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Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD)

#OutInChurch: Coming-out von 125 queeren Mitarbeitenden der katholischen Kirche

Für eine Kirche ohne Angst: Manifest, Forderungen und Reaktionen

125 Mitarbeitende der katholischen Kirche outen sich öffentlich. In ihrem Manifest fordern sie u.a. Anerkennung, Akzeptanz und die Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts. 30 katholische Verbände solidarisierten sich. Zahlreiche Bischöfe begrüßten die Aktion.

Am 24. Januar 2022 gingen 125 queere Mitarbeitende der katholischen Kirche an die Öffentlichkeit und forderten u.a. Anerkennung, Akzeptanz und die Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts. Im Nachfolgenden dokumentieren wir das Manifest und die Forderungen der Kampagne #OutInChurch. 30 katholische Verbände solidarisierten sich mit den queeren Mitarbeitenden. Zahlreiche Bischöfe reagierten auf die Aktion.

Inhaltsverzeichnis

  1. Manifest von #OutInChurch: Für eine Kirche ohne Angst
  2. Kernforderungen von #OutInChruch an die römisch-katholische Kirche
  3. Reaktionen von Bischöfen und Generalvikaren auf die Aktion #OutInChurch
  4. Gemeinsame Erklärung katholischer Verbände und Organisationen
  5. Welche katholischen Verbände unterstützen die Erklärung "Für Diversität in der katholischen Kirche!" von #OutInChurch
  6. Weiterlesen

1. Manifest von #OutInChurch: Für eine Kirche ohne Angst

Wir sind’s! Es wurde viel über uns gesprochen. Nun sprechen wir selbst.

Wir, das sind hauptamtliche, ehrenamtliche, potentielle und ehemalige Mitarbeiter*innen der römisch-katholischen Kirche. Wir arbeiten und engagieren uns unter anderem in der schulischen und universitären Bildung, in der Katechese und Erziehung, in der Pflege und Behandlung, in der Verwaltung und Organisation, in der sozialen und caritativen Arbeit, als Kirchenmusiker*innen, in der Kirchenleitung und in der Seelsorge.

Wir identifizieren uns unter anderem als lesbisch, schwul, bi, trans*, inter, queer und non-binär.

Unsere Gruppe ist vielfältig. Zu ihr gehören Menschen, die schon in der Vergangenheit mutig und oft im Alleingang ihr Coming-out im kirchlichen Kontext gewagt haben. Zu ihr gehören aber auch Menschen, die sich erst jetzt entschieden haben, diesen Schritt zu gehen und solche, die diesen Schritt aus unterschiedlichen Gründen noch nicht gehen können oder wollen. Was uns eint: Wir alle waren schon immer Teil der Kirche und gestalten und prägen sie heute mit.

Die meisten von uns haben mannigfach Erfahrungen mit Diskriminierung und Ausgrenzung gemacht – auch in der Kirche. Von Seiten des kirchlichen Lehramtes wird u.a. behauptet, dass wir "keine korrekten Beziehungen" zu anderen Menschen aufbauen können, aufgrund unserer "objektiv ungeordneten Neigungen" unser Menschsein verfehlen und dass gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht „auf die geoffenbarten Pläne Gottes hingeordnet anerkannt werden können“.

Derartige Aussagen sind im Licht theologisch-wissenschaftlicher und humanwissenschaftlicher Erkenntnisse weder länger hinnehmbar noch diskutabel. Dadurch werden queere Liebe, Orientierung, Geschlecht und Sexualität diffamiert und unsere Persönlichkeit entwertet.

Eine solche Diskriminierung ist ein Verrat am Evangelium und konterkariert den evangeliums-gemäßen Auftrag der Kirche, der darin besteht, „Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit“ zu sein.

Angesichts dieser Zustände wollen wir nicht länger schweigen. Wir fordern eine Korrektur menschenfeindlicher lehramtlicher Aussagen – auch in Anbetracht weltweiter kirchlicher Verantwortung für die Menschenrechte von LGBTIQ+ Personen. Und wir fordern eine Änderung des diskriminierenden kirchlichen Arbeitsrechts einschließlich aller herabwürdigenden und ausgrenzenden Formulierungen in der Grundordnung des kirchlichen Dienstes.

