respekt_heft_24_2017
14 respekt | bundesverband! E ine LSVD-Kampagne fand 2015 viel Unterstützung und hatte letztlich Erfolg. Mit Jenny Renner, LSVD-Bundesvorstand und Sprecherin des LSVD Thüringen, gibt es seit Mai 2016 erstmalig eine Vertretung von LSBTTIQ im ZDF-Fernsehrat. Liebe Jenny, seit einem Jahr vertrittst du LSBTTIQ im ZDF-Fernsehrat. Was machst du dort? Ich arbeite im Plenum und in zwei Ausschüssen mit: Zumeinen imAusschussPartnerprogramme (u.a. 3Sat, KIKA, ARTE) und zum anderen im Ausschuss Programmdirektion, wo es um alle Themen geht, die nicht die Nachrichten- und Sportformate betreffen. Mir ist es sehr wichtig, mir im Kontakt mit den Menschen vor Ort ein Bild zu machen und auch persönlich Redaktionen und andere Medienmacher*innen für das Thema LSBTTIQ zu sensibilisieren. So konnte ich beispielsweise schon das ZDF-Landesstudio in Thüringen und den Kinderkanal besuchen. Welche Möglichkeiten siehst Du, LSBTTIQ- Themen in das ZDF und/oder seinen Partnerprogrammen einzubringen? Unsere Chance besteht darin, dass staatsver- traglich geregelt ist, mit welchem Fokus der öffentlich-rechtliche Rundfunk berichten soll – nämlich allumfassend und unter Darstellung der gesellschaftlichen Realitäten. Und genau hier ist mein wichtigster Anknüpfungspunkt. Denn selbstverständlich gehören LSBTTIQ in ihrer Vielfalt zu den erwähnten gesellschaftlichen Realitäten dazu. Sie müssen in den fiktionalen und nicht-fiktionalen Beiträgen des ZDF endlich mehr Sichtbarkeit erhalten. Hast Du auch schon aus der Community Impulse oder auch Beschwerden bekommen? Natürlich bekomme ich Hinweise und Programmbeschwerden aus der Community. Diese leite ich weiter und bleibe auch selbst am Ball, was die Rückmeldungen der Sender betrifft. Besonders die Sprache und die Verwendung von Bildern sind immer wieder in der Kritik. Ich denke, hier ist grundsätzlich eine Sensibilisierung von Redaktionen notwendig. Ich stell mir vor, dass Du bei Deiner Arbeit nicht immer mit offenen Armen empfangen wirst und Mitarbeitende der Redaktionen und Sender nicht immer offen für „Sichtbarkeit & Akzeptanz von LSBTTIQ“ sind? Diesen Eindruck kann ich bisher in keiner Weise bestätigen. Es gibt natürlich auch Mitarbeitende, die selbst schwul oder lesbisch sind. Mein Eindruck ist aber bisher, dass es keine Rolle spielt und auch keine Rolle spielen sollte, ob jemand lesbisch, schwul, hetero- sexuell, trans* und/ oder intergeschlechtlich ist – die Qualität der Arbeit steht im Fokus, nichts anderes. In diesem Zusammenhang prüft übrigens derzeit das ZDF, auf meinen Vorschlag hin, die Einführung und Erstellung eines Diversity- Konzeptes für den Bereich Personal. Denn 10 Jahre nach Einführung des AGG sollten gerade die öffentlich-rechtlichen Sender hier Vorbild sein. Welche Herausforderungen hast Du Dir für 2017 vorgenommen? Ich würde mich freuen, wenn das ZDF und seine Partnerprogramme ein internes Diversity- Konzept auf den Weg bringen. Außerdem gilt es, die Sender in ihrer Berichterstattung noch mehr für das Thema LSBTTIQ zu sensibili- sieren. Sei es in der Art der Darstellung von LSBTTIQ in Beiträgen oder in der Aufnahme von queeren Charakteren bei fiktionalen Formaten. Was ich mir aber vor allem wünsche, ist mehr Beteiligung der Community mit ganz konkreten Vorschlägen, wie die Bandbreite von LSBTTIQ besser und wertschätzender dargestellt werden kann. Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg! Jenny Renner im ZDF-Fernsehrat Mit dem Zweiten sieht man queer Für die respekt wurde das Interview gekürzt. Die ungekürzte Version findet sich unter www.lsvd-blog.de/?p=14019 Marlehn Thieme , Vorsitzende des ZDF-Fernsehrats: „Der Fernsehrat ist nach seiner Neukonstituierung im Juli 2016 bunter und vielfältiger geworden. Er bildet die Lebensverhältnisse aller gesellschaftli- chen Gruppen noch stärker als vorher ab, etwa durch Vertreter aus den Bereichen LSBTTIQ, Internet, Migranten und Musik. Er ist auch jünger und mit einem Frauenanteil von über 40% weiblicher geworden.“ Foto: LSVD Jenny Renner, LSVD-Bundesvorstand und Mitglied im ZDF-Fernsehrat
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