Digitales Regenbogenparlament: „Das ist doch utopisch?! Inspiration und Strategien für hoffnungsvolles Arbeiten“

Wir sind hier, wir sind laut – und uns liegen Demokratie, Vielfalt und Gemeinschaftlichkeit am Herzen. Als Fachkräfte der Sozialen Arbeit, Forschende, Multiplikator*innen, Engagierte in der Zivilgesellschaft oder Aktivist*innen setzen wir uns für eine gerechtere und menschenfreundlichere Zukunft ein. Gerade in schwierigen Zeiten müssen wir dafür einen langen Atem, Strategien zur Selbstfürsorge und robuste Visionen von einer lebenswerten Welt entwickeln, um uns nachhaltig, solidarisch und zielgerichtet einsetzen zu können. Wie kann das gelingen?
Gemeinsam möchten wir beim diesjährigen digitalen Regenbogenparlament darüber sprechen, auf welche Utopien wir hinarbeiten und wie wir dabei die Hoffnung nicht verlieren. Wir nähern uns der Thematik durch die Perspektiven zahlreicher Expert*innen aus Theorie und Praxis und würden uns freuen, auch Sie bei unserem Online-Fachtag begrüßen zu dürfen!
Die Teilnahme am Regenbogenparlament ist nach Anmeldung und Bestätigung kostenfrei möglich. Wählen Sie dabei aus den zwei Workshops, der Fortbildung und dem Input mit Gespräch das für Sie am besten passende Angebot für den Nachmittag aus.
Das Regenbogenparlament wird durch ein Awareness-Team und durch Dolmetscher*innen für die Deutsche Gebärdensprache (DGS) zur Gewährleistung einer barrierearmen Veranstaltung unterstützt.
Moderation: Julian Knop (Stuhlkreisrevolte)
Programm
10:00 Uhr Begrüßung der Teilnehmenden
10:20 Uhr Keynote: Ursprüngliche Demokratie oder Raum für Experimente? Die Rolle von Protest in Demokratien, Dr. Tareq Sydiq
Protest ist demokratisch, unmittelbar partizipativ – und gleichzeitig ein Hebel, demokratische Entscheidungen zu verlangsamen oder zu verhindern. Welche Rolle spielt Protest also für die Demokratie innerhalb dieses Spannungsfelds? Und wie nutzen zivilgesellschaftliche Akteure diesen, um demokratische Normen und Institutionen gegen Angriffe nicht-demokratischer Kräfte zu schützen? Gemeinsam diskutieren wir, inwiefern Protest weltweit zu kollektiven Utopievorstellungen beitragen und Praktiken für ein nachhaltiges Arbeiten befördern kann.
12:00 Uhr Mittagspause
13:00 Uhr Wahlangebot
WAHLANGEBOT 1: Workshop
„Perspektiven der Sozialen Arbeit mit jungen Menschen auf Utopien und nachhaltiges Engagement im Kontext der politischen Jugendbildung“ (Katrin Sen und Sonja Preissing)
Im Workshop möchten wir uns dem Thema Utopien widmen. Dabei wollen wir klären, was unter einer Utopie verstanden werden kann, welche Ansätze dazu vorliegen und inwiefern diese für die Soziale Arbeit anwendbar sind.
Vor dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftspolitischen Entwicklungen (u. a. Rechtspopulismus, Rechtsextremismus, Demokratieabbau) und der Zunahme sozialer Ungleichheiten (u. a. Armut) kommen verstärkt Unsicherheiten und Zukunftsängste auf, besonders bei jungen Menschen. Wie kann Soziale Arbeit ansetzen, um trotz der beängstigenden und frustrierenden Entwicklungen Raum für Zuversicht, Zukunftsvisionen und -wünsche sowie gar Utopien zu schaffen?
Im Workshop wird vertiefend darauf eingegangen, was politische Jugendbildung beinhaltet und was sie braucht, um diese gesellschaftlichen Herausforderungen mitzugestalten. Kreatives Mitdenken und die Konstruktion von Utopien sind in diesem Workshop absolut erwünscht!
Dr. phil. Katrin Sen ist promovierte Erziehungswissenschaftlerin und als Professorin für Soziale Arbeit an der IU Internationale Hochschule in Frankfurt am Main tätig. Sie forscht zu den Auswirkungen gesellschaftlicher Wandlungsprozesse im Kontext von Lebensalter und Gemeinwesen mit den Schwerpunkten Migration und politische (Jugend)bildung. In ihrer Berufspraxis war sie zuletzt als Referentin für Soziale Stadtteilentwicklung und Gemeinwesenarbeit sowie als Referentin für Jugendbildung tätig.
Dr. phil. Sonja Preissing ist promovierte Soziologin und Professorin für Soziale Arbeit an der IU Internationale Hochschule am Standort Köln. Ihre Forschungsthemen sind Jugend-, Migrations- und Stadtforschung, Kinder- und Jugendpolitik, Soziale Arbeit im Quartier, deutsch-französische Studien und Qualitative Sozialforschung. In ihrer Berufspraxis war sie zuletzt in der Arbeitsstelle Kinder- und Jugendpolitik am Deutschen Jugendinstitut tätig.