Denn: Bisher können viele von uns in ihrem kirchlichen Beruf oder Umfeld mit ihrer geschlechtlichen Identität und/oder mit ihrer sexuellen Orientierung nicht offen umgehen. Es drohen arbeitsrechtliche Konsequenzen bis hin zur Zerstörung der beruflichen Existenz. Manche von uns kennen Situationen, in denen Bischöfe, Generalvikare oder andere Leitungspersonen sie genötigt haben, ihre sexuelle Orientierung und/oder ihre geschlechtliche Identität geheim zu halten. Nur unter dieser Bedingung wurde ihnen ein Verbleib im kirchlichen Dienst gestattet. Damit ist ein System des Verschweigens, der Doppelmoral und der Unaufrichtigkeit etabliert worden. Es produziert zahlreiche toxische Wirkungen, beschämt und macht krank; es kann einen negativen Einfluss auf die persönliche Gottesbeziehung und auf die persönliche Spiritualität haben.

Alle in der Kirche, insbesondere die Bischöfe in ihrer Leitungsfunktion, sind verantwortlich eine Kultur der Diversität zu schaffen, so dass LGBTIQ+ Personen ihren Beruf und ihre Berufung in der Kirche offen und angstfrei leben können und dabei Wertschätzung erfahren.

Die sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität sowie das Bekenntnis hierzu wie auch das Eingehen einer nicht-heterosexuellen Beziehung oder Ehe dürfen niemals als Loyalitätsverstoß gelten und folglich Einstellungshindernis oder Kündigungsgrund sein. LGBTIQ+ Personen müssen freien Zugang zu allen pastoralen Berufen erhalten.

Weiter muss die Kirche in ihren Riten und Feiern zum Ausdruck bringen, dass LGBTIQ+ Personen, ob alleine oder in Beziehung lebend, von Gott gesegnet sind und dass ihre Liebe vielfältige Früchte trägt. Hierzu zählt mindestens auch die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, die um einen solchen Segen bitten.

Mit all diesen Forderungen gehen wir gemeinsam den Schritt an die Öffentlichkeit. Wir tun dies für uns und wir tun dies in Solidarität mit anderen LGBTIQ+ Personen in der römisch-katholischen Kirche, die dafür (noch) nicht, oder nicht mehr die Kraft haben. Wir tun dies in Solidarität mit allen Menschen, die der Stereotypisierung und Marginalisierung durch Sexismus, Ableismus, Antisemitismus, Rassismus und jeglicher anderen Formen von Diskriminierung ausgesetzt sind.

Wir tun dies aber auch für die Kirche. Denn wir sind davon überzeugt, dass nur ein Handeln in Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit dem gerecht wird, wofür die Kirche da sein soll: die Verkündigung der frohen und befreienden Botschaft Jesu. Eine Kirche, die in ihrem Kern die Diskriminierung und die Exklusion von sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten trägt, muss sich fragen lassen, ob sie sich damit auf Jesus Christus berufen kann.

Lebensentwürfe und Lebenserfahrungen queerer Menschen sind vielfältige Erkenntnisorte des Glaubens und Fundstellen göttlichen Wirkens. Wir sind überzeugt und wir erleben, dass unsere Vielfalt die Kirche reicher, schöpferischer, menschenfreundlicher und lebendiger macht.

Als kirchlich Engagierte wollen wir unsere Lebenserfahrungen und unsere Charismen deshalb in die Kirche auf Augenhöhe einbringen und sie mit allen Christ*innen und Nicht-Christ*innen teilen.

Für einen Neuanfang ist es unumgänglich, dass Kirchenleitende für die unzähligen Leiderfahrungen, die LGBTIQ+ Personen in der Kirche gemacht haben, die Verantwortung übernehmen, die Schuldgeschichte der Kirche aufarbeiten und unseren Forderungen folgen. Der Kampf für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung darf nicht allein den marginalisierten Minderheiten überlassen werden. Er geht alle an. Mit diesem Manifest treten wir ein für ein freies und von Anerkennung der Würde aller getragenes Zusammenleben und Zusammenarbeiten in unserer Kirche. Wir laden darum alle, insbesondere die Verantwortlichen und Kirchenleitungen dazu ein, dieses Manifest zu unterstützen.

