LSVD BaWü plant BerTA für Regenbogenfamilien
Neuauflage des Aktionsplans in Baden-Württemberg

Endlich eine Stuttgarter Anlaufstelle für Regenbogenfamilien und alle, die eine gründen möchten: Der LSVD Baden-Württemberg kann mit „BerTA“ in Stuttgart eine Beratungsstelle aufbauen. Außerdem bekommt Stuttgart vermutlich ein Regenbogenhaus und Mannheim ein Queeres Zentrum. Zudem wurde der Aktionsplan „Für Akzeptanz und gleiche Rechte“ des Landes für die kommenden zwei Jahre finanziert.
Der Stuttgarter Gemeinderat hat mit seinem Doppelhaushalt für 2020/2021 beschlossen – und damit den Weg frei gemacht für diverse queere Projekte in der Stadt. Die Community in Stuttgart hatte sich im Vorfeld zusammengeschlossen, ihre Planungen abgestimmt und gemeinsam gegenüber der Stadtpolitik präsentiert. Anträge wurden vom Fetz (Frauenberatungs- und Therapiezentrum Stuttgart.), dem IG CSD Stuttgart., dem Projekt 100% Mensch, der Weissenburg – LSBTTIQ-Zentrum Stuttgart und dem LSVD Baden-Württemberg gestellt. Alle wurden bewilligt.
BerTA für Regenbogenfamilien
Für den Landesverband Baden-Württemberg hat die Arbeit nun bereits begonnen: Für den Aufbau der Beratungsstelle „BerTA“ (Beratung, Treffpunkt und Anlaufstelle) für Regenbogenfamilien in Stuttgart wurden zwei Stellen für sozialpädagogische Fachkräfte in Teilzeit ausgeschrieben. Zudem hat der LSVD BaWü die Anerkennung als Träger der freien Jugendhilfe und der außerschulischen Jugendbildung beantragt.
Neben „BerTA“ und anderen genehmigten Einzelvorhaben gibt es noch ein Gemeinschaftsprojekt in Stuttgart: ein Regenbogenhaus mit Räumen für Communityarbeit und Vernetzung. Denn die Räumlichkeiten und Möglichkeiten der bestehenden Weissenburg reichen nicht aus. Jetzt ist eine Machbarkeitsstudie für ein Regenbogenhaus in Planung. Zudem wurden im Beirat für Gleichstellungsfragen und dem internationalen Ausschuss Sitze für Vertretungen der LSBTTIQ-Community geschaffen.
Auch die Community in Mannheim bekommt einen Ort. Der Gemeinderat der Stadt beschloss bereits Ende 2019 die Finanzierung eines Queeren Zentrums mit 294.000 Euro. Hier ist auch ein Konzept in Arbeit. Eine Trägerstruktur soll gegründet werden.
Aktionsplan „Für Akzeptanz und gleiche Rechte“
Im vom Landtag von Baden-Württemberg beschlossenen Haushalt für 2020/21 ist auch die weitere Finanzierung des Aktionsplans „Für Akzeptanz und gleiche Rechte“ enthalten.
Für 2020 standen 412.500 Euro zur Verfügung, 2021 sind es 400.000 Euro. Je 300.000 Euro stammen dabei aus dem Etat des grün-geführten Landessozialministeriums, der restliche Betrag aus einer Schwerpunktentscheidung der grünen Landtagsfraktion. Die jährlichen 100.000 soll die Aufarbeitung der Verfolgung lesbischer Frauen im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit ermöglichen. Ebenfalls mit je 100.000 Euro fördert die Landesregierung in diesem Zusammenhang das Bildungszentrum und Archiv zur Frauengeschichte Baden-Württembergs in Tübingen.
Die Diskussion um die Erforschung lesbischer Schicksale während der NS-Zeit in Baden-Württemberg kam im Sommer letzten Jahres bei zwei Veranstaltungen in Stuttgart auf. Die Lebenswege verfolgter schwuler Männer sind teils schon sehr gut dokumentiert, auch forschen auf diesem Gebiet mehr Menschen. Die einzige wissenschaftliche Ausstellung zu den Schicksalen lesbischer Frauen in der NS-Zeit ist von 2005 – aus der Reihe „Herstory“ der LAG Lesben in Nordrhein-Westfalen, konzipiert von den Vereinen „ausZeiten“ und „Rosa Strippe“.
Kerstin Fritzsche
LSVD Baden-Württemberg
Der Beitrag erschien auch in der neuen Ausgabe der LSVD-Zeitschrift respekt! vom Februar 2021.