Respekt Heft 26
respekt | rubrik! 31 Seit 3 Jahren Beratung für queere Geflüchtete Koalitionsver trag ohne LSBTI N och immer gibt es ein Bundesland in Deutschland, das kein Aktionsprogramm gegen LSBTI-Feindlichkeit umsetzt, geschweige denn plant. „Brauchen wir nicht, ist alles ok.“ - für die CSU war damit jahrzehntelang alles gesagt. Bayern blieb auf der Strecke. LSBTI im Freistaat ist damit leider nicht geholfen. Immer wie- der kommt es zu Anfeindungen und gewalttätigen Übergriffen, sowohl auf dem Land als auch in der Landeshauptstadt. Ehrenamtliche Gruppen, Vereine und Verbände beraten staatliche Stellen und Bildungseinrichtungen, um Defizite auszugleichen. Die geringe Wissensvermittlung in Kitas und Schulen, und feh- lende Strukturen im ländlichen Raum tragen leider nicht dazu bei, dass Bayern auch für LSBTI lebenswert und sicher ist. Im Landtagswahlkampf 2018 waren sich SPD, Grüne, FDP, Linke und Mut einig, dass es Handlungsbedarf gibt und spra- chen sich deshalb für die Entwicklung eines Landesaktionsplans aus. Mit der CSU und den Freien Wählern haben sich zwei Koalitionsparteien gefunden, die kein Interesse daran haben, ein solches Programm ins Leben zu rufen. In ihrem Koalitionsvertrag erwähnen sie LSBTI mit keinem Wort und bezeichnen ihn den- noch als „bürgernah“. Für den LSVD Bayern steht fest: Vorurteile, gesellschaftliche oder rechtliche Diskriminierung, menschenfeindliche Ideologien, Ausgrenzung und Gewalt dürfen auch in unserem Bundesland keinen Platz finden. Wir brauchen deshalb einen bayerischen Aktionsplan für die Akzeptanz von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Nicht, weil so viele ihn wollen, sondern weil er notwendig ist. Auch der Freistaat kann sich da nicht länger herausreden. Markus Apel, LSVD Bayern In Chemnitz existier t seit drei Jahren das „Information Center for LGBTI Refugees“ des LSVD Sachsen. Cosima Winifred Lambrecht und Kevin Fiedler unterstützen Geflüchtete in Krisensituationen und beraten bei Fragen rund um den Asylprozess. Die Beratungsstelle leistet auch bei Gewalt in Heimen Betroffenen Unterstützung und hat Möglichkeiten, von homo- oder transfeindlicher Gewalt bedrohte Menschen in Schutzräumen kurzfristig unterzubringen. Zusätzlich sensibili- siert die Beratungsstelle Mitarbeitende der Geflüchtetenhilfe und Sprachmittler*innen für die Bedarfe von LSBTI*. In diesem Jahr möchte das Projekt auch einen sicheren Raum schaffen, damit LSBTI*-Geflüchtete sich untereinander vernetzen, und gegenseitig stärken können. Die möglichen Reaktionen auf eigene Diskriminierungserfahrungen ist dabei zentraler Bestandteil. 2019 soll es erstmalig auch gemeinsame Video-Workshops geben, um die Sichtbarkeit von LSBTI*- Geflüchteten in Sachsen zu erhöhen. Neben der Intensivierung der bestehenden Maßnahmen im Bereich Beratung und Gewalt prävention soll die mobile Beratung im Umland stärker im ländlichen Raum verankert werden. Hier möchte der LSVD Sachsen auch in abgelegenen Heimen entsprechende Beratungsangebote anbieten. Die Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration fördert die Arbeit des Projektes im Rahmen der integrativen Maßnahmen. Trotzdem ist ehrenamtliches Engagement für die Arbeit unent- behrlich. Denn zum einen ist das Projekt auch für Südwest- und Mittelsachsen zuständig, zum anderen suchen immer mehr Klient*innen Beistand in der Beratungsstelle. Annelie Neumann, Praktikantin des Information Center for LGBTI Refugees Chemnitz Bayern braucht einen Aktionsplan Queer Refugees Chemnitz
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