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Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD)

Offener Brief an Prälat Jüsten

Aus Anlass des Parlamentarischen Kamingesprächs, das Prälat Jüsten heute mit dem Vorsitzenden der nigerianischen Bischofskonferenz, Erzbischof Kaigama, über die prekäre Lage in Nigeria führen wird.

Pressemitteilung vom 29.09.2015

Sehr geehrter Herr Prälat Dr. Jüsten,

am Mittwoch, 30.9., werden Sie ein Parlamentarisches Kamingespräch mit dem Vorsitzenden der nigerianischen Bischofskonferenz, Erzbischof Kaigama, über die prekäre Lage in Nigeria führen.

Wie Sie wissen, wird in Nigeria Homosexualität strafrechtlich verfolgt. Mit einem 2014 neu beschlossenen Gesetz wurde die Verfolgung homosexueller Menschen noch verschärft – Menschen, die sich als homosexuell zu erkennen geben, oder die im Ausland eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingehen, sind in Nigeria von hohen Haftstrafen bedroht.

Obwohl dieses Gesetz ein Anschlag auf die Menschenrechte ist und Denunzianten und Gewalttätern einen Freibrief ausstellt, hat die Nigerianische Bischofskonferenz im Februar 2014 es als „Schritt in die richtige Richtung“ bezeichnet.

Am 8.7.2015 warnte die Nigerianische Bischofskonferenz in einer Erklärung vor den wachsenden Gefahren des „homosexualistischen Irrweges“ des Westens; westliche Staaten öffneten innerhalb ihrer Gesellschaft die Tür zur „kulturellen Fäulnis homosexueller Subkultur“.

Ihr Gast, der an anderer Stelle erklärt hat, dass die nigerianische Kirche homosexuelle Menschen nicht diskriminieren wolle, begrüßte gleichwohl dieses Gesetz auch persönlich.

Diese Haltung widerspricht einer Erklärung der Glaubenskongregation von 1986, in der es wörtlich heißt: „Es ist nachdrücklich zu bedauern, dass homosexuelle Personen Objekt übler Nachrede und gewalttätiger Aktionen waren und weiterhin noch sind. Solche Verhaltensweisen verdienen, von den Hirten der Kirche verurteilt zu werden, wo immer sie geschehen.“ Und erst recht widerspricht eine solche Haltung Äußerungen von Papst Franziskus, z. B. dem Satz „Wer bin ich, ihn zu verurteilen.“

Wir bitten Sie deshalb ebenso herzlich wie dringend, Ihren Gast auch auf die gefährliche Situation von LGBTI-Personen in seiner Heimat anzusprechen und ihn aufzufordern, die Menschenrechte und Menschenwürde auch all jener zu achten, die nicht seinen Vorstellungen entsprechend leben, und dies öffentlich zu tun.

Mit freundlichen Grüßen

Henny Engels
LSVD-Bundesvorstand

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