respekt_heft_23_2016

16 hirschfeld-eddy -stiftung! M asakhane ist das größte jemals vom Bundesministerium für wir tschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung geför- der te Projekt im Bereich LSBTI-Menschenrechte. Projektpartnerin ist die Coalition of African Lesbians (CAL). Geschäftsführerin Dawn Cavanagh im Gespräch mit LSVD-Bundesvorstand Uta Schwenke und Judith Menzl. Was macht CAL? CAL ist ein Netzwerk, basierend auf 30 Mitgliedsorganisationen in neunzehn verschiedenen Ländern in Subsahara-Afrika. Wir sind Aktivistinnen. Wir sind Feministinnen. Wir wollen Veränderungen in Richtlinien, Gesetzen, Strategien und in der Praxis von Menschenrechten für alle Menschen, in allen Ländern des afrikanischen Kontinents. Man kann nicht für Frauenrechte kämpfen, ohne sich dabei auch mit den sexuellen und reproduktiven Rechten auseinanderzu- setzen. Wir arbeiten z.B. bei den Vereinten Nationen und der Afrikanischen Kommission. Dort wollen wir Entscheider_innen überzeugen, diese Rechte anzuer- kennen. Vielen von ihnen fällt es immer noch schwer, diese Rechte als Menschenrechte zu akzeptieren. In Südafrika haben Lesben und Schwule gesetz- lich gleiche Rechte. Das ist ein Unterschied zu Deutschland. Was für eine Bedeutung haben diese Rechte für Sie? Einerseits haben wir in Südafrika diese wunderbare Verfassung, mit der wunderbaren Gleichbehandlungs­ klausel und den großartigen Grundrechten. Andererseits hat sich an der alltäglichen Realität nicht viel geändert. Oder es wurde noch schlimmer. Trotz des fortschritt- lichen Rechtssystems ist das Ausmaß von Gewalt – körperlicher Gewalt, sexueller Gewalt, Vergewaltigung, Mord – sehr hoch. Wir müssen dafür sorgen, dass ein fortschrittliches Rechtssystem vorhanden ist, aber wir müssen auch in soziale Veränderungen investieren und die Einstellungen und Denkweise der Leute ändern. Was bedeutet es in Südafrika lesbisch zu sein? Sie haben schon erwähnt, dass viel Gewalt dazugehört. Ja, aber es geht in unseren Leben nicht nur um Gewalt. Denn was uns aufrechterhält ist, dass wir auch viel Freude in unseren Leben haben. Es gibt viel zu feiern, nämlich unseren eigenen Mut und unsere Widerstandsfähigkeit gegen diejenigen, die uns unter- drücken wollen. Was bedeutet es lesbisch zu sein? Lesben sind Menschen mit Rechten, und mehr und mehr nehmen wir uns diesen Raum und nehmen uns diese Rechte. Zugleich bedeutet es auch Elend und Härte für viele Frauen. Manche von uns sind durch unsere soziale Herkunft geschützt. Zum Beispiel Frauen wie ich, die einen Job haben, ein Einkommen und ein Haus mit guten Sicherheitsvorkehrungen. Es kommt oft vor, dass jungen lesbischen Frauen der Schulabbruch droht. Die jungen Lesben werden oft sexuell belästigt, manchmal sogar vergewaltigt, und es ist oft unmöglich für sie, weiterhin die Schule zu besuchen. Und ohne Schulabschluss hat man keine Ausbildung und ohne Ausbildung bekommt man keinen Job. Armut und Obdachlosigkeit entstehen auch aufgrund sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität. CAL leitet in Zusammenarbeit mit dem LSVD und filia.die frauenstiftung das Masakhane-Projekt. Es ist ein dreijähriges Projekt mit weiteren Organisationen aus Namibia, Sambia, Simbabwe und Botswana. Können Sie uns von dem Projekt erzählen? Dieses Projekt ist sehr aufregend und wichtig für uns. In den letzten zehn Jahren haben wir uns fast nur auf Interessenvertretung konzentriert, d.h. hauptsächlich auf die Arbeit bei der UN, der Frauenrechtskommission beim UN-Menschenrechtsrat und der Afrikanischen Kommission für Menschen- und Völkerrechte. Das musste so sein, denn unser Ziel war Sichtbarkeit. Jedoch haben wir kaum mit unseren Mitgliedern in den Ländern gearbeitet. Dawn Cavanagh von der Coalition of African Lesbians „Es gibt viel zu feiern, nämlich unseren eigenen Mut!“ Dawn Cavanagh Coalition of African Lesbians

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