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LÄNDER ! 21 1/2005 Respekt: Welche Strategie verfolgt Ihr mit dem neuen Plakatmotiv? Renate: Das „Cigdem-Plakat“ ist Teil einer langfristig angelegten Lesben- offensive des LSVD: Es geht um die Unterstützung lesbischer Migrantinnen und die Darstellung selbstbewusster Lesben in der Öffentlichkeit. Jörg: Unsere Kommunikationsstrategie, mit tausenden Postern und Groß- flächenplakaten eine breite Öffentlichkeit zu erreichen, soll das Tabu der Homosexualität in den Migrationscommunitys brechen. Zunächst war ja ein anderer Text geplant: Fatma ist lesbisch – Maria auch. Warum habt Ihr den Slogan geändert? Jörg: Im Vorfeld der Kampagne sind wir von der islamistischen Onlineplatt- form Muslim-Markt scharf angegriffen worden. Migrantenverbände und der Senat haben uns daraufhin geraten, auf den als „heilig“ empfundenen Namen „Fatma“ zu verzichten. Wir haben dies akzeptiert, weil wir von dem Anliegen, auf die Lebenssituation von lesbischen und schwulen Migranten aufmerksam zu machen, nicht ablenken wollten. Renate: Aber wir haben auch Bauchschmerzen damit. Nicht nur, weil es viele lesbische Frauen gibt, die Fatma oder Maria heißen. Es ist außerordentlich be- denklich, wenn radikale Eiferer diktieren können, was in der Öffentlichkeit gesagt werden darf und was nicht. Welche Organisationen und Gruppen unterstützen die Kampagne? Renate: Im Vergleich zum Männerplakat haben wir jetzt noch mehr Unter- stützergruppen gefunden: So zum Beispiel das Projekt „LesMigras“ der Les- benberatung Berlin und das Lesbenmagazin „L-mag“. Mit ihnen planen wir z.B. gemeinsame Aufklärungsveranstaltungen und Plakatierungen in den Kiezen. Jörg: Die finanzielle Unterstützung der Senatsbildungsverwaltung hat es uns ermöglicht, die Lesbenkampagne in noch größerem Umfang als geplant zu realisieren. ...und Ihr habt prominente Lesben gewonnen? Renate: Die Rechtsanwältin und Gewinnerin des Berliner Frauenpreises 2004, Seyran Ates, und die Schauspielerin, Sängerin, Kabarettistin und Gewinnerin des Berliner Frauenpreises 2000, Maren Kroymann, unterstützen unsere Kampagne öffentlich. Ihr Standing und ihre Bekanntheit wird das Anliegen der Kampagne in breitere Bevölkerungsgruppen tragen. Jörg: Wir glauben, dass das Lesben-Motiv viel stärker in den Migranten- communitys diskutiert werden wird, als das Männer-Plakat, weil Frauen hier oft kein Recht auf eine eigene Sexualität zugestanden wird. Auf unserem Plakat präsentieren sich dagegen selbstbewusste, moderne Frauen, die sich ihre Sexualität weder vorschreiben noch aberkennen lassen. „Çigdem ist lesbisch. Vera auch!“ Der LSVD Berlin-Brandenburg geht in die Offensive: Unter dem Motto „Çigdem ist lesbisch. Vera auch! Sie gehören zu uns. Jederzeit!“ startete im Februar eine Emanzipationskampagne für lesbische Migrantinnen. Gefördert von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport und unterstützt vom Türkischen Bund in Berlin-Brandenburg (TBB) wirbt die Kampagne für Respekt und Solidarität. Sie knüpft unmittelbar an die bundesweit beachtete Aktion „Kai ist schwul. Murat auch!“ vom Sommer 2004 an. Respekt sprach mit den Organisatoren der Kampagne: Renate H. Rampf, Mitarbeiterin des LSVD Familien- und Sozialvereins, und Jörg Litwinschuh, Geschäftsführer des LSVD Berlin-Brandenburg. Neues Plakatmotiv des LSVD Berlin-Brandenburg.
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