LSBTI an der Schule: Fast alle Lehrkräfte bekommen Homophobie und Transphobie mit
Die wenigstens fühlen sich aber kompetent genug für das Thema "sexuelle und geschlechtliche Vielfalt".

566 Berliner Lehrkräfte und pädagogischen Fachkräfte aus 43 Schulen wurden zufällig aus allen Bezirken und Schularten ausgewählt und im Sommer 2017 befragt. Kurzüberblick über die Ergebnisse der im Mai 2020 veröffentlichten Studie "Lsbti* Jugendliche in Berlin. Wie nehmen pädagogische Fachkräfte ihre Situation wahr und was bewegt sie zum Handeln?" von Dr. Ulrich Klocke (Humboldt-Universität zu Berlin), Dipl.-Psych. Ska Salden (Sigmund Freud Privat Universität, Berlin) und Prof. Dr. Meike Watzlawik (Sigmund Freud Privat Universität, Berlin). Auftraggeberin der Studie war die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie.
Lehrkräfte gehen selten davon aus, dass LSBTI*-Jugendliche in ihre Klasse bzw. an ihre Schule gehen.
- 38% der Lehrkräfte wissen von offen lesbisch, schwulen oder bisexuellen Schüler*innen an ihrer Schule
- 24% der Lehrkräfte wissen von offen trans* lebenden Schüler*innen
- 5% der Lehrkräfte von offen inter* Schüler*innen
- 66% der Lehrkräfte wissen nicht, dass die meisten LSBT ihr inneres Coming-out oft bereits bis zum 15. Lebensjahr haben
Fast alle Lehrkräfte haben Homo- und Transphobie an der Schule mitbekommen!
homo-/transphobe Beschimpfungen
- 96 % der Lehrkräfte sagen, dass sie homo-/transphobe Beschimpfungen erlebt hätten
- 54% bekommen das mehrfach im Monat mit
- 25 % mehrmals in der Woche
- 33% der Lehrkräfte reagieren dann in jedem Fall
feindseliges Verhalten gegenüber Schüler*innen
- 59% berichten über feindseliges Verhalten gegenüber Schüler*innen, die queer sind oder dafür gehalten werden.
- 66% der Lehrkräfte sagen, dass sie dann einschreiten
- 80% der Lehrkräfte schreiten bei körperlichen Attacken auf jeden Fall ein
Die wenigstens Lehrkräfte fühlen sich kompetent genug für das Thema "sexuelle und geschlechtliche Vielfalt". Sie sind vor allem dann engagiert, wenn sie queere Menschen im eigenen Bekanntenkreis haben.
- 27% sagen von sich, sie könnten bei Diskriminierungen von queeren Jugendlichen angemessen einschreiten
- 48% denken, sie wissen sehr oder ziemlich gut über sexuelle Vielfalt Bescheid
- 61% sagen, sie würden nie Materialien oder Beispiele nutzen, in denen Personen unterschiedlicher sexueller Orientierungen vorkommen
- 23 % der befragten Lehrkräfte sagen, ihnen würden entsprechende Materialien ausreichend zur Verfügung stehen.
- 75% sagen, bei ihren eigenen Äußerungen achten sie nie darauf, dass Menschen nicht immer heterosexuell sind (denken also Lesben, Schwule und Bisexuelle mit)
- 10% der Lehrkräfte hat schon einmal in der Schule ein Poster aufgehängt bzw. Flyer zum Thema sexuelle Vielfalt verteilt
Was können Schulen gegen Homophobie und Transphobie tun?
- Explizite Kommunikation von Schulverwaltung/ -leitungen, dass queere Kolleg*innen bei einem Coming-out unterstützt werden
- Lehrkräfte besser fortzubilden
- mehr diverses Unterrichtsmaterial zur Verfügung stellen
- bekannte Leitbilder mit expliziter Erwähnung vieler Vielfaltsdimensionen
Weiterlesen
- An der Schule: Coming-out und Diskriminierung. Erfahrungen von über 16.000 Befragten aus Deutschland
- Homophobes Mobbing an der Schule: Tipps, Kurzinformation und Handlungsanregungen für Schulleitung, Lehrkräfte, Schulpersonal und Schüler*innen
- Coming-out und dann …?! Studie über Erfahrungen von LSBT-Jugendlichen erschienen
- Vielfalt in Schule und Unterricht stärken. Ergebnisse des Fachforum auf dem 3. Regenbogenparlament "Akzeptanz für LSBTI* in Jugendarbeit und Bildung"
- Die rechtlichen Vorgaben für den Sexualkundeunterricht. Zusammenfassung der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts und der Verwaltungsgerichte