respekt_heft_22_2015

24 25 respekt | länder! respekt | länder! D en LSVD noch bekannter zu machen und unserem Landesverband in Niedersachsen und Bremen ein Gesicht zu geben - diese Idee hatten wir. Aber wie? Einfach nur nett in die Kamera lächeln und daneben zu schreiben, man sei schwul oder lesbisch, reißt heutzutage doch keinen mehr vom Hocker. Ein prominentes Gesicht musste her. Aber welches? Vor dieser schweren Frage stand im Herbst letzten Jahres der Vorstand des LSVD Niedersachsen-Bremen. Mit einer Postkartenkampagne wollten wir uns in der Öffentlichkeit zeigen. Aber es sollte nicht einfach irgend- eine Postkarte sein, es sollte etwas sein, das die Aufmerksamkeit im Vorbeigehen auf sich zieht und die Menschen neugierig macht. Ein Promi musste her. Promis richten es doch eigentlich immer und machen die Leute aufmerksam. Doch wer ist prominent genug, beliebt, aber nicht zu trashig? Wer ist besser: eine Politikerin, ein Musiker, eine Sportlerin oder ein Showstar? Und aus Niedersachsen oder Bremen musste die Person für den Bezug zum Landesverband natürlich auch kommen! Eine solch einfache Frage entfachte eine hit- zige Debatte. Werbung zu machen ist gar nicht so einfach. Nach einer langen Diskussion, viel Kaffee und Keksen stand der Gewinner fest: Dr. Henning Scherf, ehemaliger Bürgermeister von Bremen und Vater einer lesbischen Tochter. Von Anfang an war der Name im Gespräch und zählte zu den absoluten Favoriten. Die Werbekampagne schrieb sich dann wie von selbst. Henning Scherf wird mit der Sprechblase „Ich bin lesbisch“ versehen. Ob der Politiker das wohl mitmacht? - fragten wir uns. Schließlich war die Idee doch schon recht provokant. Und ob! Henning Scherf war sofort von unserer Idee begeistert und zu einem Fotoshooting bereit. Mit viel Spaß und Enthusiasmus unterstützte uns Scherf im öffentlichen Auftreten unseres Landesverbands. 2015 steht der LSVD Niedersachsen-Bremen also ganz im Zeichen von Dr. Henning Scherf vor einem grünen Hintergrund und mit der Aussage „Ich bin lesbisch“. Wir werben so auf Postkarten, Plakaten, Flyern und unserer Homepage für uns. Sicher wird der eine oder die andere in den nächsten Monaten unserem Gesicht aus Niedersachsen und Bremen begegnen; sei es in einer Kneipe oder auf einem der CSDs in Niedersachsen. Stephan Haller LSVD Niedersachsen-Bremen Das Gesicht des LSVD Niedersachsen-Bremen Henning Scherf ist lesbisch I m August 2014 wurde im Rathaus zu Lübeck das schleswig-holsteinische Aktionsbündnis gegen Homophobie begründet. Ziel ist dabei, gesell- schaftlich relevante Gruppen, Verbände, Firmen sowie Vereine für eine gleichberechtigte Gesellschaft mit ins Boot zu holen. Das „Bündnis gegen Homophobie“ stellt dabei einen weiteren Baustein für ein gerechtes und offenes Schleswig-Holstein dar – dafür stehen die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner der „Lübecker Erklärung für Akzeptanz und Respekt“ ein. Zu den elf Erstunterzeichnenden gehörten im vergangenen Sommer z. B. die AOK Nordwest, der AWO, der PARITÄTISCHE, die Landesverbände des Deutschen Fußballbundes, die Konditorei Junge (bundesweit mit der Burger- Kette „Hans im Glück“ auf Expansions-Kurs) sowie der Golf Club Sylt. Inzwischen ist dieser gesellschaftliche Querschnitt u. a. durch die Türkische Gemeinde sowie den Landesjugendring Schleswig-Holstein berei- chert worden. Im Bildungswesen konnten derweil mit der Europa-Universität Flensburg und der Christian-Albrechts-Universität Kiel renommierte Partner hinzugewonnen werden. Zuletzt unterzeichnete am 30.03.15 öffentlich die Stadt Flensburg in ihrer Funktion als eine der größten Arbeitgeberinnen vor Ort die „Lübecker Erklärung“. Sie bekennt sich somit als erste norddeutsche Kommune zu Akzeptanz und Respekt gegenüber allen Menschen und verpflichtet sich so ebenfalls dazu, im Alltag jeglicher Form von Diskriminierung entgegenzutre- ten. So wird die Stadt Flensburg mit den Akteurinnen und Akteuren vor Ort sowie dem LSVD konkrete kommunale Maßnahmen gegen Homophobie entwickeln. Es zeichnet sich bereits jetzt ab, dass weitere Kommunen hin- zukommen werden. So hat erst kürzlich der Kreis Rendsburg-Eckernförde ebenfalls seinen Beitritt beschlossen. Danny Clausen-Holm, LSVD Schleswig-Holstein www.echte-vielfalt.de/buendnisse E rst kürzlich erreichte uns die traurige Nachricht, dass unsere ehemalige Kollegin Christine Przytulla am 21. Januar gestorben ist. Sie wurde nur 62 Jahre alt. Christine war von September 2000 bis Ende 2001 LSVD-Geschäftsführerin, in einer Zeit also, die für unseren Verband von vielen Veränderungen gekennzeichnet war: Zum einen erhielten wir verstärkt Unterstützung für Projektarbeit seitens der Bundesregierung, so dass Christine in konzeptioneller und personaltechnischer Hinsicht gefordert war. Zum anderen kamen die gesellschaftlichen, gerichtlichen und parlamentarischen Auseinandersetzungen um das Lebenspartnerschaftsgesetz, das schließlich am 1. August 2001 in Kraft trat. Auf diesem Gebiet brauchte es viel Überzeugungskraft, und auch hier war Christine dem LSVD eine unersetzbare Stütze. Christine kam es darauf an, günstige politische Situationen zu nutzen und Positionen zu erkämpfen, die auch bei geänderten Machtverhältnissen nicht einfach rückgängig gemacht werden können. Denn ein Einstellungswandel der Gesellschaft ist natürlich oftmals ein Prozess von Jahrzehnten, wie sie gerne sagte. Ich lernte Christine als freundliche, professionelle und hoch motivierte Kollegin kennen. Zuvor hatte sie über zehn Jahre als Geschäftsführerin der „Aktion Psychisch Kranke“ in Bonn gearbeitet, wo sie eben auch für die Beantragung von Förderungen aus Bundesmitteln zuständig war. Sie arbeitete sich schnell in die kom- plexe LSVD-Struktur ein und gewann die Sympathien der Kolleginnen und Kollegen in der Geschäftsstelle, des Bundesvorstandes und der Landesverbände. Wir trauern um Christine. Sie hat sehr viel für den LSVD geleistet. Unser Mitgefühl gilt ihrer Familie und ihrer Lebenspartnerin Regina. Klaus Jetz Aktionsbündnis gegen Homophobie läuft gut an Gemeinsam stärker Nachruf Christine Przytulla Neue Kampagne Foto: privat Fotos: LSVD Niedersachsen-Bremen Henning Scherf im Gespräch mit dem LSVD Niedersachsen-Bremen

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