respekt_heft_25_2018

10 11 respekt | starke projekte! respekt | starke projekte! F ür den LSVD ist es ein zentrales politisches Anliegen, die Sichtbarkeit von Lesben in der Gesellschaft zu verbessern. Der Verband setzt sich dafür ein, dass Lesben in ihrer Vielfalt und ihren Potentialen, mit ihren Themen und Interessen, in jedem Lebensalter und in ihren unterschiedlichen Lebenslagen sichtbarer werden. Das neue LSVD-Projekt „Miteinander stärken – Lesbengruppen vernetzen“ plant daher im November 2018 ein bundesweites Treffen von Lesben und ihren Gruppen, um den Austausch und die Vernetzung untereinander zu fördern. Die Lebenssituationen von Lesben und der Grad ihrer Sichtbarkeit sind sehr unterschiedlich. In manchen Bereichen und in einigen regionalen, kommunalen und bundesweiten Netzwerken sind lesbische Frauen präsent und aktiv. Zugleich gibt es heute gesellschaftliche Bereiche, Medien und Themenfelder, in denen Lesben und ihre Interessen, ihre Erfahrungen und Kompetenzen komplett igno­ riert oder nur auf diskriminierende Weise erwähnt werden. Auch wissen wir aus Studien, dass viele Lesben sich nach wie vor aus begründeter Angst vor Ablehnung am Arbeitsplatz oder in ihren Familien, im Gesundheitssystem oder in Kirchengemeinden nicht zu outen wagen. Lesben sind keine homogene Gruppe. So haben Schwarze Lesben, Lesben of Color, migrantische Lesben, körperlich und geistig beeinträchtigte Lesben, Lesben aus der Arbeiterinnenklasse, akademische und nicht akademische Lesben, Lesben mit Fluchterfahrung, alte Lesben oder lesbische Trans*frauen jeweils ganz spezifische Lebenswelten und Biografien. Nicht selten sind sie von Mehrfachdiskriminierung betroffen. In der Verschiedenheit lesbischer Identitäten zeigt sich ihre spannende Vielfalt, aber auch die komplexe Interdependenz von Diskriminierungserfahrungen. Ohne die Berücksichtigung ihrer Lebensrealitäten können die spezifischen Bedarfe und Interessen lesbischer Frauen keine Beachtung finden. Zudem birgt die wachsende Salonfähigkeit rechtspopulistischer und religiös-fundamentalistischer Diskurse eine zunehmende Akzeptanz antifeministischer Einstellungen und Politiken, die sich auf alle Frauen und folglich auch auf Lesben auswirken. In dem Projekt „Miteinander stärken – Lesbengruppen vernetzen“ wird der LSVD seine langjährigen Erfahrungen in der Etablierung von Strukturen und gesellschaftspolitischer Arbeit nutzen, um eine bessere Vernetzung von Gruppen und Organisationen von Lesben zu erreichen. Auf dem bundesweiten Treffen sollen zunächst die heterogenen Interessen und Bedürfnisse von Lesben sichtbar gemacht werden. Aus den gewonnenen Erkenntnissen können dann Forderungen und Handlungsstrategien für eine diskriminierungsärmere Gesellschaft und Politik erarbeitet werden, um lesbische Interessen wirksamer zu vertreten. Henny Engels und Ulrike Schmauch LSVD-Bundesvorständinnen Lesbengruppen vernetzen Zweite Säule des neuen LSVD-Projekts „Miteinander stärken“ I ntergeschlechtliche Menschen - Menschen mit Variationen der Geschlechtsmerkmale - sind in Deutschland immer noch wenig sichtbar, ihre Körperlichkeit ist kaum akzeptiert. Variationen der Geschlechtsmerkmale gel­ ten in vielen Fällen weiterhin als behandlungsbe­ dürftig, geschlechtsverändernde medizinische Eingriffe an intergeschlechtlichen Kleinkindern und Kindern finden weiterhin statt. Die medizinische Versorgung und die Vorsorge für intergeschlechtliche Menschen sind nicht geregelt. Notwendige Untersuchungen, notwendige Hormonersatztherapien und eine psychosoziale Betreuung werden ihnen vorenthalten. Diskriminierung in der Schule, im Arbeitsleben, in der Teilhabe am Leben gehören zur Alltagserfahrung intergeschlechtlicher Menschen. Eine flächen­ deckende Beratungsstruktur für intergeschlechtliche Menschen und ihre Familien ist noch lange nicht erreicht. Das neue bundesweit agierende Projekt „Miteinander stär­ ken. Selbstbestimmt intergeschlechtlich leben“ des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) will hier ein Zeichen der Veränderung setzen: Es will Aktivist*innen und Fachkräfte aus der Community und Bündnispartner*innen stärken und mit ihnen gemeinsam Strategien und Bündnisse für gleiche Rechte, Vielfalt und Respekt entwickeln. Das Projekt wird in Kooperation mit Intersexuelle Menschen e.V. und OII Deutschland e.V. durchgeführt. Das Projekt „Miteinander stärken. Selbstbestimmt interge­ schlechtlich leben“ trägt dazu bei, dass intergeschlechtliche Menschen - Menschen mit angeborenen Variationen der Geschlechtsmerkmale - als Teil des vielfältigen Mensch-Seins anerkannt und in ihrer Körperlichkeit als gleichberechtigt und gleichwertig akzeptiert werden. Gleichzeitig möchte es die Ver­ netzung von Organisationen intergeschlechtlicher Menschen stärken und ihre gesellschaftliche Reichweite erhöhen. Daher wird in einem weiteren Projektteil beraten, inwieweit die unter­ schiedlichen Inter*-Selbstvertretungen und Selbsthilfegruppen zu einer näheren Zusammenarbeit auf grund- und menschen­ rechtlicher Basis auf Bundesebene zusammenarbeiten können und wollen. Das Projekt wird daher zum einen die Peer-Beratungskompe­ tenz intergeschlechtlicher Menschen erhöhen: Betroffene und Angehörige sollen bundesweit und wohnortnah fachkundigen Rat und Hilfe erhalten. Ziel ist es, die bundesweite Struktur von Peer-to-Peer-Beratung zu stärken. Verschiedene Angebote wer­ den die Berater*innen darin unterstützen, ihre Kompetenzen im Bereich Intergeschlechtlichkeit zu stärken, sich mit den aktu­ ellen Herausforderungen in den Themenbereichen geschlechtli­ che Vielfalt und Intergeschlechtlichkeit vertraut zu machen und Hürden für Ratsuchende zu verringern. Den zweiten Schwerpunkt des Projekts bilden die Erstellung von Handreichungen, die spezifische Bedarfe von interge­ schlechtlichen Menschen an Bundesregierung, Gesetzgeber und interessierte Öffentlichkeit kommunizieren. So sollen etwa für den Bereich Beratung Anforderungskataloge für professi­ onelle Beratende erarbeitet werden, im Bereich Bildung sind Schulungskonzepte für lokale Bildungsträger geplant, um eine zeitgemäße Aufklärung zum Thema Intergeschlechtlichkeit sicherzustellen. Die Bedürfnisse und das Erfahrungswissen intergeschlechtlicher Menschen stehen dabei im Zentrum. Das Projekt „Miteinander stärken“ wird geförder t vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“. Ins A Kromminga und Lucie Veith Projekt „Selbstbestimmt intergeschlechtlich leben“ Dritte Säule des neuen LSVD-Projekts „Miteinander stärken” Selbstbestimmt intergeschlechtlich leben Henny Engels Ulrike Schmauch Foto: Caro Kadatz Foto: Caro Kadatz

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