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Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD)

Respekt und Vielfalt in Schulbüchern

Resolution des LSVD zum Thema Pädagogik der Vielfalt

Bildungspolitische Forderungen des LSVD: In Unterrichtsinhalten, Lernmitteln und Schulalltag muss deutlich werden: Lesben, Schwule und Transgender sind Teil der gesellschaftlichen Vielfalt, sie sind gleichwertig und gleichberechtigt.

Der Schule kommt eine wichtige Aufgabe zu, Wissen über die Vielfalt der Lebensweisen zu vermitteln, antihomosexuellen Vorurteilen entgegenzuwirken und Respekt zu fördern.

Lesben, Schwule und Transgender sind Teil der Wirklichkeit. Aber sie tauchen in kaum einem Schulbuch auf. Gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften und Regenbogenfamilien werden in den Lehrmitteln weitgehend totgeschwiegen.

Es ginge auch anders: Warum kann in der Textaufgabe im Mathebuch nicht auch mal der Einkaufswagen einer Regenbogenfamilie - Mutter, Mutti und Kind - als Rechenbeispiel dienen? Warum muss in Biologiebüchern streng heteronormative Zoologie gelehrt werden, obwohl es zahllose Beispiele für homosexuelles Verhalten im Tierreich gibt? Warum schweigen sich Textbücher in Deutsch, Englisch, Französisch oder Spanisch über die Existenz von Lesben und Schwulen aus – obwohl das in den jeweiligen Literaturen oft ganz anders ist? Warum können junge Menschen in ihren Geschichts- oder Sozialkundebüchern weder etwas über die Menschenrechtslage von Lesben, Schwulen oder Transgender nachlesen, noch über ihre Emanzipations- und Bürgerrechtsbewegungen?

Gerade für lesbische und schwule Jugendliche im Prozess der Selbstfindung und des Coming-out ist es wichtig, dass gleichgeschlechtliche Lebensweisen in der Schule nicht tabuisiert werden, sondern sie sich als ein Teil gesellschaftlicher Normalität wiederfinden.

Sowohl in Unterrichtsinhalten, Lernmitteln als auch im Schulalltag muss deutlich werden: Lesben, Schwule und Transgender sind Teil der gesellschaftlichen Vielfalt, sie sind gleichwertig und gleichberechtigt. Die Information über gleichgeschlechtliche Lebensweisen in der Schule darf nicht allein im Kontext der Biologie geschehen. Auch im Deutsch-, Fremdsprachen-, Politik-, Sozialkunde-, Ethik- oder im Geschichtsunterricht müssen Informationen über lesbische und schwule Lebensweisen sowie über Diskriminierung und Emanzipationsgeschichte vermittelt werden.

Notwendig sind entsprechend ausgerichtete Lehrpläne, die Förderung von Schulaufklärungsprojekten, eine gute Aus- und Fortbildung und natürlich engagierte Pädagoginnen und Pädagogen. Ein wichtiges Element sind aber auch Schulbücher, denn sie sind flächendeckend im Einsatz.

In den Niederlanden ist es bereits erklärte Bildungspolitik, Lebenswirklichkeiten auch im Hinblick auf Lesben, Schwule und Transgender abzubilden, und damit auch Fremdheiten und Vorurteilen entgegenzuwirken. Schulbuchverlage setzen das dort bereits erfolgreich um. In Deutschland sind solche Bemühungen bislang die große Ausnahme.

Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) appelliert an die Verantwortlichen in der Bildungspolitik in Deutschland ebenso wie an die Schulbuchverlage, diesem Vorbild zu folgen. Schulbücher aller Sparten müssen Vielfalt und Respekt vermitteln. Bildungspolitik und Schulbuchverlage sind aufgefordert, ihrer Verantwortung gerecht zu werden.

beschlossen auf dem 24. LSVD-Verbandstag am 25.03.2012 in Köln)

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