LSVD-Projekt: Selbstbestimmt intergeschlechtlich leben
Selbstbestimmtes Handeln intergeschlechtlicher Menschen in Deutschland
Intergeschlechtliche Menschen - Menschen mit Variationen der Geschlechtsmerkmale - sind in Deutschland immer noch wenig sichtbar, ihre Körperlichkeit ist kaum akzeptiert. Variationen der Geschlechtsmerkmale gelten in vielen Fällen weiterhin als behandlungsbedürftig, geschlechtsverändernde medizinische Eingriffe an intergeschlechtlichen Kleinkindern und Kindern finden weiterhin statt. Die medizinische Versorgung und die Vorsorge für intergeschlechtliche Menschen sind nicht geregelt. Notwendige Untersuchungen, notwendige Hormonersatztherapien und eine psychosoziale Betreuung werden ihnen vorenthalten. Diskriminierung in der Schule, im Arbeitsleben, in der Teilhabe am Leben gehören zur Alltagserfahrung intergeschlechtlicher Menschen. Eine flächendeckende Beratungsstruktur für intergeschlechtliche Menschen und ihre Familien ist noch lange nicht erreicht.
Aktivist*innen, Fachkräfte und Bündnispartner*innen stärken
Das bundesweit agierende Projekt „Miteinander stärken. Selbstbestimmt intergeschlechtlich leben“ des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) will hier ein Zeichen der Veränderung setzen: Es will Aktivist*innen und Fachkräfte aus der Community und Bündnispartner*innen stärken und mit ihnen gemeinsam Strategien und Bündnisse für gleiche Rechte, Vielfalt und Respekt entwickeln. Das Projekt wird in Kooperation mit Intersexuelle Menschen e.V. und OII Deutschland e.V. durchgeführt.
Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Inter*- Selbstvertretungen und Selbsthilfegruppen
Das Projekt „Miteinander stärken. Selbstbestimmt intergeschlechtlich leben“ trägt dazu bei, dass intergeschlechtliche Menschen - Menschen mit angeborenen Variationen der Geschlechtsmerkmale - als Teil des vielfältigen Mensch-Seins anerkannt und in ihrer Körperlichkeit als gleichberechtigt und gleichwertig akzeptiert werden. Gleichzeitig möchte es die Vernetzung von Organisationen intergeschlechtlicher Menschen stärken und ihre gesellschaftliche Reichweite erhöhen. Daher wird in einem weiteren Projektteil beraten, inwieweit die unterschiedlichen Inter*- Selbstvertretungen und Selbsthilfegruppen zu einer näheren Zusammenarbeit auf grund- und menschenrechtlicher Basis auf Bundesebene zusammenarbeiten können und wollen.
Peer-Beratungskompetenz intergeschlechtlicher Menschen erhöhen
Das Projekt wird daher zum einen die Peer-Beratungskompetenz intergeschlechtlicher Menschen erhöhen: Betroffene und Angehörige sollen bundesweit und wohnortnah fachkundigen Rat und Hilfe erhalten. Ziel ist es die bundesweite Struktur von Peer-to-Peer-Beratung zu stärken. Verschiedene Angebote werden die Berater*innen darin unterstützen, ihre Kompetenzen im Bereich Intergeschlechtlichkeit zu stärken, sich mit den aktuellen Herausforderungen in den Themenbereichen geschlechtliche Vielfalt und Intergeschlechtlichkeit vertraut zu machen und Hürden für Ratsuchende zu verringern.
Den zweiten Schwerpunkt des Projekts bilden die Erstellung von Handreichungen, die spezifische Bedarfe von intergeschlechtlichen Menschen an Bundesregierung, Gesetzgeber und interessierte Öffentlichkeit kommunizieren. So sollen etwa für den Bereich Beratung Anforderungskataloge für professionelle Beratende erarbeitet, im Bereich Bildung sind Schulungskonzepte für lokale Bildungsträger geplant, um eine zeitgemäße Aufklärung zum Thema Intergeschlechtlichkeit sicherzustellen. Die Bedürfnisse und das Erfahrungswissen intergeschlechtlicher Menschen stehen dabei im Zentrum.
Das Projekt „Miteinander stärken“ wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“.
Ins A Kromminga
Lucie Veith
Mitarbeitende des Projekts „Miteinander stärken. Selbstbestimmt intergeschlechtlich leben
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