respekt_heft_20_2014
hirschfeld-eddy -stiftung! 13 P räsident Putin will im russischen Sotschi mit den olympischen Winterspielen sein Land als weltoffen und modern präsentieren. Die Realität sieht anders aus: Staatliche und gesell- schaftliche Verfolgung von Homosexuellen und Andersdenkenden sind an der Tagesordnung. Mit dem Gay Folks Movement wollen der LSVD und die Hirschfeld-Eddy-Stiftung den internationalen Protest dagegen stärken und organisieren. Mit dem Gesetz gegen „Propaganda von nicht- traditionellen sexuellen Beziehungen“ wurde 2012 Homosexualität in Russland wieder kriminalisiert. Durch das Gesetz ist ein offenes und selbstbe- stimmtes Leben für Lesben und Schwule nicht mehr möglich. Mit der Unterdrückung durch den Staat ging eine gesellschaftliche Radikalisierung einher, die zu einer regelrechten Hetzjagd auf schwule Männer in Russland führte. Mit der Aktion „Freundschaftskuss“ hat der LSVD seit März 2013 Solidarität mit Lesben und Schwulen in Russland gezeigt. Eine neue Dimension des Protestes startete am 10. Januar mit dem Gay Folks Movement. Dazu einzuladen, die Vielfalt der verschiedenen Aktionen überall auf der Welt zu bündeln, gemäß dem Motto „act local – think global“, ist das große Ziel. Träger der Kampagne ist die Hirschfeld-Eddy-Stiftung. Das Konzept: eine schon international bekann- te Protest-Figur gegen staatliche Unterdrückung, Guy Fawkes, in eine Identifikations-Bewegung für den weltweiten LSBTI-Protest - dem Gay Folks Movement - transformieren. Die Idee dazu stammt von engagier ten jungen Mitarbeitern von Aper to Plenum, Teil der Agentur-Gruppe Aperto, die ihr professionelles Wissen um moder- ne Kampagnenführung in den Dienst der guten Sache stellen. Das von Aperto Plenum in Zusammenarbeit mit dem LSVD erstellte Grundsortiment an Ideen, Logos, Informationen steht allen, die sich enga- gieren wollen, zur Verfügung. Durch das ange- strebte Netzwerk werden sowohl abgestimmte internationale Maßnahmen als auch individuelle Einzel-Aktionen möglich. Mit dem Claim „Fair and equal. To everyone“ ist die Kampagne offen für Beteiligungen weit über die Community hinaus. Gay Folks Movement bietet an, Dach-Kampagne zu sein, ohne die Vielfalt und den Ideen-Reichtum einzelner Aktivitäten zu beschneiden, und mit dem bestehenden Grundgerüst auch kleineren Organisationen die Möglichkeit zu geben, ohne großen Aufwand tätig werden zu können. Gay Folks Movement ist so offen für ein weites Spektrum an Aktionen. Der offizielle Start der Kampagne am 10. Januar wurde mit einer bisher einmaligen Aktion eingeläu- tet. EndetendieDemonstrationen inBerlinbisher vor dem Zaun der russischen Botschaft, wurde dies- mal der Protest auf das Botschaftsgelände selbst getragen. Mit Hilfe einer Licht-Projektion wurde das Logo auf die Fassade der Botschaft gestrahlt. Ein Bild mit Symbolkraft: Gay Folks Movement überwindet Grenzen und erinnert die russische Staatsmacht daran, dass Menschenrechte überall gelten müssen. Als erste Bewährungsprobe für die Kampagne gilt der 7. Februar, wenn in Sotschi die Olympiade eröffnet wird. Zeitgleich sollen weltweit vor den russischen Botschaften Demonstrationen mit einer Schweigeminute stattfinden. Verliert die Eröffnungsfeier durch die Absage vieler inter- nationaler Staatsgäste schon an Bedeutung, wird gleichzeitig weltweit auf die Verfolgung von Minderheiten in Russland hingewiesen. Am 14. Februar, dem Valentinstag, wird dann die nächste Aktion stattfinden. Am internationalen Tag der Liebenden werden mit dem Gay Folks Movement Liebesgrüße nach Russland geschickt. Aber nicht nur in Russland werden sexuelle Minderheiten unterdrückt und verfolgt. Es bedarf einer weltweiten Bewegung, damit global gilt: „Fair and equal. To everyone.“ Axel Hochrein Gay Folks Movement Foto: Denny Rosenthal Licht Graffiti an der russischen Botschaft in Berlin, 10. Januar 2014
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