WAHLANGEBOT 2: Workshop
Radikale Töchter: „Mut Muskel Workshop: Macht kommt von Machen!“
Rassismus, Klimakrise und Politikverdrossenheit: Die Welt braucht neue radikale Ideen und Maßnahmen, wenn sie ihre Herausforderungen und Probleme lösen will. Vor allem braucht sie mehr Mut und eine neue Begeisterung für demokratische Werte und politisches Engagement. In unseren Workshops vermitteln wir Ansätze der Aktionskunst und des künstlerischen Aktivismus. Mit unserer Arbeit befähigen wir Menschen, mit den Mitteln der Aktionskunst ihre Anliegen und Ziele zu formulieren und Wege zu entwickeln, diese zu erreichen. Ziel der Workshops ist es, Menschlichkeit, Haltung und Leidenschaft zu fördern und den Teilnehmenden zu helfen, ihre Handlungsfähigkeit zu entdecken. Für eine kritische Masse, die wieder leidenschaftlich brennt: Für Demokratie. Gleichheit, Geschwisterlichkeit.
WAHLANGEBOT 3: Fortbildung
(Un-)Sichtbarkeit von dicken_fetten Perspektiven, Oriel Klatt und Luise Demirden, Gesellschaft gegen Gewichtsdiskriminierung
In dieser Fortbildung geht es darum, warum dicke_fette queere Perspektiven häufig unsichtbar bleiben – und zugleich als „anders“ markiert werden. Wir möchten queere dicke_fette Perspektiven sichtbar machen: Was sind unsere Themen? Was bewegt uns? Und was könnt ihr in euren jeweiligen Kontexten dazu beitragen, dicke_fette queere Perspektiven in Zukunft sichtbar sichtbar werden zu lassen?
Oriel Klatt (keine Pronomen) und Luise Demirden (sie/ihr), bilden das Fortbildungsteam der Gesellschaft gegen Gewichtsdiskriminierung, positionieren sich beide als fett & queer und sind auch außerhalb der GgG fettpolitisch unterwegs.
WAHLANGEBOT 4: Input & Gespräch
Utopisches Erinnern für eine solidarische Gesellschaft. Strategien gegen die autoritäre Wende, Dr. Massimo Perinelli
Weltweit kämpfen Millionen gegen Autoritarismus, patriarchale Gewalt und rassistische Entrechtung. Gleichzeitig gibt es wenig Visionen, eine andere Welt wirklich möglich werden zu lassen. Wir scheinen vielmehr in einer radikalen Gegenwärtigkeit gefangen zu sein, aus der es kein Entkommen zu geben scheint. Der Input möchte in der Geschichte der Kämpfe – ihren Erfolgen und Niederlagen – dem Begriff der Solidarität als reale Utopie nachgehen. Wie kann ein utopisches Erinnern Mut machen, uns aus der gegenwärtigen Lähmung zu befreien?
Dr. Massimo Perinelli ist Historiker und Autor und engagiert sich seit 25 Jahren zu (post-) migrantischer Geschichtsschreibung und Erinnerungskultur. Von 2001 bis 2015 hat er an der Universität zu Köln zur Geschichte des Films, zu Körper- und Sexualitätsgeschichte und zu US-Geschichte gelehrt und geforscht. Seit 2016 arbeitet er als Referent für Migration in der Rosa-Luxemburg-Stiftung, wo er u.a. den Gesprächspodcast ManyPod betreibt. 2020 hat er mit Lydia Lierke den Band „Erinnern stören – Der Mauerfall aus migrantischer und jüdischer Perspektive“ (Verbrecher) und 2025 mit Mia Neuhaus und Lucas Mielke den Band „Solidarität – eine reale Utopie“ (Verbrecher) herausgegeben.
15:00 Uhr Kaffeepause & Rückkehr ins Online-Plenum
15:15 Uhr Closing-note: Langer Atem und Hoffnung in der Antirassismusarbeit, Sarah Vecera, Vereinte Evangelische Mission (VEM)
Wege zum Durchhalten: Sarah Vecera teilt als feministische Theologin of Color ihre persönlichen Erfahrungen in der Antirassismusarbeit. Ihr Ansatz verbindet die afrikanische Ubuntu-Philosophie des ‚Ich bin, weil wir sind‘ mit bewusster Trauer als Weg, sich von verinnerlichten Normen zu lösen und Abschied von problematischen Strukturen zu nehmen. Ergänzt durch konsequente Selfcare und Empowerment gelingt es ihr, gemeinschaftliche Hoffnung lebendig zu halten statt in Verbitterung zu versinken.
15:55 Uhr Verabschiedung & Ausblick auf folgende Veranstaltungen
16:00 Uhr Ende der Veranstaltung
Anmeldung unter diesem Link.