respekt_heft_22_2015
16 17 respekt | bundesverband! respekt | bundesverband! Gleichstellung durchsetzen, Homo- und Transphobie zurückdrängen, Vielfalt weiterdenken LSVD-Perspektive 2020: Akzeptanz ohne Aber K ein Geburtstag ohne Feier! Und so wurde ein Vierteljahrhundert LSVD mit einem großen Festakt im Historischen Bärensaal begangen. LSVD- Bundesvorstände Imke Duplitzer und Axel Hochrein führten durch den Abend und begrüßten über 300 Gäste, Wegbegleiterinnen und Freunde im Historischen Bärensaal des Alten Stadthauses in Berlin. Mit Grußworten und Redebeiträgen gratulierten die Bundestagsvizepräsidentinnen Claudia Roth und Petra Pau, der US-Botschafter in Deutschland S. E. John B. Emerson, die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes Christine Lüders, die Generalsekretärin von Amnesty Deutschland Selmin Çalışkan und die Vorsitzende des Deutschen Frauenrats Hannelore Buls persönlich zu einem Vierteljahrhundert Engagement für „Gleiche Rechte, Vielfalt und Respekt“. Sie alle würdigten den enormen Beitrag des LSVD und zeigten sich als Verbündete für eine offene Gesellschaft, in der Vielfalt selbstbewusst und angstfrei gelebt werden kann. Denn angesichts Pegida, „Besorgter Eltern“ oder den Birgit Kelles und Matthias Matusseks dieser Republik, angesichts erbitterter Widerstände, absurdester Argumente sowie altbekannter Gegner und neuer Hetzerinnen, angesichts von Kriminalisierung, Verfolgung und Ächtung von LSBTI in vielen Ländern dieser Welt braucht es weiterhin einen kämpferischen und starken LSVD. Denn wie formulierte LSVD-Bundesvorstand Günter Dworek in seiner Rede: „Mit 17 hat man vielleicht noch Träume, aber mit 25 weiß man: Wir werden uns unsere Wünsche wohl alle selbst erfüllen müssen.“ Markus Ulrich Gäste aus Community, Politik und Gesellschaft Festakt zum Jubiläum Fotos: Tatjana Meyer A lle Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender, trans- und intersexuelle Menschen (LSBTI) sollen ein selbstbestimmtes, gleichberechtigtes Leben in einer freien und offenen Gesellschaft führen können. Auf dem Weg dorthin nimmt sich der LSVD für die nächsten fünf Jahre insbesondere fünf Ziele vor: • Den Wert von Vielfalt vermitteln : Homo- und Transphobie ver- letzen Menschen in ihrer Würde – dafür wollen wir die Sensibilität in der Gesellschaft schärfen. Ein Schritt dorthin ist, dass LSBTI in den Institutionen, z.B. den Rundfunk- und Fernsehräten, ange- messen vertreten sind. Der LSVD will zudem erreichen, dass die Bundesregierung einen wirksamen nationalen Aktionsplan gegen Homo- und Transphobie aufstellt. • Pädagogik der Vielfalt : Die schulische Beschäftigung mit LSBTI ist ein fundamentaler Bestandteil von Demokratie- und Menschenrechtsbildung. Der LSVD will erreichen, dass in allen Bundesländern Bildungspläne für eine Pädagogik der Vielfalt, die LSBTI ausdrücklich benennt, verankert werden. • Ehe für alle endlich durchsetzen : Viele demokratische Länder haben bereits die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet und es werden ständig mehr. Wir setzen große Hoffnungen darauf, dass der Oberste Gerichtshof der USA im Juni 2015 Lesben und Schwulen zu ihrem verfassungsmäßigen Recht auf Gleichbehandlung verhelfen wird. Das wird auch auf Deutschland ausstrahlen. Deutschland darf sich nicht in der demokratischen Wertegemeinschaft isolieren. • Rehabilitierung und Entschädigung : Keinen Aufschub duldet die vollständige Aufarbeitung der Menschenrechtsverletzungen durch antihomosexuelle Strafgesetze. § 175 StGB war von Anfang an grundgesetzwidrig. Der Bundestag muss die Urteile aufheben, und zwar unverzüglich, damit wenigstens einigen der Verfolgten noch zu ihren Lebzeiten Gerechtigkeit widerfährt. • Menschenrechte stärken, Flüchtlinge schützen : Wir konnten die deutsche Außen- und Entwicklungspolitik dazu bewegen, sich auch der Menschenrechte von LSBTI anzunehmen. Das Engagement ist aber deutlich steigerungsfähig. Die globale Antwort auf Unterdrückung muss die konsequente Förderung von Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechtsbildung sein, die LSBTI immer ausdrücklich und gleichberechtigt einbezieht. Vor Gefahr für Leib und Leben flie- hen auch LSBTI nach Deutschland. Der LSVD setzt sich für faire Asylverfahren ein. Er macht sich stark für die menschenwürdige Aufnahme, Unterbringung und Unterstützung von Flüchtlingen. Der LSVD hat sich immer wieder modernisiert und verbreitert. Auch in den nächsten fünf Jahren wollen wir unseren Verband weiterentwickeln: • Diversity fördern : Auch zivilgesellschaftliche Organisationen sind aufgefordert, sensibel für die Pluralität der Gesellschaft hinsichtlich Gender, Herkunft, Hautfarbe, Behinderung, sexueller Orientierung, geschlechtlicher Identität, Alter und vielem mehr zu sein. Der LSVD möchte diese Vielfalt bei sich stärker ansprechen. Trans* und Inter*- Themen wollen wir stärker zum Ausdruck bringen. • Bündnisarbeit verstärken : Wir arbeiten mit in vielfältigen Bündnissen für Gleichberechtigung. Diese Zusammenarbeit wollen wir ausbauen – innerhalb und außerhalb der LSBTI-Community. • Familienvielfalt weiterdenken : Regenbogenfamilien sind vielfältig. Immer öfter übernehmen auch mehrere Personen faktisch elterliche Verantwortung. Das Ziel muss sein, dass im Interesse desKindeswohls die Bereitschaft zur Übernahme elterlicher Verantwortung in neuen Familienformen vom Recht besser anerkannt wird. • Zur Beteiligung einladen : Die schrillen Stimmen der letzten Monate machen deutlich: Gleiche Rechte werden immer wieder verteidigt, um Vielfalt und Respekt wird immer wieder neu gerungen. Der LSVD will neue Mitglieder gewinnen und seine Einladung an junge Menschen verstärken. Damit gleiche Rechte, Vielfalt und Respekt gemeinsam Wirklichkeit werden. Kernpunkte des auf dem Verbandstag 2015 verabschiedeten Perspektivantrags Vollständige Version unter www.lsvd-blog.de/?p=9775
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