Januar 2022
www.outinchurch.de

PDF-Version des Manifests

2. Kernforderungen an die römisch-katholische Kirche

  1. Wir wollen als LGBTIQ+ Personen in der Kirche ohne Angst offen leben und arbeiten können.
  2. LGBTIQ+ Personen müssen einen diskriminierungsfreien Zugang zu allen Handlungs- und Berufsfeldern in der Kirche erhalten.
  3. Das kirchliche Arbeitsrecht muss geändert werden. Ein offenes Leben entsprechend der eigenen sexuellen Orientierung und der geschlechtlichen Identität, auch in einer Partnerschaft beziehungsweise Zivilehe, darf niemals als Loyalitätsverstoß oder Kündigungsgrund gewertet werden.
  4. Diffamierende und nicht zeitgemäße Aussagen der kirchlichen Lehre zu Geschlechtlichkeit und Sexualität müssen auf Grundlage theologischer und humanwissenschaftlicher Erkenntnisse revidiert werden. Dies ist besonders in Anbetracht weltweiter kirchlicher Verantwortung für die Menschenrechte von LGBTIQ+ Personen von höchster Relevanz.
  5. Die Kirche darf LGBTIQ+ Personen bzw. -Paaren den Segen Gottes sowie den Zugang zu den Sakramenten nicht vorenthalten.
  6. Eine Kirche, die sich auf Jesus und seine Botschaft beruft, muss jeder Form von Diskriminierung entschieden entgegentreten und eine Kultur der Diversität fördern.
  7. Im Umgang mit LGBTIQ+ Personen hat die Kirche im Laufe ihrer Geschichte viel Leid verursacht. Wir erwarten, dass die Bischöfe dafür im Namen der Kirche Verantwortung übernehmen, die institutionelle Schuldgeschichte aufarbeiten und sich für die von uns geforderten Veränderungen einsetzen.

PDF-Version der Forderungen

3. Reaktionen von Bischöfen und Generalvikaren auf #OutInCurch

Offener Brief von 11 Generalvikaren an an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing (12.02.2022)

  • "Nach wie vor erleben Mitarbeitende in unserer Kirche eine 'Kultur der Angst', die belastet, verletzt, diskriminiert und Menschen psychisch oder physisch krank werden lässt. Wir unterstützen ausdrücklich die Initiativen der letzten Wochen und greifen vor allem die Forderung nach einer Reform des Kirchlichen Arbeitsrechtes auf."
  • "Das Arbeitsrecht darf kein Instrument sein, um eine kirchliche Sexual- und Beziehungsmoral durchzusetzen, die derzeit ohnehin zur Diskussion steht und die komplexe Lebenswirklichkeit von Menschen außer Acht  lässt. Unsere Mitarbeitenden müssen unsere Kirche als einen angstfreien Raum erleben und brauchen eine vollständige Rechtssicherheit, dass ihre Lehrerlaubnis und ihr Arbeitsplatz  nicht von ihrer sexuellen Orientierung und ihrem privaten Beziehungsstatus abhängen.“
  • Der offene Brief wurde von den Generalvikaren von Berlin, Essen, Hamburg, Hildesheim,  Münster, Limburg, Magdeburg, Paderborn, Speyer, Trier sowie vom Militärbischofsamt unterzeichnet.

Freiburger Erzbischof Stephan Burger

"Dass homosexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen in allen Bereichen kirchlichen Lebens Respekt und Achtung erfahren, steht für mich außer Frage", sagte Stephan Burger, der Erzbischof der Diözese Freiburg, dem SWR. Das gelte auch für jene, die in der Kirche einen Dienst wahrnehmen. "Wir sind als Kirche auf einem Weg und suchen den Diskurs. Vor diesem Hintergrund werden auch das kirchliche Arbeitsrecht und die Grundordnung immer wieder evaluiert, aber Veränderungen geschehen auch nicht über Nacht". 

Quelle: SWR vom 28.01.2022

Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers 

"Es ist mir ein Anliegen, dass wir in unseren Gemeinden wie in der ganzen Kirche in unserem Umgang mit der Gruppe der queeren Menschen Akzeptanz und Toleranz entwickeln und stärken (...) Bisher ist uns das zu wenig gelungen." 

