respekt_heft_25_2018
46 47 GESUNDHEIT Der LSVD verfolgt nachhaltig das Ziel einer geschlechter- und diversitätsgerechten Gesundheitsversorgung und wird sich im Rahmen der Tätigkeit des Bundesvorstands im kommenden Jahr verstärkt diesem Schwerpunkt zuwenden. Das in der Verfassung und dem UN-Sozialpakt verbriefte Recht auf Gesundheit muss einen diskriminierungsfreien Zugang zu gesundheitlicher Versorgung gewährlei sten, die sich auch an den Bedürfnissen von (LSBTI)-Patient*innen orientier t. Der LSVD hat sich daher im vergangenen Jahr für die Erstellung eines Berichts zur gesundheitlichen Lage von LSBTI in Deutschland durch das Bundesgesundheitsministerium eingesetzt. Eine im Jahr 2017 veröffentliche Studie, die eine deutlich überdurchschnittliche Betroffenheit von LSBTI-Patient*innen durch depressive Erkrankungen konstatier t, unterstreicht die ses Erfordernis nachdrücklich. Studien und Forschung über das Gesundheitsverhalten und die Gesundheitsversorgung von LSBTI fehlen in Deutschland weitgehend. Hier hat der LSVD in seiner Öffentlichkeitsarbeit deutlich gemacht, dass das Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie das Ministerium für Gesundheit in der Pflicht sind. Auch die Entpathologisierung von Trans- und Intergeschlechtlichkeit sowie ein Verbot von medizinisch nicht notwendigen OPs an Inter* ohne deren Einwilligung stehen für den LSVD weiter ganz oben auf der Tagesordnung. Hier hat der Verband im vergangenen Jahr seine Kooperation mit der Bundesvereinigung Trans* und den Selbstorganisationen der interge schlechtlichen Community vertieft. Die meisten Menschen mit einer HIV-Infektion können dank der medizinischen Fortschritte und der Gesundheitsversorgung heute in Deutsch land ein weitgehend selbstbestimmtes Leben führen. Für erfolgreiche Prävention und Therapie ist dabei ein angst- und diskriminierungs freies Umfeld eine wichtige Voraussetzung. Dies muss auch den Zugang zu HIV-Prä- Expositionsprophylaxe (PrEP) umfassen. Der LSVD hat sich hier nachdrücklich für den kosten günstigen Zugang und die Kostenübernahme durch die Krankenkassen eingesetzt. Der LSVD hat sich außerdem auch im vergangenen Jahr wiederholt für die recht liche Gleichstellung von gleichgeschlecht lichen Paaren bei der Erstattung und der steuerlichen Berücksichtigung der Kosten für Kinderwunschbehandlungen stark gemacht. Zwei Entscheidungen des Bundesfinanz hofes (BFH) aus dem Oktober 2017 stützen dabei unsere steuerrechtliche Position. Es ist jedoch weiter dringend erforderlich, dass für das Krankenversicherungsrecht und das ärzt liche Berufsrecht durch Bundesgesetz eine Klarstellung dahingehend erfolgt, dass die assi stierte Reproduktion allen Menschen unabhän gig von Familienstand und sexueller Orientierung bzw. geschlechtlicher Identität offensteht. respekt | bundesverband! LESBISCHE SICHTBARKEIT / VERNETZUNG Für den LSVD ist es ein zentrales politisches Anliegen, die Sichtbarkeit von Lesben in der Gesellschaft zu ver bessern. Der Verband setzt sich dafür ein, dass Lesben in ihrer Vielfalt und ihren Potentialen, mit ihren Themen und Interessen, in jedem Lebensalter und in ihren unterschiedlichen Lebenslagen sichtbarer werden. Der Verband setzt sich insbesondere für Gemeinsamkeiten – die Vertretung lesbischer Interessen, für Bündnisse und für Vernetzung – ein. Der Bundesvorstand des LSVD forderte mit die ser Stellungnahme den Beirat der Stiftung Branden burgische Gedenkstätten auf, in der Gedenkstätte Ravensbrück ein angemessenes Gedenken an das Leid lesbischer Frauen sicherzustellen. Ausgangspunkt für den LSVD war dabei die Überzeugung, dass das Gedenken an die Verfolgung, Inhaftierung, Folterung und Ermordung schwuler Männer nicht geschmä lert oder gar entwertet wird, wenn auch das Leid von Lesben im NS-System und insbesondere in Ravensbrück thematisier t wird. Er hält es jedoch für unabdingbar, die Unsichtbarkeit der Verfolgung von Lesben zu thematisieren und darauf zu drängen, dass Forschung und Lehre aufgefordert bleiben, den unbeantworteten Fragen zu Leben, Verfolgung und Ermordung lesbischer Frauen im Nationalsozialismus weiter nachzugehen. Um das Thema im Verband zu positionieren, wurde eine Podiumsdiskussion zum Thema „Lesben und les bische Sichtbarkeit im LSVD“ beim Verbandstag 2018 vorbereitet, bei dem es um historische Ursachen feh lender lesbischer Sichtbarkeit und um Schritte zu ihrer Überwindung geht. Zur Vorbereitung wurde im Vorfeld eine Umfrage bei den Lesben im LSVD durchgeführt, um Themen, Interessen und Kritik zu erfragen. Der Bundesvorstand hat 2017 begonnen, ein Treffen von Lesben innerhalb und außerhalb des LSVD im November 2018 vorzubereiten. Zu dem geplanten Treffen sollen verschiedene Akteurinnen aus der les bischen Community eingeladen werden. respekt | bundesverband! Historikerin Kirsten Plötz (l.) mit Axel Hochrein , Ulrike Schmauch und Gabriela Lünsmann (alle LSVD-Bundesvorstand) im Panel zum Thema Lesben und lesbische Sichtbarkeit im LSVD beim 30. LSVD-Verbandstag Fotos: Caro Kadatz Grafik: LSVD
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