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Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD⁺)

Queere Tiere: Von Albatrossen, Epaulettenhaien und Nasenfröschen

Buchrezension

Das Thema begleitet uns seit langem. Schwule Pinguine oder Störche geistern durch die Presselandschaft. Ihre Geschichten waren in der Vergangenheit gerne Lückenfüller im Sommerloch. Doch längst interessiert sich auch die Buchwelt für queere Tiere.

In der kleinen, aber feinen Berliner Favoritenpresse (favoritenpresse.de), ein Verlag, der erlesene illustrierte Bücher zu Flora und Fauna, Kunst und Fotografie, tolle Wandkalender, Werke des großen Kästner-Illustrators Walter Trier oder den "Struwweldonald" (eine Annäherung in Versen und Zeichnungen an den ungezogenen Amerikaner, der es ins White House schaffte) im Programm hat, erschien just zur Frankfurter Buchmesse "Queere Tiere. Ein rebellischer Blick auf die ‚natürliche‘ Ordnung". Verleger Bodo von Hodenberg will "mit Büchern die visuelle Welt ein wenig attraktiver machen", ein Vorhaben, das ihm gerade mit "Queere Tiere" bestens gelingt.

Die Texte stammen von der in Wroclaw geborenen Berliner Autorin und Filmemacherin Magda Wystub, die Tierzeichnungen vom Berliner Videokünstler Justin Time, der in einer süddeutschen Kleinstadt geboren wurde, wo er in seiner Kindheit viele Gelegenheiten zu Expeditionen ins Tierreich genoss. Beide lieben die Natur, vor allem ihre Vielfalt. Sie porträtieren für uns die queere Fauna, Exemplare wie den südamerikanischen Darwin-Nasenfrosch, den Sumatra-Oran-Utan oder den Queensland-Epaulettenhai. Ein Kapitel widmen die beiden auch dem Menschen, "das einzige Tier, das die Muttermilch anderer Arten trinkt" und das seinen Lebensraum und "die notwendigen Bedingungen zum Überleben, Wachsen und Fortpflanzen (…) willentlich und fortlaufend vernichtet".

"Queere Tiere" gibt Antworten auf Fragen: "Was hat ein Haubenstrupphuhn mit Selbstbestimmung zu tun? Und wie viele Gendervariationen stecken eigentlich in einem Regenwurm?" Und es "stellt Lebewesen vor, die Geschlecht, Sexualität und Familie ganz anders leben, als es Biobuch und Stammtisch uns weismachen wollen: von lesbischen Albatrossen über drogenaffine Rentiere bis zur Hyänenklitoris-Power."

Das Buch ist ein frontaler Angriff auf die traditionellen Wertevorstellungen, die menschliche Einfalt. Es stellt so manche vermeintlich naturwissenschaftliche Selbstverständlichkeit in Frage und ist ein Plädoyer für den Schutz der natürlichen Vielfalt. Es "zeigt, wie viel mehr in der Tierwelt steckt als hetero-norm und Kleinfamilie", so der Verlag. Ein ideales Geschenk, das garantiert Freunde bereitet.

Klaus Jetz,
Geschäftsführer LSVD

Magda Wystub, Justin Time, Queere Tiere. Ein rebellischer Blick auf die #natürliche‘ Ordnung, Berlin 2025, 168 S., 24 Euro.