respekt_heft_02_07_2005

bundesverband ! 18 02/05 Julia Borggräfe möchte sich um Rechtsfragen kümmern. A m Wochenende des 23./24. April 2005 fand in Köln der diesjährige LSVD-Verbandstag statt. Mit rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurde ein neuer Besucherrekord aufgestellt. Eine Überraschung war dies nicht, schließlich gab es zum 15. Geburtstag ein ansprechendes und abwechs- lungsreiches Programm. Frau Prof. Dr. Nina Dethloff (Universität Bonn) hielt den Eröffnungsvortrag zum Thema „Adoptions- und Sorgerecht für gleichgeschlechtliche Lebens- gemeinschaften“. Sie thematisierte die Möglichkeiten der rechtlichen Absicherung sozialer Elternschaft bei gleichgeschlechtlichen Partnern wie Adoption, sorgerechtliche Befugnisse und Umgangsrecht und stellte den enor- men Reformbedarf bei der Abstammung, Adoption und im Sorgerecht dar. Ein weiteres programmatisches Highlight des Verbandstages war der Vortrag der Vorsitzenden des Deutschen Frauenrates, Brunhilde Raiser zur Antidiskriminierungspolitik und zur Zusammenarbeit von Frauenrat und LSVD. Raiser betonte, dass das Vorgehen gegen Diskriminierung eine Stärkung der Demokratie bedeute. Zwei Ebenen der Antidiskriminierungspolitik stellte sie her- aus: die Schaffung gesetzlicher Rahmenbedingungen und die Aufklärung der Gesellschaft. Das Antidiskriminierungsgesetz, so Raiser, sollte eigentlich keine Debatte auslösen, da die Bundesrepublik wegen der Umsetzung der EU- Richtlinie keinen Spielraum hat. Der Widerstand gegen das Gesetz zeige, dass Diskriminierung stattfinde. Das Gesetz, so wie es sich jetzt darstelle, sei besser als der bisherige Zustand. Deshalb trete der Frauenrat auch dafür ein. Im Anschluss an die Gastrede verabschiedete der Verbandstag einstimmig die Resolution „Antidiskriminierungsgesetz muss kommen!“ Zuvor waren bereits zwei Resolutionen zur rechtlichen Gleichstellung von eingetragenen Lebenspartnerschaften verabschiedet worden. Der erste Tag endete mit einem gemeinsamen Abendessen im Kölner Brauhaus Sion. Zuvor gab es einen Empfang zum Verbandsjubiläum im Historischen Rathaus der Stadt Köln, wo Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes die versammelten Gäste begrüßte. Der Sonntag stand ganz unter dem Eindruck des Vortrages von Leszek Uliasz und Mateusz Zimowski, zwei Repräsentanten der polnischen „Kampagne gegen Homophobie“ KPH aus Warschau, die für ihre Ausführungen viel Applaus erhielten. Leszek Uliasz berichtete vom „Pride March for Tolerance“ in Krakau 2004, der von Rechtsradikalen angegriffen worden war. Im Anschluss berichtete Mateusz Zimowski über die Arbeit und die Ziele der KPH. Hauptanliegen ist es, das Thema Homosexualität in die Öffentlichkeit zu tragen. Einstimmig verabschiedet wurde vom Verbandstag eine Resolution „Solidarität mit unseren Freundinnen und Freunden aus Polen“ (vgl. auch Seite 8). Resolutionen und Festreden LSVD-Verbandstag mit großer Resonanz VON KLAUS JETZ Julia Borggräfe , 30, wurde auf dem Verbandstag neu in den Bundes- vorstand gewählt. Die Juristin lebt in Berlin. Zum LSVD kam sie im Jahr 2000 – zunächst engagierte sie sich im Ortsverband Köln. Im Bundesvorstand möchte sich Julia in rechtlichen Fragen engagieren. Ganz oben auf der Agenda sieht sie die Gleichstellung im Steuer- und beim Adoptionsrecht. Und ihre Vision: wo stehen wir in 15 Jahren? Julia: „Homosexualität wird selbstverständ- lich und Diskriminierung nicht mehr akzeptiert.“ Hartmut Schönknecht will sich der Vernetzungsarbeit widmen. Hartmut Schönknecht, 42, ist ebenfalls neu im Bundesvorstand. Er arbeitet als Dipl.-Ing. für Stadt- und Regionalplanung in Berlin. Hartmut engagiert sich seit vielen Jahren in der Menschenrechtsarbeit, u.a. bei ILGA und amnesty international. Seit 2003 ist er Mitglied im LSVD. Im Bundesvorstand möchte er die internationale Vernetzung fördern. Und wo stehen wir in 15 Jahren? Hartmut: „Wenn alle mit anpacken mit Sicherheit einen großen Schritt weiter als heute. Auf geht‘s!“ Brunhilde Raiser, Vorsitzende des Deutschen Frauenrates, beim LSVD-Verbandstag. RE_02_05+ 14.06.2005 12:29 Uhr Seite 18

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