Die Kirche habe homosexuelle Partnerschaften, Transgeschlechtlichkeit und Diversität "häufig falsch beurteilt", aber man suche sich seine Sexualität nicht aus. Auch im Bistum Dresden-Meissen seien diese Menschen oft alleingelassen oder de facto ins Abseits gestellt worden. "Mit Blick auf heutige Erkenntnisse der Sexualwissenschaft müssen wir diese Fragen neu bewerten", sagte Timmerevers und versicherte zugleich: "Menschen müssen wegen ihrer sexuellen Orientierung in unserem Bistum keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen befürchten."

Die katholische Kirche sollte mit Blick auf die Sexualmoral humanwissenschaftliche Erkenntnisse und auch pastorale Notwendigkeiten berücksichtigen, sagte der Bischof des Bistums Dresden-Meißen. Dazu gehöre auch die Frage nach der Möglichkeit zu Segenshandlungen für gleichgeschlechtliche Paare.

Quelle: queer.de vom 28.01.2022

Essener Weihbischof Ludger Schepers

"Alle Zeugnisse haben mich sehr betroffen, aber auch zornig gemacht, wie lieblos in der Kirche mit ihnen umgegangen worden ist. Besonders das des Jesuitenpaters Ralf Klein, der mit bewegter Stimme seine Erfahrung geschildert hat, und der eine ganz wichtige Aussage gemacht hat: Wenn jemand – egal ob heterosexuell oder homosexuell – den Zölibat verspricht, dann ist es keine Frage, wie damit umzugehen ist, wenn er den Zölibat auch hält. Oder das Paar, die Ordensschwester und die Lehrerin, die auch im hohen Alter noch davor zittern, dass ihnen die Pension gestrichen werden könnte, weil sie bei der Kirche gearbeitet haben. Das war nochmal in besonderer Weise erschreckend und zeigt mir, wie wichtig diese Aktion ist. (...)

Man muss offen reden können – sowohl im Kreis der Mitbrüder und Kollegen als auch im Kreis eines Bistums. Die Frage der sexuellen Identität und Orientierung darf in Gesprächen nicht mehr aus Angst vor Konsequenzen verheimlicht werden. Das muss auch in die Gemeinden vor Ort getragen werden. Dort herrscht – so haben wir es ja auch bei der Aktion mit den Segensfeiern für homosexuelle Paare erlebt – eine große Offenheit bei vielen, bei manchen aber auch großer Widerstand. Auch da muss sich eine wertschätzende Gesprächskultur entwickeln.

Im Interview spricht er sich auch für die öffentliche Segnung homosexueller Paare aus.

Quelle: Interview auf katholisch.de vom 28.01.2022

Gebhard Fürst, Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart

Zur großen Coming-Out-Aktion katholischer LGBTIQ-Personen im Rahmen einer ARD-Doku sagte der katholische Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, am Donnerstag im SWR, es bereite ihm Sorge, dass man in der Kirche noch keine gute Form gefunden habe, zu zeigen, dass solche Menschen von Gott und der Kirche geliebt und angenommen seien.

Quelle: SWR vom 28.01.2022

Münchener Erzbischof Kardinal Marx

Kardinal Marx räumte ein, dass Pastoralmitarbeiterinnen und -mitarbeiter ihre gleichgeschlechtlichen Partnerschaften nur schwierig ausleben können – versprach aber Veränderung. »Wir müssen Wege gehen und gehen sie auch im Erzbistum.« Wenn die Kirche gleichgeschlechtliche Partnerschaften bei Gläubigen als verbindliche Beziehung anerkenne, müsse das »irgendwie für alle gelten« – also auch für kirchliche Angestellte.

Quelle: Spiegel.de vom 27.01.2022

Magdeburger Bischof Gerhard Feige

Bischof Dr. Gerhard Feige begrüßt die Initiative. „Im Bistum Magdeburg müssen Mitarbeitende, die sich offen zu ihrer Homosexualität bekennen, keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen fürchten. Gut, dass inzwischen immer offener über Missstände und Ungereimtheiten in unserer Kirche gesprochen werden kann und dabei niemand mehr Angst zu haben braucht. Es darf nicht sein, dass jemand wegen seiner sexuellen Orientierung oder seiner geschlechtlichen Identität diskriminiert oder herabgesetzt wird.“ 

Quelle: Pressemitteilung des Bistums Magdeburg vom 27.01.2022

Münsterer Bischof Felix Genn

„Ich habe großen Respekt vor den kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich in der Kampagne #OutinChurch als queer geoutet haben. Die bewegenden Aussagen und Lebensschicksale machen deutlich, dass wir in der katholischen Kirche ein Klima der Angstfreiheit brauchen. Niemand darf wegen seiner sexuellen Orientierung oder seiner geschlechtlichen Identität diskriminiert oder abgewertet werden. Vor diesem Hintergrund sehe ich auch die Diskussionen im Rahmen des Synodalen Weges, die nicht-heterosexuellen Menschen und ihrem Lebensstand ohne Diskriminierung gerecht werden soll. Dies betrifft auch das kirchliche Arbeitsrecht. Davon besonders betroffen sind aktuell die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Seelsorge.

