Protest gegen drohende Einstellung der Förderung der queerer Senior_innenarbeit
Risikogruppen schützen: Senior_innenarbeit muss gerade in der Corona-Krise erhalten bleiben!
Die NRW-Landesverbände der LSBTIQ* Communities protestieren gegen die geplante Streichung von Fördermitteln und fordern gerade jetzt den Erhalt und die Ausweitung der Senior_innenarbeit für Lesben und Schwule in NRW.
In Nordrhein-Westfalen leben mindestens 240.000 Lesben und Schwule ab 65 Jahren. Sie brauchen im Alter spezifische Angebote, damit sie nicht erneut in Unsichtbarkeit und Einsamkeit zurückfallen!
Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels erhalten diese Themen auch für LSBTI* eine hohe gesellschaftliche Relevanz. 2011 hat das Land NRW diese Notwendigkeit erkannt und die Landesfachberatung gleichgeschlechtliche Lebensweisen in der offenen Senior_innenarbeit in NRW (rubicon e.V.) eingerichtet. Vollkommen unerwartet ist diese erfolgreiche Arbeit nun bedroht. Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) sieht im für 2021 geplanten Haushalt keine weitere Förderung vor.
Im Altenbericht 2020 „Alt werden in Nordrhein-Westfalen“, den Minister Laumann kürzlich vorstellte, wird dagegen eindeutig darauf verwiesen, dass „ältere Menschen mit nichtheteronormativer Identität durch eine lebensweltorientierte Senior_innenarbeit gefördert werden.“ Im Aktionsplan der Landesregierung (Impulse 2020) heißt es: „Ein positives Beispiel ist die landesweite Fachberatung Gleichgeschlechtliche Lebensweisen in der offenen Senior_innenarbeit, zu deren Aufgaben es gehört, die Sichtbarkeit der älteren Lesben- und Schwulengeneration zu stärken und die Senior_innenarbeit für das Thema gleichgeschlechtliche Lebensweisen zu sensibilisieren.“
Die geplante Streichung der landesweiten Senior_innenarbeit für gleichgeschlechtliche Lebensweisen konterkariert diese Aussagen und steht den Zielen des Aktionsplans der Landesregierung insgesamt entgegen. Konkret bedeutet die geplante Streichung der Fördermittel das Ende des Projektes für lesbische und schwule Senior_innen in NRW und trifft damit eine Generation, die noch konkret von den diskriminierenden Auswirkungen des §175 betroffen war.
Die Streichung führt nicht zum Abbau von Diskriminierung, sondern verstärkt Isolation und Ausgrenzung. Dabei ist unbestritten, dass mit zunehmendem Alter die Zahl der Alleinstehenden steigt, wovon die Gruppe der LSBTIQ* im besonderen Maße betroffen ist. Viele der älteren LSBTIQ* leben ohne Familienbezug, wodurch auch Sorge- und Teilhabestrukturen fehlen. Andere Formen der sozialen Einbindung wie die Quartiers- und Senior_innenarbeit öffnen sich jedoch nur zögerlich für die „neue“ Zielgruppe und erst durch Initiierung und Begleitung der Fachstelle Senior_innenarbeit.
Die Erfahrung von andauernden Öffnungsprozessen machen unabhängig vom Thema alle LSBTIQ*-Sensibilisierungsprojekte. Der deshalb weiterhin bestehende Bedarf nach der Fachstelle Senior_innenarbeit ist daher kein Hinweis auf deren fehlenden Arbeitserfolg, sondern Ausdruck jahrzehntelang geprägter Strukturen, in denen die Bedarfe von LSBTI* konsequent und ausdauernd ignoriert oder unterdrückt wurden.
Es braucht daher weiterhin ein entschlossenes, koordiniertes Handeln, um dem „Alter der Vielfalt“ den Weg zu ebnen und ein Altern in Würde für alle Menschen zu ermöglichen.
Die LSBTIQ* Landesverbände verurteilen die im Raum stehende Streichung der Senior_innenarbeit für gleichgeschlechtliche Lebensweisen aufs Schärfste.
Wir fordern stattdessen die glaubwürdige Umsetzung des Aktionsplans für queeres Leben in NRW und sehen die Politik in der Verantwortung, den Erhalt der landesweiten Senioren_innenarbeit und den Ausbau um die Handlungsbereiche trans* und inter* 2021 zu ermöglichen.