Respekt Heft 26
13 respekt | bundesverband! F achkräfte in der Familienberatung haben den An spruch, alle Familien wertschätzend und hilfreich zu unterstützen. Wer LSBTI* Eltern und ihre Kinder wirkungsvoll begleiten will, sollte professionell und mög- lichst diskriminierungsfrei gerade mit den Themen der sexuellen und geschlechtlichen Identität und der Vielfalt von Familienformen umgehen können. Das hierzu notwendige Wissen, die Fähigkeiten und Fertigkeiten, wird Regenbogenkompetenz genannt. Zur Stärkung der Regenbogenkompetenz speziell in der Be ratung von Regenbogenfamilien bieten wir das Fort bildungsprogramm „Sind nicht alle Familien bunt?“ an. Familiäre Herausforderungen im Alltag Während noch vor 20 Jahren ein lesbisches, schwules oder transgeschlechtliches Coming-out meist gleich bedeutend mit einem Abschied von einem eigenen Kinder wunsch war, gehört eine Familiengründung heute zuneh- mend unabhängig von der eigenen sexuellen Identität zu einem erfüllenden und sinnstiftenden Lebensentwurf. Studien zeigen etwa, dass jede(r) zweite Lesbe und Schwule später ihr/sein Leben mit Kindern verbringen will. Dass Kinder sich in Regenbogenfamilien genauso gut entwickeln wie Kinder, die in Mutter-Vater-Kind- Konstellationen aufwachsen, wissen wir. Das bedeutet jedoch nicht, dass das Leben als Regenbogenfamilie frei von Herausforderungen ist. Sie umfassen teils klassische familienbezogene Probleme wie etwa die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und erzieherische oder partner schaftliche Herausforderungen. Hinzu können „regenbo- genspezifische“ Probleme und Notwendigkeiten kommen, wie etwa Grauzonen und Hürden bei der Verwirklichung des Kinderwunsches, der Umweg über eine Stiefkind adoption zur doppelten rechtlichen Absicherung leiblicher Kinder oder das alltägliche Coming-out als Regenbogen familie. In über 60 Schulungen erprobtes Trainingsprogramm Bei all diesen Aufgaben könnte eine fachkundige Begleitung durch lokale Beratungsstellen eine große Unterstützung sein. So ist es bemerkenswer t, dass selbst langjährig berufserfahrene Berater*innen lesbische Mütter, schwule Väter oder trans* Eltern nur sehr selten zu ihren Klient*innen zählen. Mit unserem Fortbildungsangebot „Sind nicht alle Familien bunt?“ geben wir Fachkräften in Beratungs einrichtungen bundesweit Gelegenheit, sich mit den Herausforderungen und Potenzialen von Regenbogen familien vertraut zu machen. Hierfür hat das Projekt team ein Trainingsprogramm entwickelt, das in über 60 Schulungen mit annähernd 1.200 Fachkräften erprobt und optimiert werden konnte. Reflektion der eigenen (unbewussten) Vorurteile Regenbogenfamilien laden aufgrund ihrer nicht heteronormativen Familienstruktur dazu ein, über verbreitete und vielleicht lieb gewordene Vorstel lungen nachzudenken: Über tragfähige Familien formen, Elternrollen und Bedingungen, unter denen Kinder gut aufwachsen oder gut „auf die Welt kommen“. Und wir alle tragen sozialisati- onsbedingt solche heteronormativen Vorstellungen in uns, und dies unabhängig von der eigenen sexuellen Identität. Auch wenn wir das noch so sehr wollten, wir können uns nicht „per Beschluss“ von ihnen frei machen. Daher ist es für den Ausbau von Regenbogenkompe tenz notwendig, über den reinen Wissenserwerb hinaus, auch den eigenen Gefühlen, Vorurteilen und Werten in Bezug auf Regenbogenfamilien und Geschlechterrollen nachzuspüren, im Wissen um die Relativität eigener Vorstellungen und Wertmaßstäbe. Wenn Sie und Ihre Beratungsstelle Interesse an einer Fort bildung haben, wenden Sie sich gerne an Dr. Elke Jansen, elke.jansen@lsvd.de www.regenbogenkompetenz.de For tbildungsangebot für Regenbogenkompetenz in der Beratung Sind nicht alle Familien bunt? Foto: Caro Kadatz
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