Menu
Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD⁺)

Taliban verfolgen, vergewaltigen und ermorden LSBTIQ* seit nunmehr drei Jahren

LSVD fordert konsequente Aufnahme bedrohter Afghan*innen

Pressemitteilung vom 15.08.2024

Berlin, 15.08.2024. Am 15. August 2024 jährt sich zum dritten Mal die Machtübernahme der Taliban in der afghanischen Hauptstadt Kabul. In dem von ihnen errichteten "Islamischen Emirat Afghanistan" vernichten sie seither ungestört die Existenz all jener, die nicht in ihr religiös-faschistisches Weltbild passen. Lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche sowie weitere queere Personen (LSBTIQ*) stehen dabei besonders im Fokus ihres Hasses. Mit dem im Oktober 2022 gestarteten Bundesaufnahmeprogramm Afghanistan hatte die Bundesregierung angekündigt, jeden Monat Tausend besonders gefährdete Afghan*innen aus der Schreckensherrschaft der Taliban zu retten, kürzlich jedoch praktisch das Ende des Programms angekündigt. 

Jörg Hutter aus dem Bundesvorstand des LSVD erklärt hierzu:

Die Taliban streben die systematische Vernichtung queeren Lebens in Afghanistan an. Berichte von Verfolgung, Vergewaltigungen und Morden an LSBTIQ* Personen erreichen uns im Grunde täglich. Alle, die sich dies trauen und irgendwie leisten können, fliehen in die Nachbarländer, vor allem nach Iran und Pakistan. Dabei ist auch die Flucht dorthin lebensgefährlich und teuer, und auch in Pakistan und Iran erwarten queere Menschen tagtägliche Ausgrenzung und schlimmstenfalls die Todesstrafe. Die Mehrzahl der Hilfegesuche kommt dabei von noch sehr jungen homo- bzw. bisexuellen Männern und Frauen, auch von vielen trans Personen, Menschen, die das Leben noch vor sich haben. Gerade Deutschland, das selbst unter den Nazis und auch noch in der Bundesrepublik queere Menschen systematisch verfolgt hat, steht in der Pflicht zu helfen. Die Bundesregierung hat – auch mit Blick auf Afghanistan – eine menschenrechtsorientierte, feministische Außenpolitik angekündigt und muss diese nun auch liefern. 

Mit dem im Koalitionsvertrag festgeschriebenen Bundesaufnahmeprogramm hat die Bundesregierung vielen Menschen in Afghanistan Rettung in Aussicht gestellt. Dabei handelt es sich eben nicht um irreguläre Migration: Anders als vielfach behauptet, werden im Aufnahmeprogramm die Hilfeersuche genau geprüft, und zwar auf Plausibilität und auf sicherheitsrelevante Aspekte hin. Während am Anfang direkt nach der Machtübernahme sicher noch vieles schnell und improvisiert ablief, so ist das im Bundesaufnahmeprogramm eben nicht der Fall: Das Programm ist ein klar geregeltes Verfahren zur regulären Aufnahme besonders gefährdeter Personen. Aufgrund eben dieser hohen Ansprüche wurde bisher auch nur ein Bruchteil der angekündigten Aufnahmen im Bundesaufnahmeprogramm realisiert. LSBTIQ* Personen sind dabei auch leider nur ein verschwindend geringer Anteil an den humanitären Aufnahmen (Menschenrechtsliste, Überbrückungsprogramm und Bundesaufnahmeprogramm) aus Afghanistan. Trotzdem oder gerade deswegen muss das Programm nun unbedingt fortgesetzt werden. Hunderten queeren Menschen wurden bereits eine Aufnahme offiziell in Aussicht gestellt. Ihnen hat Deutschland sein Wort gegeben. Wir können, ja wir dürfen die queere Community in Afghanistan jetzt nicht im Stich lassen.

Weiterlesen: 

Unterstützungsaufruf: Das Bundesaufnahmeprogramm Afghanistan retten

Bundesaufnahmeprogramm: Erste queere Afghan*innen in Deutschland angekommen

LSVD⁺-Bundesverband

Pressekontakt

Pressesprecher*in Kerstin  Thost

LSVD⁺-Bundesverband 
Hauptstadtbüro
Almstadtstraße 7
10119 Berlin 

Tel.: (030) 78 95 47 78
Fax: (030) 78 95 47 79
E-Mail: presse@lsvd.de

zuständiges Vorstandsmitglied

Jörg Hutter