Respekt Heft 26
17 respekt | bundesverband! Fotos: Caro Kadatz gegenüber diskriminierendem staatlichen Handeln eingreifen muss, zeigt: Es wirkt sich bis heute negativ auf unsere Lebenssituation aus, dass sexuelle Identität im Verfassungstext nicht erwähnt ist. Wer dort nicht ausdrücklich genannt wird, läuft Gefahr, in der gesellschaftlichen und politischen Wirklichkeit ignoriert zu werden und muss ständig um seine Rechte kämpfen. Würdiges Gedenken Der LSVD engagiert sich dafür, dass das Schicksal der homosexuellen Ver folgten der NS-Zeit im kommenden Gedenkjahr 2020 - 75 Jahre Befreiung vom Nationalsozialismus - allerorten einen würdigen Ausdruck findet. Ausdrücklich muss dabei das Leid und die Verfolgung lesbischer Frauen in den Blick genom- men werden. Es gibt großen Forschungsbedarf, für den der LSVD ausreichend Mittel fordert. Eine zentrale Aufgabe ist es, in der Gedenkstätte Ravensbrück ein zugewandtes, inklusives und den wissenschaftlichen Erkenntnisstand reflektie- rendes Gedenkzeichen für die im KZ Ravensbrück inhaftierten, gefolterten und ermordeten Lesben zu schaffen. LSBTI-Geflüchtete Praktisch alle nach Deutschland kommenden Geflüchteten stammen aus Ländern, in denen LSBTI-Sein als Verbrechen, Krankheit, Sünde oder Schande angesehen wird. Die erlebte und verinnerlichte gesellschaftliche Tabuisierung und staatliche Kriminalisierung führen dazu, dass viele LSBTI-Geflüchtete oft- mals eine Verfolgung aufgrund sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität in den Anhörungen verschweigen. Konsequenz sind negative Asylbescheide für tatsächlich vor Verfolgung geflohene LSBTI, und damit verbunden Ab schiebungen in LSBTI-Verfolgerstaaten sowie jahrelange Klageverfahren und bis zu zweijährige Aufenthalte in großen Landesunterkünften. Die von den Bundesländern vorgehaltenen Flüchtlingssammelunterkünfte sind für LSBTI- Geflüchtete in der Regel Angsträume. Gewalt gegen geoutete LSBTI-Personen ist in diesen Einrichtungen keine Ausnahme, sondern für sehr viele bittere Erfahrung. Damit überhaupt Schutzmaßnahmen ergriffen werden können, bedarf es somit intensiver vertrauensbildender Maßnahmen. Mit einer weiteren Resolution fordert der LSVD daher vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sowie den Bundesländern, mit konkreten Maßnahmen alle Geflüchteten frühzeitig, systematisch und flächendeckend darüber zu infor- mieren, dass die Verfolgung aufgrund sexueller Orientierung bzw. geschlechtli- cher Identität ein Asylgrund ist und LSBTI-Geflüchtete als besonders schutzbe- dürftige Gruppe ihren besonderen Schutzbedarf anmelden können. Ziel muss es sein, verfolgte LSBTI-Geflüchtete zu schützen und ihre Rechte zu wahren. 20 Jahre L im LSVD Anlässlich des 20jährigen Jubiläums der Erweiterung des Schwulenver bandes zum Lesben- und Schwulenverband diskutierten wir über zurückliegende Erfolge und kommende Herausforderungen. Näheres dazu im Artikel von Henny Engels in diesem Heft. Wahlen zum Bundesvorstand Vor den Wahlen zum Bundesvorstand wurden die ausgeschiedenen bzw. nicht erneut zur Wahl antretenden Vorstandsmitglieder Inken Renner, Jenny Renner, Ulrike Schmauch und Uta Schwenke mit großem Dank für ihr Engagement verabschiedet. Wiedergewählt wurden Axel Hochrein, Gabriela Lünsmann und Helmut Metzner. Neues Mitglied im Bundesvorstand ist Alfonso Pantisano. Weiterhin gehören die 2018 für eine zweijährige Amtszeit gewählten Timon Delawari, Günter Dworek, Henny Engels, Christian Rudolph und Stefanie Schmidt dem nun neunköpfigen ehrenamtlichen Vorstand an. Markus Ulrich LSVD-Pressesprecher
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