Im Bistum Münster müssen Mitarbeitende, die sich offen zu ihrer Homosexualität bekennen, keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen fürchten. Außerdem ist es seit einigen Jahren im Bistum Münster bereits so, dass auch der persönliche Familienstand keine Relevanz für die Anstellung oder Weiterbeschäftigung bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Verwaltung hat.

Ich spüre den Mut und die Ehrlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich in der Kampagne #OutInChurch geoutet haben, und ich spüre auch das Leid, das sie erlebt haben. Im Bistum Münster ist seit dem vergangenen Jahr eine Referentin für Diversität tätig, die sich unter anderem um die Vernetzung mit Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung kümmert. Als erste Frucht dieser Arbeit habe ich mich im vergangenen Jahr mit Menschen mit sehr verschiedenen geschlechtlichen Identitäten getroffen. Das war für mich sehr bewegend. Viele homosexuelle Menschen wurden über Jahre und Jahrzehnte durch Äußerungen der Kirche verletzt. Das darf heute und in Zukunft nicht mehr so sein. Jede Person – völlig unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität – ist unbedingt von Gott geliebt.“

Quelle: Pressemitteilung des Bistums Münster vom 26.01.2022

Trierer Generalvikar Dr. Ulrich Graf von Plettenberg

„Die Aktion zeigt die Wirklichkeit von sexueller Vielfalt in der Kirche und unter den kirchlichen Mitarbeitenden auf. Die im ‚Manifest‘ benannten Forderungen spielen, so ist mein Eindruck, auch beim Synodalen Weg eine wichtige Rolle. Im Bistum Trier ist in Folge der Bistumssynode der Arbeitskreis ‚Sexuelle und geschlechtliche Identität in der Pastoral‘ gegründet worden. Das ist in meinen Augen der richtige Weg: miteinander ins Gespräch gehen und nach dem bestmöglichen Weg schauen. Ja, das heißt auch gemeinsam zu überlegen, wo Veränderungen in Bezug auf Sexualmoral und kirchliches Arbeitsrecht notwendig sind. Menschen, die sich der LSBTIQ-Community zugehörig fühlen und ihr Leben und Arbeiten aus dem christlichen Glauben heraus gestalten wollen, sollen in unserer Kirche natürlich eine Heimat haben und keine Repressionen fürchten müssen.

Quelle: Pressemitteilung Bistum Trier vom 25.01.2022

Paderborner Generalvikar Alfons Hardt

Alle Menschen sind in der Kirche willkommen, ganz gleich mit welcher sexuellen Orientierung sie leben und lieben. Eine Seelsorge, deren Maßstab das Evangelium ist, darf niemanden missbrauchen und ausschließen. Im Kern geht es ohne Ausnahme um die Liebe Gottes und um seine Beziehung zu Mensch und Schöpfung. Kirche muss für alle da sein. Opfer sexuellen Missbrauchs, aber auch queere Menschen haben in der Vergangenheit in Gesellschaft und Kirche viel Leid erfahren und nicht die bedingungslose Wertschätzung gespürt, die jedem Menschen als Geschöpf Gottes zusteht. Kirche hat an der Seite aller Menschen zu stehen und dazu beizutragen, dass erfahrenes Unrecht und Leid überwunden werden. Es braucht deutliche Zeichen, dass Kirche eine lebendige und vielfältig ausgestaltete Glaubensgemeinschaft ist und es in ihr aus dem Glauben heraus weder einen Missbrauch noch eine Diskriminierung menschlichen Lebens gibt und geben darf. (...)

