Menu
Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD)

Sachsen: Schulen sollten sich für geschlechtergerechte Sprache einsetzen

LSVD kritisiert Gender-Verbot des Kultusministeriums

Pressemitteilung vom 23.10.2023

Chemnitz, 23. Oktober 2023. In der anhaltenden Auseinandersetzung um das Verbot von Genderstern und Doppelpunkt an Sachsens Schulen spricht sich der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) Sachsen für die Verwendung einer geschlechtergerechten Sprache in Schulen aus. Zuletzt hatte das sächsische Kultusministerium, das bereits seit 2021 existierende Verbot per Erlass bekräftigt. Dazu erklärt Tom Haus aus dem Vorstand des LSVD Sachsen:

Schulen sind für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans*, intergeschlechtliche und queere Menschen (LSBTIQ*) immer noch keine sicheren Orte. Die Studie „Lebenslagen von LSBTIQ* Personen in Sachsen“ hat gezeigt, dass 42 Prozent der Befragten in den vergangenen fünf Jahren negative Erfahrungen im Schulbereich gemacht haben. Neben dem Mangel an einem offenen Klima, nötigem Schutz und Ansprechpersonen liegt das unter anderem auch am Fehlen einer geschlechtergerechten Sprache. Der Erlass zum Verbot verschärft die Situation unnötig und blendet die Lebensrealitäten von trans*, inter* und nichtbinäre Personen aus.

Jenseits der zweigeschlechtlichen Norm von männlich und weiblich existiert eine Vielfalt geschlechtlicher Identitäten. Unser Personenstandsrecht kennt auch heute schon vier möglich Personenstände bzw. Geschlechtseinträge: männlich, weiblich, divers* und keinen Eintrag. Männlich und weiblich sind neben trans*, nicht-binär, intergeschlechtlich und weiteren geschlechtlichen Identifikationsformen nur zwei mögliche Varianten. Die geschlechtliche Identität ist ein wichtiger Bestandteil der eigenen Persönlichkeit. Wenn wir also über geschlechtliche Vielfalt sprechen, geht es auch darum anzuerkennen, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt. Eine geschlechtergerechtere Sprache möchte dieser Realität Rechnung tragen. Sprache war und ist immer schon ein Mittel, um gesellschaftliche Realitäten zu beschreiben – das gilt auch für die Frage der geschlechtlichen Identität.

Wer in der Sprache nicht vorkommt, ist in der Gesellschaft weniger sichtbar und läuft Gefahr, marginalisiert und ausgegrenzt zu werden. Sprache ist somit auch ein Spiegel gesellschaftlicher Machtverhältnisse. Ein inklusiver und diskriminierungsarmer Sprachgebrauch ist auch heute noch keine Selbstverständlichkeit – auch in Schulen nicht. Die Frage ist nicht etwa, was heute nicht mehr als vermeintlich „politisch korrekt“ gesagt werden “darf“, sondern vielmehr, was nicht mehr gesagt werden will.

Es geht also weder um Verbot noch Pflicht, sondern um eine angemessene Ansprache in der öffentlichen Kommunikation. Das betrifft auch den Schulunterricht. Auch in der schriftlichen Kommunikation sollten Sonderzeichen möglich sein. Bei einer geschlechtergerechten Sprache geht es vor allem auch um Inklusion und Akzeptanz. Der Erlass des Kultusministeriums ist hier ein Rückschritt, der Diskriminierung und ausgrenzendes Verhalten legitimiert. Jedes weitere Festhalten an dieser Regelung bringt Unsicherheit und Ausgrenzung. Das haben die bisher zum Teil hasserfüllten Reaktionen gegen die queere Community aufgrund der Verbotspolitik gezeigt.

Hintergrund

Queer-Papier „Bewusst respektvoll kommunizieren: Keine Angst vor Sprache. Keine Angst vor Fehlern. Keine Angst vor Veränderung“. Wie kann eine respektvolle Kommunikation aussehen und welchen Einfluss kann Sprache auf marginalisierte Gruppen haben? Das Papier möchte Fachkräfte und Pädagog*innen ermutigen, in ihren Einrichtungen Raum für eine geschlechtergerechtere und inklusivere Sprache zu schaffen.

LSVD Sachsen

Pressekontakt

Pressesprecher*in Tom Haus

Lesben- und Schwulenverband (LSVD) Sachsen
Karl-Liebknecht-Straße 17 D 
09111 Chemnitz

Tel.: 0172 - 36 16 94 8
E-Mail: tom.haus@lsvd.de