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8 respekt | familie! B is heute ist das Coming-out in der Familie, vor Eltern, Partnerinnen und Partnern, Kindern und weiteren Verwandten, einer der schwie- rigsten Schritte. Ist er geschafft, müssen sich nun diese Familienmitglieder mit ihrem Coming- out als Angehörige auseinandersetzen. Zwar gibt es zumindest in den Großstädten Coming-out- Beratungsstellen für Homosexuelle. Für heterose- xuelle Angehörige sind dagegen Selbsthilfegruppen die Einrichtungen der Familiensozialarbeit wichtige und neutrale Anlaufstellen. Allerdings werden sozi- ale Fachkräfte in Aus-, Fort- und Weiterbildung kaum auf Fragen der sexuellen Identität vorbe- reitet, geschweige denn auf die Konfrontation mit möglichen Vorurteilen der Angehörigen von Lesben und Schwulen. In Fortbildungen zum Thema werden wenig- stens zwei Aspekte als Chancen und als Schwierigkeiten zugleich deutlich, mit denen sich Fachleute der Sozialen Arbeit auseinandersetzen müssen: der Anspruch, als Fachkraft vorurteils- frei zu sein, und die parallel bestehenden per- sönlichen Unsicherheiten und Stereotype über Homosexualität und ein Coming-out. Nur wenn diese beiden Felder gleichermaßen bearbeitet werden, können Angehörige von Lesben und Schwulen bei ihrem eigenen Coming-out kompe- tent und professionell begleitet werden. Aus diesen Erfahrungen des LSVD-Projekts „Homosexualität und Familien“ ist unser Handbuch „Homosexualität in der Familie“ entstanden. Es wendet sich vorrangig an (werdende) Fachleute der Sozialen Arbeit, sei es in der Ehe-, Familien-, und Lebensberatung, Erziehungsberatung, Schulsozialarbeit oder im Jugendamt. Aber auch Selbsthilfeorganisationen sowie niedrigschwel- lige und weiterführende Bildungseinrichtungen wie Familienzentren und Hochschulen sind Adressaten. Das Handbuch setzt bei der Frage an, welche Bilder, Stereotype und Vorurteile für den Themenkomplex Homosexualität und Familie von Bedeutung sind und wie Stereotype und Vorurteile in der Sozialen Arbeit wirken. Nach Einführung des Konzepts Regenbogenkompetenz und Erfahrungen der Teilnehmenden aus unseren For tbildungen und von Kooperationspar tnern widmen wir uns drei Schwerpunktthemen aus- führlicher: Die erste deutschsprachige Studie zu „Umgangsweisen mit einem Späten Coming-out“ wird vorgestellt. Die „Rolle ohne Skript“ von Großeltern in Regenbogenfamilien wird unter dem Aspekt der verschiedenen Herausforderungen betrachtet, die mit demWunsch nach Enkelkindern für Eltern von Lesben und Schwulen verbunden sind. Der Beitrag zu Homosexualität im Kontext von Migration beschäftigt sich mit der Komplexität von Fremdheitserfahrungen, wie sie nicht nur Lesben und Schwule mit Migrationshintergrund machen, sondern auch ihre Angehörigen. Das Handbuch bietet einen theoretischen Rahmen zum Thema Vorurteile und Stereotype sowie Fachinformationen zu beispielhaften Familienthemen. Darüber hinaus enthält es vor allem praxisorientierte Handreichungen für Reflexionsübungen und Anregungen, wie die eige- ne Beratungs- oder Bildungseinrichtung sich für Fragen der sexuellen Vielfalt öffnen kann, was es braucht, damit dies für die Klientinnen und Klienten auch sichtbar und erfahrbar wird. Wir haben dafür die Erfahrungen aus fast drei Jahren Projektarbeit und ca. 80 Veranstaltungen als eine Sammlung aus Informationen, Methoden und Anregungen zur Umsetzung aufbereitet. Mit Unterstützung von Gastbeiträgen aus unserem wissenschaft- lichen Beirat soll dieses Handbuch helfen, die Grundlagen der Regenbogenkompetenz in der Sozialen Arbeit mit Familien zu legen. Das Handbuch entstand im Rahmen des vom LSVD Familien- und Sozialvereins durchgeführten Modellprojekts „Homosexualität und Familien“. Das Projekt wurde von 2011 bis 2014 vom Bundesfamilienministerium (BMFSFJ) gefördert. Es kann kostenfrei unter bildung-beratung@ lsvd.de bestellt oder digital heruntergeladen wer- den unter www.homosexualitaet-familien.de Ilka Borchardt und Heiko Reinhold, Projekt „Homosexualität und Familien“ Homosexualität in der Familie LSVD-Handbuch für familienbezogenes Fachpersonal erschienen Homosexualität in der Familie LSVD-Handbuch für familienbezogenes Fachpersonal erschienen Konglomerat aus drei Jahren Projektarbeit Neue Adresse des LSVD Die LSVD-Bundesgeschäftsstelle in Köln ist umgezogen. Die neue Anschrift für den LSVD-Bundesverband, LSVD NRW und LSVD Köln lautet: Hülchrather Str. 4, 50670 Köln

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