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Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD)

Hass auf Schwule im Dancehall: Elephant Man, Bounty Killer und Co

Homophober und gewaltverherrlichender Musik Einhalt gebieten!

Battyman Tunes werden diese Reggae- oder Dancehall-Songs genannt, in denen ausdrücklich zur Gewalt und Ermordung an Schwulen aufgerufen wird. Sie sind menschenverachtend, gewaltverherrlichend und strafbar. Hasssänger sollten keine Bühne erhalten.

Konzertfoto

In den Sparten Hip-Hop und Dancehall gibt es Acts, die in ihren Songs und Lyrics systematisch Hass gegen Lesben, Schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen verbreiten und zu brutaler Gewalt bis hin zum Mord aufrufen. Dieser Hass ist auch nicht mehr von der Kunst- und Meinungsfreiheit gedeckt. In der Vergangenheit sind dabei vor allem jamaikanische Dancehall-Musiker wie Sizzla, Elephant Man, Bounty Killer, Beenie Man oder Buju Banton aufgefallen. Battyman Tunes werden diese Reggae- oder Dancehall-Songs genannt, in denen ausdrücklich zur Gewalt gegen Schwule aufgerufen wird. 

Von Dancehall Bühnen herab sorgen Interpreten wie Bounty Killer dafür, dass nach Konzertbesuchen immer wieder (vermeintlich) schwule Männer durch die Straßen jagen und erschlagen werden. Es kann nicht angehen, dass auf deutschen Bühnen von denselben Leuten zu Mord und Totschlag aufgerufen wird, die in Jamaika regelmäßig für eine unvorstellbare Schwulenhatz sorgen.

Reggae Compassionate Act: Wie glaubhaft ist eine Distanzierung von alten Songs?

Manche der jamaikanischen Dancehall-Interpreten haben den Reggae Compassionate Act (RCA) unterzeichnet, ein von der Britischen Lesben- und Schwulenorganisation OutRage! entwickeltes Statement. Sie verpflichten sich darin, keine Hass-Songs mehr zu performen. In der Regel geschieht die Unterschrift auf Druck von Aktivist*innen aus Europa und unter Androhung des Verbotes der Konzerte. Der RCA ist nicht ohne Effekt. Aber immer wieder gibt es Mitschnitte oder Videos, die zeigen, dass einzelne Interpreten die Hass-Lieder erneut gesungen, die Unterschrift verhöhnt oder die Hass-Botschaft in anderer Form neu inszeniert
haben.

Der LSVD macht regelmäßig mobil gegen solche Hassmusik: in erster Linie durch Überzeugungsarbeit gegenüber Veranstaltern, Fans und Musikhandel, durch Protest und Öffentlichkeitsarbeit, notfalls aber auch durch Strafanzeigen und Indizierungsanträge. Wir fordern Musikindustrie, Veranstalter*innen und Kulturpolitik auf, Verantwortung zu zeigen. Solche Texte dürfen nicht relativiert oder verharmlost werden. Sie sind menschenverachtend, gewaltverherrlichend und strafbar. In Betracht kommen § 111 (Öffentliche Aufforderung zu Straftaten) und § 130 StGB (Volksverhetzung). Hasssänger sollten keine Bühne erhalten. Strafbar machen sich in diesem Fall unseres Erachtens auch die Veranstalter.

Warum muss solch lsbti-feindlichen Interpreten eine Bühne gegeben werden?

Neben den Zensurvorwurf ist eine typische Abwehrsreaktion von Veranstalter*innen, dass die Acts und ihr Management versprochen hätten, während des geplanten Auftritts keine schwulenfeindlichen Texte zu äußern. Ja und? Es reicht doch wohl voll aus, wenn er woanders homophobe Parolen und Mordaufrufe schmettert. Will man solchen Menschen eine Bühne geben? Würde man eine antisemitische Band auf die Bühne lassen, wenn sie nur verspricht, an diesem einen Abend brav zu sein und keine Holocaust-Leugnung zu betreiben? 

Wir protestieren immer in Abstimmung mit jamaikanischen LGBT-Organisationen wie J-Flag. Dabei prüfen wir, ob die Songs kürzlich in Jamaika aufgeführt wurden, sich Acts überzeugend von ihren alten Hasssongs distanziert haben und ob Auftrittsverbote in Deutschland LSBTI auf Jamaika helfen bzw. unterstützen würde.

Bounty Killer

In seinem Lied „Another level“ ruft Bounty Killer offen dazu auf, schwule Männer zu verbrennen oder zu ertränken. Auch in anderen Songs ruft er zu Mord an Schwulen auf („Man Ah Bad Man“ sowie in „Look Good“). Mehrere Alben des Interpreten wurden von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert.

