Respekt Heft 26

24 respekt | bundesverband! F ür die LSBTI-Aktivist*innen von morgen organisieren wir das internationale Jugend­ austauschprogramm „For our Rainbow Future“. An drei einwöchigen Trainings in Berlin, Paris und Tirana nehmen jeweils acht junge LSBTI-Aktivist*innen aus Deutschland, Frankreich und dem Westbalkan teil. Sie kön- nen sich über ihre Erfahrungen und ihren Aktivismus austauschen und werden zudem alles über Organisationsentwicklung und Führungs­ aufgaben, Kommunikationsstrategien oder den Umgang mit Anfeindungen lernen. Danach sol- len sie sich gewappnet fühlen, sich gezielt für die LSBTI-Bewegung zu engagieren und als Entscheidungsträger*in Verantwortung zu über- nehmen. Durchgeführ t wird das Jugendaustausch­ projekt „For our Rainbow Future“ vom LSVD, dem regionalen Netzwerk LSBTI Equal Rights Association (ERA) aus Belgrad und MAG-Jeunes, dem französischen Jugendnetzwerk Mouvement d‘Affirmation des Jeunes Lesbiennes, Gais, Bi et Trans aus Paris. Das Deutsch-Französische Jugendwerk und das Regional Youth Cooperation Office (RYCO) in Tirana unterstützen es. Treffen in Berlin, Tirana und Paris Die erste Austauschphase von „For our Rain­ bow Future“ findet vom 23.-28.07.2019 in Berlin statt. Das Programm steht. Neben Treffen mit lokalen LSBTI-Organisationen, einer Einladung ins Auswärtigen Amt und der Teilnahme am CSD sollen sich die Teilnehmenden vor allem kennenlernen und über die politische und soziale Situation von LSBTI in den drei Regionen austau- schen. Zudem beginnen die Workshops. Im November sind die Jugendlichen dann in Albanien. Neben der Fortführung der Workshops nehmen sie an der Jahreskonferenz der LGBTI Equal Rights Association (ERA) in Tirana teil. Zum Abschluss geht es im Juli 2020 nach Paris. Die Teilnahme am Grand Bal des Fiertés im Pariser Rathaus wird sicher einer der Höhepunkte. Versöhnungspolitik: Jugendaustausch Den bilateralen Jugendaustausch zwischen Frankreich und Deutschland gibt es seit Jahr­ zehnten. Er gilt als großer Erfolg der Aussöh­ nungspolitik zwischen den beiden Ländern. Millionen von Jugendlichen haben teilgenom- men und persönliche Beziehungen geknüpft. Anknüpfend daran entstand 2014 die Idee für ein ähnliches Projekt, das die Versöhnung zwischen den Ländern des Westbalkans voranbringen soll. Mittlerweile gilt der seit vier Jahren stattfin- dende Jugendaustausch zwischen Frankreich, Deutschland und dem Westbalkan als einer der (wenigen) Erfolge des sogenannten Berlin- Prozesses, der Initiative der Bundesregierung zur Förderung der Reformpolitik in den sechs Westbalkan-Staaten. Eine der Voraussetzungen für eine Mitglied­ schaft in der EU ist die Bereitschaft zur Zu­ sammenarbeit mit den Nachbarländern. Das ist auch dringend notwendig. Während zwischen den jeweiligen Zivilgesellschaften Zusammen­ arbeit und Austausch florieren, nehmen die Span­ nungen zwischen einzelnen Staaten zu. Dragana Todorovic von ERA bestätigt, dass es immer schwieriger wird, Regierungsvertreter*innen aus der Region an einen Tisch zu holen. Ganz abge- sehen davon, dass sie sich mit LSBTI-Themen schwertun. EU oder Russland? Hinzu kommt, dass die EU dort mittlerweile an Attraktivität verliert. Nationalistische Strömungen sind nicht nur in der EU, sondern auch auf dem Westbalkan auf dem Vormarsch. Seit 2002 befin- det sich die Region im „Wartezimmer“ der EU. Die lange Wartezeit führt auch dazu, dass immer mehr Menschen nach Alternativen suchen und sich etwa nach Russland orientieren. Kein einfacher politischer Hintergrund also, vor dem unser Programm „For our Rainbow Future“ stattfindet. Daher ist es für Verständigung und Versöhnung sowie zur Entwicklung der europä- ischen LSBTI-Bewegung umso wichtiger. Internationaler Jugendaustausch For our Rainbow Future Foto: Devin Avery on Unsplash Klaus Jetz LSVD-Geschäftsführer

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