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3 1/2005 EDITORIAL ! A ls unser Verband 1990 gegründet wurde, war ich gerade neun Jahre alt. Jetzt wird der LSVD fünfzehn. Seit 2001 bin ich mit dabei. Außenstehende verstehen oft nicht, warum wir weiter- hin für unsere Interessen kämpfen müssen. Ich höre oft die Frage: „Was wollt ihr denn noch? Ihr könnt doch heiraten und den gleichen Namen tragen, reicht das denn nicht?“ Es scheint vielen zu reichen – mir reicht es nicht. Ich engagiere mich im LSVD, weil ich in einer Gesellschaft leben möchte, in der Lesben und Schwule wirklich gleichgestellt sind. Und das ohne Abstriche! Ohne Benachteiligung! Ohne Diskriminierung, Hass und Gewalt! Diese Utopie mag mancher als jugendlichen Übermut abtun. Doch was wären wir ohne Zukunftshoffnungen? Auch mit fünfzehn hat man noch Träume. Und dass sich Träume verwirklichen lassen, zeigt die Geschichte des LSVD: Als unser Verband im Jahr 1992 die „Aktion Standesamt“ star- tete, glaubte kaum einer daran, dass sich lesbische und schwule Paare in naher Zukunft wirklich das Ja-Wort geben können. Aber wir haben es durchgesetzt. Als ich fünfzehn war, fühlte ich mich schon fast erwachsen. Und trotzdem war ich noch am Suchen. Auch in unserem Verband wird jetzt diskutiert: Wie geht es mit der Lesben- und Schwulenpolitik in Deutschland weiter? Was kommt nach der Lebenspartnerschaft? Denn am Ziel sind wir noch lange nicht. Volle Gleichstellung, „Homo-Kunde“ im Schulunterricht, der Christopher-Street-Day ein bundes- weiter Feiertag, eine lesbische Bundespräsidentin – wir sollten uns Visionen nicht verbieten lassen! Für mich begann mit dem 15. Geburtstag eine total schöne Zeit. Im Teenageralter hat man die auf- regendsten Ideen, macht ständig neue spannende Erfahrungen. Sicher, es gibt bisweilen auch Enttäuschungen, aber doch auch viele wunderschöne Erlebnisse. Auch für den LSVD kommen noch spannende Jahre, mit dem LSVD gibt es noch viel zu erleben. Wir sind stolz auf das, was wir bereits erreicht haben. Und wir haben Appetit auf mehr. Der LSVD ist immer noch ein junger Verband. Er muss in Zukunft noch stärker auch ein Verband der Jugend werden. Wir arbeiten daran. Appetit auf mehr Rebekka Schneider Bundessprecherin des LSVD

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