Abschließend möchte ich auch zum kirchlichen Arbeitsrecht zumindest einige Gedanken zusammenfassen – mich bewegt diese Debatte nämlich nicht nur als Priester, sondern auch als Jurist. Bei Arbeitsverhältnissen mit dem Erzbistum Paderborn gilt bekanntlich die Grundordnung des kirchlichen Dienstes im Rahmen kirchlicher Arbeitsverhältnisse. Diese wurde 2015 reformiert und an die veränderten Rahmenbedingungen in Gesellschaft und Rechtsprechung angepasst, um eine differenziertere arbeitsrechtliche Betrachtung bestimmter privater Lebensweisen zu ermöglichen. Vielfach herrschte öffentlich die Annahme vor, dass Loyalitätsverstöße, wie etwa die Wiederverheiratung, unweigerlich eine Kündigung nach sich ziehen. Aber tatsächlich sind Kündigungen aufgrund von Loyalitätsverstößen sehr selten – es findet ausnahmslos eine differenzierte Einzelfallprüfung statt.

Das alles zeigt: Wir sind als Kirche auf dem Weg und gehen diesen beständig weiter. Die Debatte um Menschen, die sich aufgrund ihrer sexuellen Orientierung von der Kirche ausgegrenzt fühlen, bewegt mich tief – weil ich an eine Kirche glaube, die den Menschen Halt gibt, statt sie zu diskriminieren. Ebenso schmerzt mich, wie viele Opfer von Missbrauchsverbrechen im Raum der Kirche auch in unserem Erzbistum noch immer an den Folgen dieser Taten leiden. Vor diesem Hintergrund wird es für Seelsorgende und Gläubige in den Kirchengemeinden zunehmend schwerer, als Zeugen des Evangeliums zu zeigen, dass Kirche eben nicht frag-würdig, sondern glaub-würdig ist. Dennoch bin ich überzeugt, dass es sich lohnt, Teil dieser Kirche zu sein, einer Kirche, die das Gute im Menschen hervorzubringen vermag, einer Kirche nicht gegen, sondern für die Menschen – für alle Menschen. Handeln wir danach, auch wenn es bleibende Herausforderungen gibt, und machen wir dies den Menschen, die uns anvertraut sind, aber auch uns selbst immer wieder klar!

Quelle: Beitrag von Generalvikar Alfons Hardt vom 25.01.2022

Hildesheimer Bischof Dr. Heiner Wilmer

"Unsere Kirche bietet jedem Menschen Heimat."  In der von der Initiative #OutInChurch ausgelösten Debatte spricht sich Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ dafür aus, das kirchliche Arbeitsrecht in den Blick zu nehmen, damit Mitarbeitende der Kirche eine homosexuelle Orientierung nicht weiter verheimlichen müssen:

„Der wertschätzende Umgang mit homosexuellen Menschen in der Kirche ist völlig zu Recht ein wichtiges Thema des Synodalen Wegs der katholischen Kirche in Deutschland. Es ist wichtig, dass die Debatte darüber geführt wird, wie wir homosexuellen Paaren liturgisch und pastoral in einer guten Weise begegnen. Wir müssen über die Segnung homosexueller Paare weiter diskutieren und sollten sie nicht tabuisieren. Es geht darum, die heutigen Lebenswirklichkeiten von gleichgeschlechtlichen Gemeinschaften zu würdigen, ohne damit das Sakrament der Ehe zwischen Mann und Frau in Frage zu stellen."

Quelle: Pressemitteilung des Bistums Hildesheim vom 25.01.2022

Würzburger Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran

"Bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bistums Würzburg, die in einer homosexuellen Partnerschaft leben, werden im Bistum Würzburg keinerlei Maßnahmen aufgrund der Grundordnung in diesem Feld getroffen. Der Umgang mit dem Thema Homosexualität ist beim Synodalen Weg angezeigt. Wir hoffen und setzen uns dafür ein, dass das Dienstrecht zum Umgang mit queeren Personen und homosexuellen Partnerschaften sehr bald eine entsprechende Änderung erfährt. Alle Beschäftigten sollen Kirche ohne Angst erleben."

