respekt_heft_24_2017
16 respekt | regenbogenfamilien! E ltern stehen nicht selten vor Herausforderungen, die ohne eine kompetente und unterstützende Beratung schwer zu meistern sind. Das trifft auf Regenbogenfamilien ebenso zu wie auf alle anderen Familienformen. Doch bisher nutzen lesbische Mütter, schwu- le Väter und/oder Trans*Eltern lokale Familien- und Erziehungsberatungsstellen selten, weil sie befürchten, auf Unwissen und Vorurteile zu stoßen. Mitglieder von Regenbogenfamilien sollen wohnor tnah fachkundigen Rat erhalten und sich willkommen fühlen können – das ist das Ziel des LSVD- Modellprojekts „Beratungskompetenz für Regenbogenfamilien“. Seit Sommer 2016 bietet das vom Bundesfamilienministerium (BMFSFJ) geförder te Projekt bundes- weit For tbildungen für Fachkräfte aus Beratungseinrichtungen an. Auf der Fachtagung „Regenbogen familien bewegen! Beratung zukunfts- trächtig gestalten.“ bot sich am 09. Mai 2017 dann die Gelegenheit, zen- trale Themen intensiver zu beleuchten. Über 100 Fachkräfte aus der Familien-, Erziehungs-, Schwangerschafts- und Paarberatung informierten sich, tauschten sich aus und diskutierten in Vorträgen, Foren und Podien. „Der Regenbogen ist ein schö- nes und treffendes Bild dafür, wie bunt und vielfältig Familien sind.“ Mit die- sen Worten begrüßte die Schirmherrin Bundesfamilienministerien Manuela Schwesig in ihrer Videobotschaft die Teilnehmenden. Sie dankte den Projektmitarbeiterinnen Elke Jansen und Kornelia Jansen für die erfolgreiche Zusammenarbeit. Gemeinsames Ziel sei eine alltägliche Selbstverständlichkeit und rechtliche Anerkennung familiärer Vielfalt. Nach einem Überblick über die Unterschiede in der rechtlichen Anerkennung und Gleichstellung von Regenbogenfamilien in Europa durch Björn Sieverding (Mitglied im Vorstand des Network of European LGBTIQ* Families Association / NELFA), diskutierten junge Erwachsene aus Regenbogenfamilien mit Dr. Ralf Kleindiek, Staatssekretär im Bundesfamilienministerium. Der betonte, dass eine unterschiedliche Behandlung von Familien ein klarer Rechtsverstoß sei, der durch Öffnung der Ehe abgestellt werden müsse. Er hoffe, dass die Bundeskanzlerin sich in dieser Frage bewege und Einsicht zeige. Innerhalb der Bundesregierung habe das Familienministerium (BMFSFJ) durch die Einrichtung des Referates für gleichgeschlechtliche Lebensweisen und Geschlechtsidentität für mehr Sichtbarkeit von LSBTI gesorgt. Wie sieht die Lebensrealität von Regenbogenfamilien aus? Für Malte waren es nicht so sehr die rechtlichen Unterschiede, die ihn als Kind tangierten. Im Normalfall bekomme man die als Kind ja nicht mit, es sei denn, es passiere was Schlimmes. Man bekomme aber mit, was die Gesellschaft so alles auf einen proji- ziere, welche Vorstellungen und Vorurteile mit einer Regenbogenfamilie verbunden sind. Theresa beklagt, dass man noch immer nicht überall als Familie angese- hen werde oder auf Vorurteile stoße. So habe sie schon erlebt, dass ihre Mütter an der Kasse im Freibad wegen des Familienrabatts diskutieren mussten. Für Lena ist klar: Diejenigen, die Vorbehalte hätten, müssten nur einige Stunden mit Regenbogenfamilien verbringen, um fest- zustellen, wie unspektakulär es eigentlich ist, in einer Regenbogenfamilie zu leben. In ihrem Referat zeigte die Münchener Soziologin Dr. Imke Schminke, wie das Thema Regenbogenfamilien von funda- mentalistischer Seite in deren rechtspopu- listischem Diskurs instrumentalisiert wird und welche Motivation dahinter steckt. Rechtskonservative Kreisen und die Neue Rechte richten sich gegen gleiche Rechte für gleichgeschlechtliche Paare oder Regenbogenfamilien, gegen Gender Mainstreaming, die Thematisierung sexu- Fachtagung in Berlin Regenbogenfamilien bewegen! Über 100 Fachkräfte nahmen teil Moderatorin Stephanie Gerlach und Staatssekretär Dr. Ralf Kleindiek Zeit zum Austausch und Vernetzen LSVD-Bundesvorstand Gabriela Lünsmann
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