respekt_heft_22_2015
22 23 respekt | länder! respekt | länder! A ktionspläne gegen Homo- und Transphobie gehören zu den Hauptforderungen des LSVD. Wie wichtig solche Pläne sind, zeigen die abstrus geführten Diskussionen von CDU / CSU, AfD oder „Besorgten Eltern“, die Akzeptanz von Vielfalt als „Frühsexualisierung“ diffamieren, oder die dubiosen Machenschaften sogenannter „Homo-Heiler.“ Nachdem Berlin, Rheinland-Pfalz, Schleswig- Holstein und Nordrhein-Westfalen Aktionspläne bereits etabliert haben und in Baden-Württemberg, Hessen und Bremen die Umsetzung bevor steht, ziehen auch die Landesregierungen zwischen Ostsee und Thüringer Wald nach. In Mecklenburg-Vorpommern haben Politik und Community 2014 begonnen, den „Landesaktionsplan für Gleichstellung und Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalten“ mit Leben zu füllen. Der LSVD-Landesverband übernahm die hauptamtliche Koordination und bereitet nun mit dem zuständi- gen Ministerium die Umsetzung vor. Geschäftsführer Roy Rietentidt betont: „Die Gleichberechtigung von queeren Lebensweisen lässt sich nicht allein durch Gesetze verordnen. Mit einem Landesaktionsplan können wir ein wichtiges Zeichen setzen, um die Gesellschaft für gleichgeschlechtliche Lebensweisen weiter zu sensibilisieren und gegen Homophobie zu wirken.“ In Sachsen hat die Große Koalition ebenfalls die Erstellung eines Aktionsplans zuge- sagt. Jeglicher Form von Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität soll entgegengewirkt werden. „Ein Aktionsplan ist ein erster wichtiger Schritt, um nicht nur alltäglicher Homo- und Transphobie zu begegnen, sondern um endlich auch gegen die zutiefst menschenverachtenden ‚Therapieangebote‘ von christlich-fundamentalistischen Organisationen vorgehen zu können“, erklärt Tom Haus, Sprecher des LSVD Sachsen. Auch die neue thüringische Landesregierung will Akzeptanz und Gleichstellung aller Lebensweisen fördern. Im aktuellen Koalitionsver trag wurde „die Entwicklung eines Landesprogramms für Akzeptanz und Vielfalt (vereinbart), das in einem gleichberechtigten Dialog von Vereinen/Initiativen aus dem LSBTI-Bereich einerseits und dem Land sowie den Kommunen andererseits Maßnahmen zur Überwindung diskriminierender Regelungen/ Verfahren beschreibt.“ In Brandenburg hat sich der LSVD nach den Wahlen im vergangenen Jahr an die zuständigen Ministerien gewendet. „Unser erstes Gespräch mit dem inzwischen zurückgetretenen Innenstaatssekretär hat jedoch gezeigt, dass es noch kein ausreichendes Problembewusstsein in der Landesregierung gibt. Der politische Druck muss wachsen.“, so Landesgeschäftsführer Jörg Steiner t. „Im Nachbarbundesland Berlin hingegen ist bislang nicht genau abzusehen, ob der von der Regierungskoalition angekündigte Ausbau von Projekten in den Bereichen Aufklärung, Beratung und Opferhilfe tatsächlich ermöglicht wird. Wir hoffen sehr, dass Berlin seine deutschlandweite Vorreiter-Rolle im Kampf gegen Homo- und Transphobie halten kann“, so Steinert weiter. Der LSVD Sachsen-Anhalt hatte im Januar den beschlossenen Antrag des Landtages begrüßt, der die Landesregierung mit der Umsetzung des „Gesamtgesellschaftlichen Aktionsplans für Akzeptanz von LSBTI und gegen Homo- und Transphobie“ beauftragt. Der Landesverband hatte als Mitglied des Lesben- und Schwulenpolitischen Runden Tisches den Aktionsplan initiiert und miter- stellt. „Mit dem Landtagsbeschluss liegt der Ball nun bei der Landesregierung. Diese fordern wir auf, das Aktionsprogramm zügig umzusetzen. Mit der gesam- ten Gesellschaft, insbesondere aber mit Lehrkräften, Jugendlichen und deren Eltern, der Presse und den Religionsgemeinschaften ist ein breiter öffentlicher Dialog zu führen, um Wissen zu vermitteln und um Vorbehalte und Ängste abzubauen“, unterstrich Sprecher Martin Pfarr. René Mertens www.lsvd.de/politik/aktionsplaene- in-den-laendern.html Neue Bundesländer bekommen Aktionspläne gegen Homo-und Transphobie LSVD