. Die Auswahl der sieben „Gewinnerinnen und Gewin- ner“, die auf diesem Weg in den Wettbewerb gelangen, trifft eine unabhängige Kommission, die von Initiative und LSVD berufen wurde. Die große Beteiligung ist ein guter Start in die Realisierung des Denkmals. Als Auftakt für den eigentlichen Wettbewerb wird am 7./8. April in Berlin ein öffent- liches Kolloquium zum Denkmal stattfinden. Näheres im Internet: www.gedenkort.de Denkmal nimmt Gestalt an Künstlerischer Wettbewerb startet VON GÜNTER DWOREK S eit Anfang 2004 ist der LSVD im „Forum Menschenrechte“ aktiv. Das Forum, ein Netzwerk von mehr als 40 deutschen Nichtregierungs- organisationen (NGOs), setzt sich für einen verbesserten, umfassenden Menschenrechtschutz ein. Es wurde 1994 im Anschluss an die Wiener Welt- menschenrechtskonferenz gegründet. Ziel ist es u.a., die Menschenrechts- politik der Bundesregierung kritisch zu begleiten. Für den LSVD hat sich die Mitarbeit im Forum Menschenrechte als sehr wichtig erwiesen. So ermöglicht die Vernetzung mit anderen Menschenrechts- organisationen den Blick über den eigenen schwul-lesbischen Tellerrand. Der LSVD kann in vielerlei Hinsicht lernen von der Arbeit der anderen Mitglieds- organisationen. Umgekehrt eröffnet die Mitgliedschaft im Forum auch die Möglichkeit, andere Organisationen für die Menschenrechte von Lesben und Schwulen zu sensibilisieren. Das ist zum Beispiel gelungen, als sich der Berliner Kardinal Sterzinsky im vergangenen November zu homosexuellenfeindlichen Äußerungen hinreißen ließ. Bei einer Messe im polnischen Stettin hatte Sterzinsky erklärt, gegen die Lebenspartnerschaft sei Widerstand notwendig wie einst gegen die National- sozialisten. Auf Initiative des LSVD verurteilte das Forum Menschenrechte diese Äußerung in einem offenen Brief als „Geschmacklosigkeit und Ent- gleisung des Geschichtsbildes“. Bei der Bewertung der Menschenrechtsarbeit der Bundesregierung konnte der LSVD dagegen nicht alle seine Vorstellungen durchsetzen. Das Forum Menschenrechte hatte dazu im vergangenen Oktober ein 16-Punkte-Papier vor- gelegt. Leider ließ sich dabei kein Konsens darüber herstellen, sich auch für die Gleichstellung Eingetragener Lebenspartnerschaften mit der Ehe einzusetzen. Vertreter kirchlicher Organisationen verhinderten hier eine Einigung. Der Dissens in dieser für die Politik des LSVD zentralen Frage soll nun bei einer Ver- anstaltung in diesem Jahr erörtert werden. An diesem Punkt ist also noch Überzeugungsarbeit nötig. Der LSVD wird sie in den nächsten Jahren leisten. Sensibilisierung für Lesben und Schwule LSVD engagiert sich im Forum Menschenrechte VON PHILIPP BRAUN Philipp Braun, 37, Ökonom, ist Bundessprecher des LSVD.

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