So heißt es beispielweise in dem Song „Man Ah Bad Man“ auf dem gemeinsamen Album von Bounty Killer und T.O.K: „ […] We blaze it for yuh stinky chi chi man and parasite Jamaica never mek fi dem and spoil we paradise“. Sinngemäße Übersetzung der Strophe: „Wir entfachen ein Feuer für euch stinkende Schwuchteln und Parasiten. Jamaika wird niemals zulassen, dass ihr unser Paradies beschmutzt.“

Entgegen der Behauptungen seines Managements hat sich Bounty Killer, aka Rodney Basil Prince, bisher niemals glaubwürdig von seiner Vergangenheit distanziert. Solange sich der Act nicht umfassend, glaubwürdig und öffentlich von seinen menschenverachtenden Texten distanziert. Außerdem liegen uns zahlreiche Berichte vor, dass gegen den Interpreten in Jamaika Verfahren wegen Gewalttaten und Waffenbesitz anhängig waren. 

Zuletzt sollte im April 2018 in mehreren Städten Bounty Killer auftreten. Die LSVD-Ländesverbände haben bei den Veranstaltern in Regensburg, Wuppertal, Dortmund und Berlin protestiert.

Buju Banton

In seinem Song „Boom Bye Bye“ heißt es u. a., dass schwule Männer durch Kopfschuss, Säureattentat oder Verbrennung getötet werden sollten. Buju Banton bringt diesen Song in der Vergangenheit immer wieder zur Aufführung, insbesondere in Jamaika. Der Song erfüllt unseres Erachtens den Straftatbestand der Volksverhetzung, da darin zu konkreter Gewalttaten gegen Minderheiten aufgerufen wird.

Buju Banton sollte beim Summerjam 2019 im Juli in Köln auftreten. Wir haben den Polizeipräsidenten der Stadt Köln informiert und gefordert, dass er dafür Sorge trägt, dass der menschenverachtende Song "Boom Bye Bye" nicht zur Aufführung kommt und dass der Interpret auf der Bühne keine Aussagen macht, die den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllen.

Cappleton

In mehreren Songs ruft er dazu auf, schwule Männer zu ermorden. So etwa „Bun Out Di Chi Chi“, „Give Har“ oder „Hang Dem Up“. Zwar hat hat sich in der Vergangenheit verpflichtet, keine Gewaltaufrufe gegen Schwule mehr zu verbreiten, doch ein Video auf YouTube dokumentiert, dass er sich wenig darum schert. Es ist von hier aus schwer zu kontrollieren, ob die Selbstverpflichtung des RCA in Jamaika eingehalten wird.

Elephant Man

In mehreren Songs ruft Elephant Man dazu auf, schwule Männer mit einem Maschinengewehr zu töten. So etwa in den Songs „A Nuh Fi Wi Fault“, „We Nuh like Gay“ und „Log on“. Ein Textauszug aus „Log on“ in deutscher Übersetzung: „Genieße unseren Tanz und verbrenne einen Schwulen. Tritt auf ihm rum wie auf alten Kleidern. Genieße unseren Tanz und zertrete einen Schwulen.“ Zudem hat die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien in Bonn die CD „Log on“ von Elephant Man Ende August 2008 wegen ihrer schwulenfeindlichen Mordaufrufe endlich indiziert.

2015 wurde nach unserem Protest ein geplantes Konzert in München abgesagt. Im März 2020 fand im Berliner Yaam ein Konzert von Elephant Man statt. Zuvor trafen sich Vertreter*innen des LSVD Berlin-Brandenburg und des YAAM, um über den Umgang mit Homophobie und Transfeindlichkeit in der Musik zu sprechen. Bei dem Gespräch war auch die Topline Events als Veranstalter des Konzerts dabei. Sowohl das YAAM als auch der Veranstalter haben zugesichert, dass Elephant Man die hauseigene Charta gegen Diskriminierung unterschrieben und verstanden hat. Zuletzt hatte der Künstler sich von dem Song „Log On” und den homophoben Aussagen des Songs distanziert und nach Auskunft des Veranstalters auch nicht mehr gespielt. Zum Konzert waren Vertreter*innen des LSVD Berlin-Brandenburgs, um darauf zu achten, dass es sowohl von Elephant Man als auch vom Publikum zu keinen Hassbotschaften oder Gewaltaufrufen kommt. 

Sizzla

In seinem Lied „Pump up“ ruft Sizzla offen dazu auf, schwule Männer zu verbrennen oder zu erschießen. Auch in anderen Songs ruft er zu Mord an Schwulen auf. So heißt es in „Boom Boom“: „Schwule müssen gekillt werden“. Und in „Get To Da Point“: “Ich zieh los und erschieß Schwule mit einer Waffe”

Sizzla Kalonji hat sich nie überzeugend von diesen Texten distanziert. Zwar unterzeichnete er im April 2007 den sog. „Reggae Compassionate Act“, eine Selbstverpflichtung, keine Hasstexte zur Aufführung zu bringen, doch später hat er immer wieder geleugnet, diese Vereinbarung jemals unterzeichnet zu haben. Zudem bringt er seine Hatesongs immer noch in Europa und in Jamaika zur Aufführung.

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