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Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD⁺)

Akzeptanz von Anfang an

Kampagne von LSVD⁺, BVT*, Akademie Waldschlösschen und Lambda

Was sind die spezifischen Herausforderungen und Bedürfnisse queerer Kinder und Jugendlicher? Die Perspektiven von heranwachsenden LSBTIQ* werden im aktuellen öffentlichen Diskurs häufig unterrepräsentiert, nicht beachtet, nicht ernstgenommen oder als gefährlich inszeniert. Allerdings sind es Studien zufolge gerade queere Kinder und Jugendliche, die durch Akzeptanz und Unterstützung in ihrer Persönlichkeitsentwicklung von Gefährdungen ihrer psychischen und physischen Gesundheit geschützt werden müssen. 

Ein aktuell allgegenwärtiges rechtes Narrativ ist die Maskierung von Queerfeindlichkeit als vermeintlicher Kindesschutz. Das Fatale daran: Queere Kinder und Jugendliche sowie ihre Bedürfnisse werden in den Debatten nicht nur komplett ignoriert, sondern sogar als etwas Negatives dargestellt. Eine rechtspopulistische Ideologie, die queere Kinder bewusst instrumentalisiert und damit zu Vorurteilen, Diskriminierung und Unverständnis ihnen gegenüber führt. Die weitere Verbreitung dieses Scheinarguments kann fatale Folgen haben: Denn wir wissen aus Studien [1], dass queere Kinder und Jugendliche für ihre psychische und physische Gesundheit vor allem Eines brauchen: Akzeptanz von Anfang an.

Wann haben lesbische, schwule, bisexuelle, trans*, intergeschlechtliche, nicht-binäre und weitere queere Jugendliche ihr Coming-out? Wann merken sie "es" und wie reagiert das Umfeld? Welche Erfahrungen machen junge LSBTIQ* in ihrem Alltag? Verschiedene Studien geben Antworten in die Lebenswelten von LSBTIQ*.

Inhaltsverzeichnis

1. Mythos: Frühsexualisierung - Fakt: Aufklärung
2. Mythos: Transgender-Agenda - Fakt: Akzeptanz
3. Mythos: LSBTIQ*-Propaganda - Fakt: Queerfeindlichkeit abbauen
4. Mythos: Queere Kinder gibt es nicht - Fakt: Der Schutz queerer Kinder ist Gesetz
5. Antwort-Statements zur Frage "Was brauchen queere Kinder?"

Mythos: Frühsexualisierung - Fakt: Aufklärung

Die Behauptung, dass in Kitas und Schulen „Frühsexualisierung“ betrieben werde, dient dazu, die Bemühungen um eine Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt zu diskreditieren. Die Wahrheit ist: Alle Kinder werden gestärkt, wenn sie fortschrittlich aufgeklärt werden.

Fortschrittliche Sexualpädagogik bedeutet nicht, Kinder „möglichst früh“ mit „Sexualpraktiken“ zu konfrontieren. Es geht um altersgerechte Information, Schutz vor Missbrauch und Förderung von Respekt und Akzeptanz. Wissen stärkt Kinder und Jugendliche.

Daher sind Warnungen vor „Umerziehungs-versuchen“, der „Abschaffung der natürlichen Geschlechter“ und „Frühsexualisierung“ unbegründet – sie dienen meistens nur dazu, eine vielfältige Sexualaufklärung zu verunglimpfen.

Mythos: Transgender-Agenda - Fakt: Akzeptanz

In der Behauptung, es gäbe eine „Transgender-Agenda“, steckt die Vorstellung, dass es eine bewusste Anstrengung gibt, Kinder und Jugendliche zum Annehmen von Trans*-Identitäten zu beeinflussen. Das ist Unsinn. Worum es uns geht, ist Akzeptanz und Respekt für alle Geschlechtsidentitäten von Anfang an.

Gemeinsam mit vielen anderen Menschen und Initiativen setzen wir uns für die Verwirklichung der Grundrechte von trans* Personen ein. Wir wenden uns gegen die Abwertung, Diskriminierung und Gewalt, die trans* Personen erfahren müssen, und fordern die Anerkennung der in unserem Grundgesetz verbrieften Rechte für diese Gruppe ein.