Quelle: Statement auf der Homepage des Bistum Würzburg (Zugriff vom 25.01.2022)

Speyerer Generalvikar Andreas Sturm

»Ein offenes Bekenntnis zur Homosexualität hat im Bistum Speyer keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen«

Quelle: Spiegel vom 25.01.2022

Essener Generalvikar Klaus Pfeffer

"Das tun wir schon seit Jahren nicht [Mitarbeitende des Bistums Essen zu kündigen, die offen lsbti in der Kirche sind], weil wir längst erkannt haben, dass diese Art und Weise, mit Menschen umzugehen, im Widerspruch zum Evangelium steht. (...) Ich glaube, das war gestern in einem Filmbeitrag eindrucksvoll zu erleben, welches Leid hier vielen Menschen durch diese Haltung zugefügt wurde, die wir in der katholischen Kirche über Jahrzehnte hatten. Dass wir - glaube ich - nicht erkennen, dass wir in der Sexualmoral, die Menschen dazu zwingt, sich zu verbergen, nicht so sein zu dürfen, wie sie sind, eine deutliche Veränderung brauchen. (...)

Auch die sexuellen Orientierungen, um die es hier geht, sind Teil der Schöpfung Gottes. Die Menschen, so wie sie sind, sind so von Gott geschaffen und geworden. (...) Ich finde das nicht hinnehmbar, in welcher Art und Weise da teilweise gehetzt wird und in welch einer verachtenden Weise da über Menschen gesprochen wird. Dem müssen wir uns in der katholischen Kirche entschieden widersetzen.

Quelle: Domradio vom 25.01.2022

Aachener Bischof Helmut Dieser

#OutInChurch ist "ein Zeichen dafür, dass wir daran arbeiten, dass ein solches Klima der Angstfreiheit in unserer Kirche herrschen muss und entstehen muss. (...) Niemand darf wegen seiner sexuellen Orientierung oder seine geschlechtlichen Identität diskriminiert oder abgewertet oder kriminalisiert werden. Denn wir lernen auf dem Synodalen Weg, tiefer zu begreifen, dass eben die sexuelle Orientierung und die geschlechtliche Identität Teil der Person ist und wir haben ein Menschenbild, das uns sagt, dass die Person unbedingt von Gott geliebt ist und in dieser Grundlegung gehen wir beim Synodalen Weg an die Themen der sexuellen Orientierung, der Identität, aber auch des Gelingens von Sexualität neu heran."

Quelle: Video auf der facebook-Seite der Deutschen bischofskonferenz vom 24.01.2022

Hamburger Erzbischof Stefan Heße

„Ich habe Respekt vor den Menschen, die sich in dieser Aktion zu ihrer sexuellen Orientierung bekennen. Eine Kirche, in der man sich wegen seiner sexuellen Orientierung verstecken muss, kann nach meinem Dafürhalten nicht im Sinne Jesu sein. Wir sind stets zur Authentizität und Transparenz aufgerufen vor Gott und selbstverständlich auch voreinander! Davor darf und soll es keine Furcht geben.

Ich bin gerne zum Dialog bereit und biete den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern aus dem Erzbistum Hamburg als erstes ein Gespräch an.

Dieses Thema wird auch beim Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland behandelt. Hier beteilige ich mich an der Diskussion. Sie sollte zu einer Weiterentwicklung der kirchlichen Sexualmoral und auch des kirchlichen Arbeitsrechts führen."

Quelle: Pressemitteilung des Erzbistums Hamburg vom 24.01.2022

Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode 

„In der Beteiligung an der Kampagne „#outinchurch – für eine Kirche ohne Angst“ sehen wir einen mutigen Schritt von 125 queeren Mitarbeitenden der katholischen Kirche aus dem ganzen Land. Gemeinsam und über Bistumsgrenzen hinweg outen sie sich mit der Botschaft: „Wir sind da und wir sind Teil dieser Kirche.“ Dieser hohe persönliche Einsatz ist sehr zu würdigen. Ich war mit zwei Mitarbeitenden vor Start der Kampagne im Gespräch, ein Zeichen für die vertrauensvolle Atmosphäre in unserem Bistum. (...)

