respekt_heft_23_2016

12 respekt | regenbogenfamilien! E ltern stehen nicht selten vor Heraus­ forderungen, die ohne eine kompetente Beratung und Unterstützung schwer zu mei- stern sind. Das trifft auf Regenbogenfamilien ebenso zu, wie auf alle anderen Familienformen. Als Eltern sind lesbische Mütter, schwule Väter und Trans*-Eltern mit den typischen familienbezo- genen Herausforderungen konfrontiert, wie etwa der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, erziehe- rischen Aufgaben, organisatorischer Überlastung oder kleineren und größeren Beziehungskrisen. Darüber hinaus sehen Regenbogenfamilien sich als eine auffallend andere Familienform vor ganz spezifische Anforderungen gestellt, wie z. B. Grauzonen und Hürden bei der Verwirklichung des Kinderwunsches, den stressreichen Umweg der Stiefkindadoption, den derzeit alle Mütter- oder Väterpaare gehen müssen, um ihre Kinder doppelt rechtlich abzusichern, bis hin zum alltäglichen Coming-out für Eltern und Kinder. Bei all diesen Aufgaben kann ihnen eine fach- kundige Begleitung und Beratung durch lokale Familien- oder Erziehungsberatungsstellen eine große Unterstützung sein. Doch Regenbogenfamilien nutzen diese Angebote sehr selten. Warum? Sie äußern häufig die Sorge, dass Berater_innen zu wenig über ihre Familienform wissen oder ihnen mit Vorbehalten begegnen könnten. Gerade in Zeiten größerer Verletzlichkeit wollen sie hier kein Risiko eingehen und wenden sich eher an die bundesweit sehr rar gesäten LSBTTI*-Spezialberatungsstellen. Doch gerade die wohnortnahe und regelmäßige Begleitung durch erfahrene Berater_innen ist für Familien mit ihren knappen Zeitkontingenten uner- setzbar. Mit dem dreijährigen Modellprojekt „Beratungs- kompetenz zu Regenbogenfamilien“ will der LSVD gemeinsam mit dem Bundesfamilienministerium eine Lücke schließen, damit Regenbogenfamilien zunehmend wohnortnah fachkundigen Rat und Hilfe erhalten und sich willkommen fühlen können. Verschiedene Angebote werden Berater_innen darin unterstützen, ihre RegenbogenFAMILIEN­ kompetenz zu stärken, sich mit den aktuellen Herausforderungen und Potenzialen von Regenbogenfamilien ver traut zu machen und Hürden für Ratsuchende zu verringern. Einen Schwerpunkt stellen hierbei kostenfreie Workshops rund um das Leben und die Beratung von Regenbogenfamilien dar. Besonders liegt uns hier die Förderung der Selbstkompetenz am Herzen. So laden wir dazu ein, die eigene Haltung gegenüber sexueller Vielfalt und der Vielfalt von Familienformen in einer achtsamen und unterstützenden Atmosphäre bewusst werden zu lassen. Ergänzt werden unsere For tbil­ dungsangebote durch umfangreiche Materialien und ein für Trainees exklusives Forum zum fach- lichen Austausch im Rahmen des projekteigenen Internetportals. Eine Personengruppe, die nicht zur Mehrheits­ gesellschaft gehört und auf eine lange Historie der Unsichtbarkeit und der Diskriminierung zurückblickt, fühlt sich nicht mitgemeint, wenn sie nicht klar angesprochen wird oder Signale erhält: „Hier seid Ihr willkommen!“ Deshalb werden im Projekt Medien erstellt, die mitwirkende Institutionen für ihre Öffentlich­ keitsarbeit nutzen können, um Hürden für ratsuchende Regenbogenfamilien zu reduzieren. Interessier t? Ein Besuch unserer Projekt- homepage lohnt sich: www.regenbogenkompetenz.de Hier erfahren Interessierte alles zu Projekt, aktuellen Terminen, Workshop-Themen, Buchungsmöglichkeiten und (bald) den bundesweiten Beratungsangeboten mit RegenbogenFAMILIENkompetenz. Dr. Elke Jansen Leiterin des Projektes „Beratungskompetenz zu Regenbogenfamilien“ Neues Projekt gestar tet Regenbogenfamilienkompetenz Stärken Sie Ihre Regenbogenkompetenz durch praxisnahes Wissen und neue Impulse zur Selbstreflexion! Sie beraten Regenbogenfamilien wertschätzend, fachkundig und diskriminierungsfrei? Lassen Sie Ihr Beratungs- angebot auf unserer „Regenbogenkompetenz- Adressdatenbank“ listen. Foto: Stefan Wernz

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