Respekt Heft 26
14 respekt | bundesverband! Gemeinsam besser, gemeinsam stärker, gemeinsam erfolgreicher 20 Jahre Lesben im LSVD Halina Bendkowski (eine der ersten Vorstandsfrauen) Axel Hochrein (LSVD-Bundesvorstand) A ls ich einer Freundin erzählte, dass ich mich nach meiner Pensionierung im LSVD-Bundesvorstand engagieren wollte, war ihre Reaktion „Der LSVD – das ist doch der Schwulenverein, in dem die Lesben jetzt auch mitspielen dürfen?“ Ermutigung geht anders. Und heute, etliche Jahre später, kann ich sagen, dass der Satz so einfach nicht stimmt. 40 Prozent der Mitglieder des Verbandes sind weiblich, im Bundesvorstand waren es zeitweise mehr als die Hälfte der Mitglieder. Und die Frauen im Vorstand „spielen nicht nur mit“. Am 7. März 2019 jährte sich die Erweiterung des SVD um die Lesben zum LSVD zum zwanzigsten Mal. Diese Erweiterung war ein bedeutendes und prägendes Ereignis – für unseren Verband und für die Lesben- und Schwulenbewegung in Deutschland. Lesbeninitiative „Wir wollen heiraten“ Der Anstoß kommt von der Lesbeninitiative „Wir wollen heiraten“. Diese gründet sich nach einem gleichlautenden Workshop auf dem Lesbenfrühlingstreffen 1998 (LFT) in Freiburg. Dort hatten Dorothee Markert und Ute Knüfer erklärt: „Wir wollen heiraten – noch in die- sem Jahrhundert“. Es gehe nicht darum, ob Lesben heiraten sollten, sondern um „die symbolische und politische Bedeutung der Öffnung dieser Institution für uns“. Die im September 1998 anstehende Bundestagswahl wurde dabei als gute Gelegenheit gesehen, die rechtliche Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften einzufordern. Obwohl sich der Initiative über 300 Frauen anschließen, stößt sie bei den damaligen Lesbenorganisationen mit dieser Forderung auf wenig Gegenliebe. Renate Rampf schreibt dazu in ihrem Artikel „Die Erfindung der Homo- Ehe“, dass ihnen entgegengehalten wurde, die Forderung sei „lediglich eine „Angleichung an heterosexuelle Beziehungen“, „eine „Aus weitung staatlicher Privilegien auf eine klei- ne Bevölkerungsgruppe“. (…) So etwas ent- spräche „weder unseren Beziehungsformen noch unserer Lebensplanung“. 1 Daher wenden sich die beiden Frauen an den damaligen Vorstand des Schwulenverbandes (SVD) und schlagen eine Zusammenarbeit vor. Bereits an der „Aktion Standesamt“ 1992 oder der Kampagne „Traut Euch“ 1996 beteiligen sich auch Lesben und Frauenpaare. Am 15. November 1998 findet ein Beratungs treffen zwischen politisch aktiven Lesben aus verschiedenen Regionen der Bundesrepublik und dem SVD-Vorstand statt. Die meisten anwesenden Frauen treten noch am gleichen Tag in unseren Verband ein. Kurz darauf gehen Dorothee Markert, Ute Knüfer, Maria Sabine Augstein, Halina Bendkowski, Ida Schillen, Hella von Sinnen, Cornelia Scheel, Gerta Siller und weitere lesbenpolitisch engagierte Frauen mit einem „Aufruf an alle Lesben, die sich eine wirkungsvolle Politik für unsere Rechte auf Bundesebene wünschen“ an die Öffentlichkeit und fordern dazu auf, den SVD zu erweitern. So erreichen sie die erste große Eintrittswelle von Lesben in den Verband. Gemeinsam mit der Initiative wird in Rekordzeit das Programm lesbenpolitisch erweitert, die Satzung ergänzt und beides dem Verbandstag zur Abstimmung vorgelegt. Wichtige Forderungen wie die Gleich stellung von Regenbogenfamilien werden neu aufgenommen. Auf dem Verbandstag am 6./7. März 1999 wird die Erweiterung beschlossene Sache. Lesben sind weniger sichtbar als Schwule Mit dem Thema „Lesbische (Un-)Sichtbar keit“ befasste sich ein Panel beim Verbandstag 2018. Die Historikerin Dr. Kirsten Plötz führte dazu aus, dass die alleinige Bedrohung von Männern durch den § 175 StGB auch zur Unsichtbarkeit von lesbischen Frauen beigetra- gen habe. Häufig nicht bekannt sei z.B., dass in der Bundesrepublik im Zusammenhang mit diesem Paragrafen auch ungefähr 100 Frauen (vermutlich wegen Beihilfe) verurteilt worden seien. Auch in der Sprache schlage sich die Unsichtbarkeit nieder – beim Stichwort Homo
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