bringt frischen Wind A lles begann 1995: Am 11. Februar wurde der SVD Hamburg gegründet, vier Jahre später wurde der „Schwulenverband“ dann zum LSVD. Nach Höhen und Tiefen und zeitweilig auch ohne aktiven Vorstand gingen wir 2008 an den Start und haben den Landesverband neu aufgebaut. Seitdem haben wir eine Menge auf den Weg gebracht. Von Anfang an haben wir uns in die Hamburger Politik eingemischt und konnten den Kontakt mit allen Parteien weiter vertiefen. In der Hamburger Community sind wir sehr gut vernetzt. Kooperationen, gemeinsame Veranstaltungen sowie Unterstützung für Projekte gehören fest zu unserem Jahresprogramm. Vertreten sind wir u.a. im Lesbennetzwerk und im Netzwerk deutsch- russischer Jugendaustausch und in der LAG L+S Hamburg, einem paritätischem Netzwerk, in dem die einzelnen, eigenständigen Einrichtungen und Projekte arbeitsteilig und in enger Kooperation verbunden sind. Seit 2009 organisieren wir am 17. Mai den Rainbowflash, der jedes Jahr von einem breiten Bündnis getragen wird. Mit der weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Luftballonaktion setzen wir am Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie ein deutliches Zeichen für Menschenrechte. Wir erinnern daran, dass überall auf der Welt Menschen aufgrund ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität diskriminiert, miss- handelt, vergewaltigt, gefoltert und ermordet wer- den. 2012 haben wir für dieses Engagement den Demokratiepreis erhalten, mit dem das „Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt“ vorbildliche Projekte auszeichnet. Im Rahmen der Städtepar tnerschaft Hamburg – St. Petersburg führen wir zudem seit Jahren bilaterale Projekte im Bereich der Jugendarbeit durch. Dank der Unterstützung in Hamburg (Politik, Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch und nicht zuletzt die Community) konnten unser Fachkräfteaustausch und die Jugendbegegnungsmaßnahmen trotz aller Widrigkeiten auf russischer Seite bislang immer stattfinden. Doch für unsere Partnerorganisationen „Coming Out“ und „Side by Side“ hat sich die Situation weiter dramatisch verschlechtert, Anti- homosexualitätsgesetz, Agentengesetz, Zensur, Anschläge auf Oppositionelle und Minderheiten – die Lage wird immer bedrohlicher. Die Zahl derer, die diesen enormen Druck nicht mehr aushalten können und ausreisen wollen, nimmt stetig zu. Trotzdem planen wir sowohl zum diesjährigen Hamburger CSD als auch zum „QueerFest“ in St. Petersburg wieder gemeinsame Aktionen. Darüber hinaus werden wir und unse- re Partnerorganisationen am deutsch-russischen Jugendevent „Energize your City“ in Hamburg teilnehmen. Vom 14. bis 23. August wollen 300 junge Menschen aus St. Petersburg, Dresden und Hamburg zeigen, wie lebhaft, vielfältig und zukunftsweisend die Städtepartnerschaften und ihre Jugendarbeit sind. Für unsere Arbeit sind wir mit dem PRIDE AWARD 2014 ausgezeichnet worden, mit dem der Hamburg Pride Menschen ehrt, die sich um das queere Leben der Stadt verdient gemacht haben. Erstmals hat damit auch eine lesbische Frau die Auszeichnung erhalten. Unser 20jähriges Bestehen haben wir gleich zweimal begangen: Mit einem Sektempfang sowie der großen Jubiläumsgala „Szene, Sport und Safer Sex – Eine Gala, die verbindet“. Mit dieser Benefizgala haben der LSVD Hamburg (20), der schwul/ lesbische Sportverein Startschuss (25) und der schwule Infoladen Hein & Fiete (25) gemeinsam ihre Jubiläen gefeiert. Unsere erfolgreiche Arbeit wollen wir in 2015 fortsetzen. Wir haben viel erreicht und doch noch viel zu tun! Barbara Mansberg und Wolfgang Preusner, LSVD Hamburg www.hamburg.lsvd.de Der LSVD Hamburg im Jubiläumsjahr 20 Jahre für Gerechtigkeit Wolfgang Preusner und Barbara Mansberg , Landesvorstände in Hamburg Zusammen mit der russischen Community Wo bleibt Brandenburg? Foto: LSVD Hamburg René Mertens , Bund-Länder-Koordinator Foto: LSVD
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