Antwort der Stadt Göttingen - Deutsch-polnische Städtepartnerschaften
LSBTI-freie Zonen in Polen
Sehr geehrter Herr Metzner,
für Ihr Schreiben vom 2. Juni 2020 danke ich Ihnen, auch im Namen des Ersten Stadtrats Christian Schmetz, der mich um dessen Beantwortung bat.
Ebenso wie Sie beobachtet die Stadt Göttingen mit großer Sorge, dass sich eine wachsende Zahl von Kommunen und Regierungsbezirken in Polen zu so genannten „LSBTI-freien Zonen“ erklären. Dies ist unvereinbar mit den europäischen Werten und den universell geltenden Menschenrechten.
Mit der polnischen Stadt Thorn pflegt Göttingen bereits seit 1978 eine rege Partnerschaft. Wichtige Bausteine bilden dabei die jährliche Verleihung des einzigen deutsch-polnischen Literaturpreises, die jährliche Begegnung „Jugend für den Frieden“, die Kooperation zwischen den Fakultäten der beiden Universitäten sowie unzählige weitere Unternehmungen in den Bereichen Jugend, Sport und Kultur. Die Beziehungen leben durch regelmäßige Austausche auf Verwaltungsebenen als auch durch ein außergewöhnlich hohes bürgerschaftliches Engagement.
Auf meine Anfrage hat die Stadt Thorn in einer offiziellen Stellungnahme am 8. Juli 2020 mitgeteilt, dass sie eine tolerante Stadt ist, die die bürgerlichen Freiheiten ihrer Einwohner und Gäste auf keinen Fall einschränkt. In Thorn finden ohne Hindernisse sowohl Gleichheitsparaden (Pride-Parades) als auch Familienmärsche statt, die jährliche organisierte Toleranzwoche ist fester Bestandteil des städtischen Kalenders. Das Thema der LSBTI-freien Zonen ist den Behörden und Einwohner*innen der Stadt fremd, so heißt es in dem Schreiben weiter. Thorn ist als Universitätsstadt und als eines der wichtigsten europäischen und weltweit bekannten touristischen Ziele eine offene Stadt, die Toleranz besonders schätzt und weder mit Diskriminierung noch mit Aggressionszeichen einverstanden ist.
Göttingen hat Thorn in den letzten 42 Jahren als junge, bunte, tolerante und weltoffene Stadt kennen und schätzen gelernt und unterstützt die polnische Partnerstadt ausdrücklich in den Bestrebungen, sich gegen Diskriminierung jeglicher Art einzusetzen.
Im Hinblick auf die sich weiter verschlechternde Menschenrechtssituation für LSBTI in Polen, unterstützen wir Ihre Solidaritätsinitiative ausdrücklich und werden uns im Schulterschluss mit anderen deutschen Städten mit Entschlossenheit gegen jede Form von Diskriminierung und Gewalt einsetzen.
Mit freundlichen Grüßen
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