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Scharfe Kritik am Papst Der LSVD hat das neue Papst-Buch scharf kritisiert. LSVD-Sprecher Manfred Bruns sagte, es sei „bestürzend, mit welch aggressivem Hass sich der Papst gegen die Bürgerrechte von Lesben und Schwulen wendet“. In dem neuen Buch „Erinnerung und Identität“ attackiert der Papst die Homo- Ehe. Dabei stellt er einen Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus her und wirft die Frage auf, „ob nicht hier – vielleicht heimtückischer und verhohlener – wieder eine neue Ideologie des Bösen am Werk ist“. Bruns forderte die deutschen Bischöfe auf, sich von dieser menschenver- achtenden Sprache zu distanzieren. „Wir erinnern die Katholische Kirche daran, dass es auch Homosexuelle waren, die von den Nationalsozialisten in Konzentrationslager verschleppt und ermordet wurden“. Scheck für Warschauer CSD Nach dem Verbot des Warschauer Christopher Street Days im vergangenen Jahr hatten der LSVD und das Schwule Überfalltelefon „Maneo“ die Solidaritäts-Aktion „Gay Solidarnosc“ ins Leben gerufen. Ziel war es, die schwul-lesbische Bürgerrechtsbewegung in Polen zu unterstützen. Im Rahmen einer Spendenaktion kamen 8000,- Euro zusammen. Am 7. März wurde der Scheck mit den Spenden nun an Tomasz Baczkowski von der polnischen „Kampagne gegen Homophobie“ übergeben. Der LSVD hatte zu einem kleinen Empfang in den „Club der polnischen Versager“ geladen, einem angesagten Treffpunkt polnischen Kulturschaffens in Berlin mit mehr als nur einem Touch Selbstironie. Als Ehrengast sprach Claudia Roth, Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen und ehemalige Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung. Dabei beton- te sie, wie wichtig es ist, dass die Menschenrechte von Lesben und Schwulen auch international anerkannt werden. Mit dem Geld will die „Kampagne gegen Homophobie“ u.a. den Warschauer CSD 2005 unterstützen. Bundeselterntreffen 2005 in Berlin Unter dem Motto „Unsere Kinder mittendrin, nicht außen vor“ lädt der Bundesverband der Eltern, Freunde und Angehörigen von homosexuellen Frauen und Männern (BEFAH e. V.) im April wieder zum Bundeselterntreffen nach Berlin. Schirmherrin ist Bundesfamilienministerin Renate Schmidt. Das Treffen findet vom 8. bis 10. April im Concepthotel Charlottenburg statt. In verschiedenen Vorträgen wird ein breites Themenspektrum angesprochen – von der Frage „Was habe ich falsch gemacht?“ über den Wunsch nach Enkelkindern bis hin zur Anerkennung homosexueller Lebensweisen in Europa. Am Samstagabend wird die Sängerin Carolina Brauckmann (Köln) für Unter- haltung sorgen. Weitere Informationen im Internet: www.befah.de Bundespräsident empfängt LSVD-Vorstand Am 2. März hat Bundespräsident Horst Köhler in Berlin eine Delegation des LSVD zu einem Informationsgespräch und Gedankenaustausch über die Situation lesbischer Bürgerinnen und schwuler Bürger empfangen. Vom LSVD- Bundesvorstand nahmen Antje Ferchau, Günter Dworek und Eduard Stapel teil. Es war ein sehr positives und intensives Gespräch. Der Bundespräsident nahm sich dafür weit mehr Zeit, als ursprünglich angesetzt. Erörtert wurden der erreichte Stand an gesellschaftlicher und rechtlicher Anerkennung, Probleme mit fortbestehender Diskriminierung und Gewalt sowie die rechtliche Situation Eingetragener Lebenspartnerschaften. Besonders inter- essiert zeigte sich der Bundespräsident am Thema gleichgeschlechtliche Familien mit Kindern. Auch die Menschenrechtssituation von Lesben und Schwulen im Ausland wurde thematisiert. Zudem ließ sich der Bundespräsident über den Stand der Dinge beim geplanten Denkmal für die im National- sozialismus verfolgten Homosexuellen informieren. Mahnwache für Hatun Sürücü Rund 200 Menschen kamen am 22. Februar zu einer Mahnwache für Hatun Sürücü. Die 23- Jährige war am 7. Februar in Berlin auf offener Straße erschossen worden. Sürücü wurde offen- bar Opfer eines so genannten „Ehrenmordes“. Verhaftet wurden die drei Brüder, denen ihr eman- zipierter Lebensstil missfallen haben soll. Der LSVD Berlin-Brandenburg hatte zu der Mahnwache aufgerufen, um ein Zeichen zu set- zen gegen „ein archaisches Verständnis von Fa- milienehre, das ein selbstbestimmtes Leben von Frauen, oder auch von Lesben und Schwulen ausschließt“. Unter den Teilnehmern war auch die Be- auftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Marieluise Beck. In einer Ansprache forderte sie die Migranten- verbände auf, sich in ihren Communitys für das Selbstbestimmungsrecht von Frauen, Lesben und Schwulen zu engagieren. NEWS ! 6 1/2005 Mahnwache: LSVD rief zu Trauerkundgebung für Hatun Sürücü. Foto: A. Zinn

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