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Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD)

Wo Kinder geliebt werden, wachsen sie gut auf

Dritte Europäische Regenbogenfamilienkonferenz in Köln

Es kamen 180 Erwachsene und 90 Kinder aus 18 Ländern – die dritte Europäische Regenbogenfamilienkonferenz „Different families, same schools“ in Köln war etwas ganz Besonderes: Bei der von LSVD, Friedrich-Ebert-Stiftung und dem Network of European LGBT Families Associations (NELFA) organisierten Veranstaltung wurde vier Tage lang in Fachforen, Vorträgen und Workshops insbesondere darüber diskutiert, welche Erfahrungen Regenbogenfamilien in Europas Schulen machen und wie dort mehr Offenheit und Vielfalt verankert werden können.

Schule darf nicht ausgrenzen

Denn einerseits berichten Jugendliche aus Regenbogenfamilien, wie unaufgeregt und beinah „schrecklich normal“ es ist, mit zwei Müttern oder Vätern aufzuwachsen. Der Alltag läuft auch nicht viel anders ab als in heterosexuellen Familien. Andererseits verweisen während der Konferenz vorgestellte Studien und Erfahrungen darauf, dass Schulen oftmals heteronormativ geprägte Orte sind und Homo- und Transphobie dort zur Tagesordnung gehören. Das wirkt sich natürlich auf den Lernerfolg aus. Neben Kindern aus Regenbogenfamilien betrifft das auch lesbische, schwule und transgeschlechtliche Jugendliche sowie heterosexuelle Schülerinnen und Schüler, die bestimmten Geschlechternormen nicht entsprechen. Klar ist: Auch in Kindergärten und Grundschulen muss jedes Kind selbstverständlich über sich und seine Familie sprechen können. Alle Kinder sollten sich ausprobieren können, ohne Einschränkung durch Geschlechterstereotype. Sie dürfen keine Angst haben, sie selbst zu sein.

Lehrpläne, Unterrichtsmaterial und Schulbücher sind oftmals veraltet. Statt gesellschaftliche Vielfalt als Unterrichtsthema abzubilden, tauchen die Lebensweisen von Lesben, Schwulen und Transgender dort zumeist nicht auf. Hier ist die Politik gefragt. Ebenso bei der Ausbildung von pädagogischem Personal. Lehrkräfte müssen darauf vorbereitet werden, Vielfalt als Unterrichtsthemen einfließen zu lassen, selbstverständlich auf Fragen antworten zu können und kompetent bei Mobbing zu intervenieren. Sie stehen in der Pflicht, auch präventiv gegen Ausgrenzung einzutreten. Allerdings brauchen sie dafür den Rückhalt von Schulleitung und Politik. Daher muss Respekt für Vielfalt offensiv zum Leitbild und zur Außendarstellung der Schule gehören und durch Projekttage und Unterrichtsinhalte gefördert werden. Mit Good-Practice-Beispielen und Wettbewerben könnten engagierte Schulen be- und anerkannt werden.

Lesbischen, schwulen und transgeschlechtlichen Eltern wird geraten, selbstbewusst zu ihrer Familie zu stehen. Sie sollten dem Druck widerstehen, der heterosexuellen Außenwelt zu beweisen, dass sie die perfekten Eltern sind. Geben sie ihren Kindern Zuneigung und Sicherheit, dann lässt sich auch mal ein blöder Spruch wegstecken. Eltern können Kindergarten und Schule bewusst prüfen und nachfragen, wie in den Einrichtungen Vielfalt vermittelt und mit homo- und transphoben Einstellungen umgegangen wird. Sie können dabei auch ihre Expertise zum Thema Familienvielfalt anbieten, Bücher spenden, sich in die schulischen Elternaktivitäten einbringen und gegen Mobbing auch Verbündete unter den heterosexuellen Eltern suchen. Ein guter Kontakt zwischen Eltern und Lehrkräften hat enormen Einfluss darauf, wie sicher sich die Kinder in ihrem schulischen Umfeld fühlen.

Denn die Botschaft ist doch eigentlich ganz einfach: „Wo Kinder geliebt werden, wachsen sie auch gut auf. Und wo Kinder sind, da ist Familie. Die sexuelle Orientierung der Eltern ist dabei nicht entscheidend“, so die Bundesfamilienministerin und Schirmherrin der Veranstaltung Manuela Schwesig. In ihrem Grußwort rief sie dazu auf, gemeinsam dafür zu kämpfen, dass Regenbogenfamilien in ganz Europa als Normalität und Realität anerkannt werden.

Alle, Schulleitung, Lehrkörper, Eltern und Lernende müssen dazu beitragen, dass die Schule zu einem sicheren Ort wird. Bevor Dr. Lisa Green (NELFA) und Dr. Elke Jansen (LSVD-Regenbogenfamilienprojekt), den Stab für die nächste Konferenz 2015 an Italien übergaben, betonte LSVD-Bundesvorstand Axel Hochrein vor den anwesenden Familien: „Eure Kinder sind Botschafter für eine weltoffene Gesellschaft.“

Markus Ulrich
Bund-Länder-Koordinator