respekt_heft_20_2014
respekt | länder! U nsere Gegnerinnen und Gegner schlafen nicht. Sie sind aktiv, suchen den internationalen Austausch, bestärken sich über Grenzen hinweg. Sie machen Front gegen unsere erkämpften Erfolge und wollen das Rad der Zeit zurückdrehen. Auch in Deutschland. Wir müssen wachsam bleiben. Gut zu wissen, dass minder- heitenfeindliche und undemokratische Positionen nicht mehr einfach vertreten werden können, ohne Gegenwind zu provozieren und auf Widerspruch zu treffen. So wie jüngst in Schkeuditz bei Leipzig. Dor t fand am 23. November 2013 unter dem Motto „Für die Zukunft der Familie“ ein homophober Kongress des rechtspopulistischen Compact-Magazins statt. Eingeladen waren dazu unter anderem die rus- sische Duma-Abgeordnete Elina Misulina, Urheberin des berüchtigten Antihomosexualitätsgesetzes, sowie Béatrice Bourges, Anheizerin teilweise gewaltsamer Proteste gegen die Öffnung der Ehe für Lesben und Schwule in Frankreich. Es war klar, welchen undemo- kratischen Parolen dort ein Forum geboten werden sollte. Daher schloss sich der LSVD Sachsen dem Protestbündnis NoCompact an und beteiligte sich an den zahlreichen Gegenaktionen zu der Kundgebung. Mit zwei Workshops an der Universität Leipzig am Vorabend der Konferenz gab ich vor knapp 500 Teilnehmenden Einblicke in die verworrenen Thesen von Umpolungstheorien. Es ist die absurde und doch gefährliche Annahme, dass sich Homosexualität verhin- dern oder verändern ließe, die unsere Gegnerinnen und Gegner eint. Für sie ist schwullesbisches Leben schlicht keine gleichwertige Lebensweise. Am eigentlichen Konferenztag versammelten sich dann rund 200 Protestierende vor dem Kongressort in Schkeuditz und trommelten im wahrsten Sinne des Wortes für gleiche Rechte, Vielfalt und Respekt und gegen verbohrte Ideologien. Elina Misulina musste sich samt ihrer Duma-Kolleginnen ihren Weg mit Hilfe der Polizei durch die Sitzblockade bahnen. Auf dem Podium hetzte sie dann gegen Lesben und Schwule und recht- fertigte die russische Politik mit dem Schutz von Familie und Volk. Gleichzeitig betonte sie, dass in Russland niemand diskriminiert würde. Dieser Widerspruch wurde vom anwesenden Publikumweitestgehend ignoriert. Wer Kritik äußerte, wurde laut anwesenden Journalistinnen und Journalisten aus dem Raum komplimentiert. Kein Wort davon, dass sie gerade einen Gesetzesentwurf auf den Weg bringt, der Kinder aus Regenbogenfamilien entfernen will. Kein Wort von den Foltervideos, auf denen nationalistische Gruppen Lesben und Schwule in Fallen locken und dann vor laufender Kamera quälen und demütigen. Am Nachmittag sprach mit Béatrice Bourges dann die zweite internationale Galionsfigur des homophoben Backlashs, relativierte die gewaltsamen Ausschreitungen gegen Lesben und Schwule im Zuge des Protests gegen die Eheöffnung und versprach, dass ihre Bewegung noch nicht am Ende sei. Ihre Tirade endete mit dem Wunsch nach einem „Deutschen Frühling“ und es ist wohl klar, dass dieser Frühling für Lesben und Schwule eher ein Winter ist. Währendessen fand auf dem Leipziger Augustusplatz die Abschlusskundgebung von NoCompact mit Redebeiträgen etwa vom LSVD Sachsen statt. Durch die gute Zusammenarbeit und die zahlreichen Protestteilnehmenden konnte der Kongress gemeinsam als das entlarvt werden, was er war: Eine Ansammlung von Verschwörungstheoretikern, Rechtspopulistinnen und demokratiefeindlichen Homosexuellen-Gegnern. Hartmut Rus, LSVD Sachsen sachsen.lsvd.de Leipzig protestier t gegen absurde Thesen Rechtspopulistische Internationale 23
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