respekt_heft_24_2017

17 respekt | regenbogenfamilien! eller Vielfalt und eine Pädagogik der Vielfalt. Ganz vorn mit dabei: Der Verein „Bündnis Familienschutz“ mit Aktionen wie „Rettet die Familie“. Organisier t wurden der Verein und seine Proteste von der AfD- Politikerin Beatrix von Storch und Hedwig von Beverfoerde sowie von einer sog. „Elternaktion Bayern“ als Tarnorganisation der „Demo für alle“. Dort wirkte auch die in Talkshows gern eingeladene Publizistin Birgit Kelle mit. Die Argumentationsmuster der Gegner*innen der Bildungspläne drehten sich immer um das durch angebliche Sexualisierung bedrohte Kind. Überhaupt werde Sexualität als eine Bedrohung von außen dargestellt. Das Bild der Familie als Abstammungsgemeinschaft mache die rechtskonservativenEiferer anschlussfähig an völkische Gruppierungen. Kinderrechte würden verengt auf das Recht auf Vater und Mutter und das Abstammungsrecht, während die eigentlichen Kinderrechte aber ausgeblendet würden. Dennoch nehmen die Rechtspopulist*innen Bezug auf das Kindeswohl und instrumenta- lisieren dieses für ihre rhetorischen Strategien. Personen in der Familien- oder Jugendberatung sollten darauf hinweisen, dass es sich um unseriöse und antiaufklä- rerische Positionen und Inhalte handelt. Es empfehle sich, alternative Familienformen zu verteidigen und die wirklich in der UN-Kinderrechtskonvention festgeschrie- benen Kinderrechte zu thematisieren, in der Beratungsarbeit korrekt und reali- tätsnah aufzuklären und entsprechende Argumentationshilfen zu nutzen. In vier parallelen Workshops infor- mier ten verschiedene Fachkräfte zu unterschiedlichen beratungsrelevanten Themen: LSVD-Bundesvorstand Gabriela Lünsmann berichtete über die rechtliche Situation von Regenbogenfamilien und Dr. Claudia Krell gemeinsam mit Arnd Bächler zu den Schwierigkeiten eines Coming- outs, sei es als Kind, Jugendlicher oder Erwachsener mit oder ohne eigene Kinder. Prof. Udo Rauchfleisch ging in seinem Panel auf die besondere Situation von transidenten Eltern und Kindern ein. Pia Bergold und Dr. Andrea Buschner ging es um die Herausforderungen und Chancen im Familienalltag bei multipler Elternschaft. Bewusste Familienplanung gehör t heute zum Lebensentwurf vieler Lesben, Schwuler, Bisexueller und Trans*Personen. Mit viel Kreativität und häufig auch gegen Widerstände verwirklichen sie ihren Kinderwunsch. Denn bei Familiengründung und Kinderwunscherfüllung gibt es nach wie vor für sie zahlreiche Hürden und Herausforderungen – ob im Recht, in der Medizin oder in der Gesellschaft. Wie kann und sollte aber nun eine zukünftige Familienpolitik auch dem Kinderwunsch von LSBT* Eltern gerecht werden? Dieser Frage ging die von LSVD- Bundesvorstand Gabriela Lünsmann moderier te Podiumsdiskussion „Gleichgeschlechtliche Paare und Reproduktionsmedizin – Familiengründung zwischen Tabu und Hoffnung“ nach. Prof. Nina Dethloff (Institut für Deutsches, Europäisches & Internationales Familienrecht an der Universität Bonn), Constanze Körner (Leiterin des Regenbogenfamilienzentrums des LSVD Berlin-Brandenburg), Prof. i.R. Ulrike Schmauch (Frankfurt University of Applied Sciences und LSVD-Bundesvorstand) und Dr. Petra Thorn (Vorstand Deutsche Gesellschaft für Kinderwunschberatung und Arbeitskreis Donogener Insemination) diskutierten über fehlende Zugänge zu Reproduktionstechnologien, ethische Grenzen, gesellschaftliche Erwar tungen und ihre „Nebenwirkungen“ sowie not- wendige juristischen Absicherungen unterschiedlichster Familienkonstel­ lationen gerade auch zum Schutz des Kindeswohles. Abschließend stell- te Gabriela Lünsmann fest, dass die Öffnung der Ehe ein wichtiger Schritt für Regenbogenfamilien sei, aber erst eine Modernisierung des Familienrechts, die Absicherung der Kinder in den verschie- denen Familienkonstellationen nachhaltig verbessern könne. Markus Ulrich LSVD-Pressesprecher Der Artikel ist eine Zusammenfassung mehrerer Ar tikel im LSVD-bLOG (www.lsvd-blog.de/?tag=fachtagung regenbogenfamilien). Eine ausführliche Tagungsdokumentation ist für Oktober 2017 geplant. Jugendliche aus Regenbogenfamilien berichten Podiumsdiskussion zur Reproduktionsmedizin Workshops zu vier Themen Elke Jansen und Kornelia Jansen leiten das Modellprojekt Björn Sieverding von NELFA Fotos: Caro Kadatz

RkJQdWJsaXNoZXIy MjY0Njc=