Die Grundbotschaft der Kirche ist Gottes vorbehaltlose Liebe für alle Menschen – in ihrer Vielfalt und Einzigartigkeit. Das muss auch für alle Beziehungen gelten, sofern sie von Liebe und gegenseitiger Achtung getragen sind.“

Quelle: Pressemitteilung des Bistums Osnabrück vom 24.01.2022

4. Gemeinsame Erklärung katholischer Verbände und Organisationen: Für Diversität in der katholischen Kirche!

Die katholische Kirche ist so vielfältig wie die Gesellschaft selbst und Heimat für jede*n. Niemand darf wegen der eigenen sexuellen Orientierung und /oder der geschlechtlichen Identität diskriminiert oder ausgeschlossen werden. Das betrifft auch Hauptberufliche und Ehrenamtliche, die sich in der katholischen Kirche sowie in Verbänden und Organisationen aus Überzeugung und auf vielfältige Weise engagieren. Diverse Menschen müssen in der katholischen Kirche sicht- und hörbar werden. Wir stellen uns deshalb ausdrücklich gegen Homophobie und fordern eine Kultur der Diversität in der katholischen Kirche.

Wir brauchen eine kirchliche Sexualmoral, die die Lebenswirklichkeit der Menschen akzeptiert und respektiert. Es darf nicht länger hingenommen werden, dass Menschen in kirchlichen Kontexten aus Angst gegenüber Kirchenvertreter*innen ein Schattendasein führen müssen, wenn sie nicht dem von der Kirche normierten Geschlechterbild entsprechen. Ein Outing im Rahmen von #OutInChurch ist ein mutiger und für viele sicherlich kein einfacher Schritt. Mit der Stärke unserer gemeinsamen Stimme solidarisieren wir uns mit den mutigen Personen - auch in unseren Reihen - und unterstützen ihre Forderungen.

Als katholische Verbände und Organisationen setzen wir uns für Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche ein und engagieren uns auf dem Synodalen Weg. Christ*innen wollen und sollen sich grundsätzlich gleichwertig, gleichberechtigt und in ihrer Einmaligkeit wertgeschätzt fühlen. Wir brauchen jetzt und in der Zukunft eine glaubwürdige und angstfreie Kirche, in der alle Christ*innen willkommen sind. Deshalb fordern wir, dass Diskriminierungen und Ausgrenzungen, besonders im kirchlichen Arbeitsrecht, grundsätzlich unterbunden werden.

Gleichzeitig rufen wir alle Menschen, ob innerhalb oder außerhalb der Kirche, dazu auf, ebenfalls ein Zeichen für eine Kultur der Diversität in der katholischen Kirche zu setzen und sich für eine Kirche ohne Angst zu engagieren.

Das Manifest und die Kernforderungen der Initiative #OutInChurch – für eine Kirche ohne Angst befinden sich auf der Website www.outinchurch.de (24. Januar 2022)

Gemeinsame Erklärung als PDF

5. #OutInChurch: Welche katholischen Verbände unterstützen die Erklärung "Für Diversität in der katholischen Kirche!"

  • AGENDA – Forum katholischer Theologinnen e.V.
  • AKH – Arbeitsgemeinschaft Katholischer Hochschulgemeinden
  • BDKJ – Bund der Deutschen Katholischen Jugend e.V.
  • BKRG – Bundesverband der katholischen Religionslehrer und –lehrerinnen an Gymnasien e.V
  • Bundesverband der Gemeindereferent/-innen Deutschlands e.V.
  • BVPR – Berufsverband der Pastoralreferent*innen in Deutschland e.V.
  • DPSG – Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg e.V.
  • Gemeinschaft Christlichen Lebens – Jungen und Männer (GCL-JM)
  • Gemeinschaft Christlichen Lebens – Mädchen und Frauen (GCL-MF)
  • INFAG – Interfranziskanische Arbeitsgemeinschaft
  • Initiative Maria 2.0
  • Initiative „meinGottdiskriminiertnicht.de“
  • KAB – Katholische Arbeitnehmer-Bewegung Deutschlands e.V.
  • KDFB – Katholischer Deutscher Frauenbund e.V.
  • kfd – Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands – Bundesverband e.V.
  • KLJB – Katholische Landjugendbewegung Deutschlands e.V.
  • Pax Christi – deutsche Sektion e.V.
  • PSG – Pfadfinderinnenschaft St. Georg e.V.
  • SkF – Sozialdienst katholischer Frauen Gesamtverein e.V.
  • SKM – Sozialdienst katholischer Männer Bundesverband e.V.
  • VKR – Verband der Katholischen Religionslehrerinnen und Religionslehrer an
    berufsbildenden Schulen e.V.
  • Wir sind Kirche e.V. – KirchenVolksBewegung
  • Zentralkomitee der deutschen Katholiken e.V. (ZdK) – Präsidium

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