Ziel ist es, ein inklusives Umfeld zu schaffen, in dem jeder Mensch frei und ohne Diskriminierung leben kann. Kinder, die dies früh erfahren, können ihrer geschlechtlichen Identität entsprechend aufwachsen.

Mythos: LSBTIQ*-Propaganda - Fakt: Queerfeindlichkeit abbauen

Das Narrativ der LSBTIQ*-Propaganda suggeriert, dass es eine bewusste Manipulation gibt, um LSBTIQ*-Identitäten zu befördern. Tatsächlich geht es um Aufklärung und Akzeptanz, um Queerfeindlichkeit abzubauen und ein sicheres Umfeld für alle zu schaffen – auch und gerade für Kinder und Jugendliche.

Queerfeindlichkeit besteht weiterhin aufgrund von Vorurteilen, mangelnder Aufklärung und tief verwurzelten gesellschaftlichen Normvorstellungen. Kinder und Jugendliche sind besonders betroffen, da sie in prägenden Jahren oft mit Diskriminierung und Mobbing konfrontiert werden. Eine inklusive und aufgeklärte Erziehung ist entscheidend, um Vorurteile abzubauen und Akzeptanz zu fördern. Dies schützt junge Menschen vor psychischen Belastungen und ermöglicht ihnen, sich frei und sicher zu entwickeln.

Mythos: Queere Kinder gibt es nicht - Fakt: Der Schutz queerer Kinder ist Gesetz

Die Behauptung, es gäbe keine queeren Kinder, ist falsch. Schon im Vorschulalter entdecken viele Kinder ihre Geschlechtsidentität. Das Kinder- und Jugendstärkungsgesetz [2] erkennt queere Kinder explizit an und schützt ihre Rechte.

Aus der Studie »Wie geht’s euch?« – Psychosoziale Gesundheit und Wohlbefinden von LSBTIQ* (2021)[3] geht hervor, dass weit über die Hälfte der befragten Teilnehmenden bis zum 17. Lebensjahr wusste, dass sie lesbisch, schwul, bisexuell, trans* oder nicht-binär sind. Jeweils mehr als ein Zehntel der trans*männlichen, trans*weiblichen und nicht-binären Personen war sich bereits bis zum Alter von 5 Jahren der eigenen Identität bewusst.

Das Gesetz zur Stärkung von Kindern und Jugendlichen (KJSG) erwähnt queere Kinder explizit: Bei der Erfüllung ihres gesetzlichen Auftrages haben öffentliche und freie Jugendhilfe „die unterschiedlichen Lebenslagen von Mädchen, Jungen sowie trans*identen, nicht-binären und intergeschlechtlichen jungen Menschen zu berücksichtigen, Benachteiligungen abzubauen und die Gleichberechtigung der Geschlechter zu fördern“. Der Schutz queerer Kinder ist also nicht nur sinnvoll, sondern sogar gesetzliche Pflicht.

Mythos: Kindeswohlgefährdung - Fakt: Sexualerziehung schützt Kinder

Rechtspopulist*innen nutzen den Begriff „Kindeswohlgefährdung“, um Ängste zu schüren und progressive Bildungsansätze zu diskreditieren. In Wirklichkeit fördert inklusive Sexualaufklärung das Verständnis und die Akzeptanz unterschiedlicher Identitäten, schützt alle Kinder vor Diskriminierung, beugt Übergriffen vor und unterstützt ihre gesunde Entwicklung.

Kindliche Sexualität bezeichnet das natürliche Interesse und die Neugier von Kindern an ihrem eigenen Körper und dem anderer. Sexualerziehung ist bereits in Kitas sinnvoll, weil sie altersgerechte Aufklärung bietet, die Körperbewusstsein und Selbstwertgefühl stärkt. Sie fördert das Verständnis von Grenzen und Respekt, schützt vor Übergriffen und bereitet Kinder darauf vor, gesunde und respektvolle Beziehungen zu entwickeln. Nimmt Sexualaufklärung vielfältige sexuelle und geschlechtliche Identitäten in den Blick, profitieren davon alle Kinder.

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