Praktische Verbesserungen für queere Fußballer*innen und Fans
Tin*-Spielrecht und queersensible Verbesserungen für Fans

Anpassung des Spielrechts für tin* Personen im Amateurbereich
Nachdem das Bundesverfassungsgericht 2017 die Bundesregierung aufforderte neben „weiblich“, „männlich“ und „keine Angabe“ eine weitere Möglichkeit für den Geschlechtseintrag zu ermöglichen, wurde 2018 der Geschlechtseintrags "divers" eingeführt. Darauf hat auch der Fußball reagiert und baut strukturell diskriminierende Barrieren für trans*, intergeschlechtliche und non-binäre (tin*) Spieler*innen ab. 2019 war der Berliner Fußball-Verband der erste Landesverband, der eine Regelung für das tin*-Spielrecht umgesetzt hat.
Zu den weiteren Fußball-Verbänden, die das Spielrecht zwischenzeitlich geregelt haben, gehören Sachsen-Anhalt und Hamburg, der Regionalverband Westdeutschland und die zugehörigen Landesverbände Mittelrhein, Niederrhein und Westfalen.
Des Weiteren wurde Team out and proud durch die DFB Konferenz der Regional- und Landesverbände damit beauftragt, eine Arbeitsgruppe zum tin*-Spielrecht zu gründen. Diese AG hat mit Vertreter*innen aus der LSBTIAQ+ Community und dem Fußball einen Vorschlag für eine bundesweite Regelung erarbeitet.
Mit dem Deutschen Fußball Bund (DFB) wurde schließlich eine Projektgruppe Queer gegründet, die darin resultierte, dass ein Formulierungsvorschlag im Sommer 2022 in Kraft treten konnte. Diese neue Spielordnung ermöglicht tin* Spieler*innen unkompliziert eine Spielberechtigung für das Team des entsprechenden Geschlechts zu erhalten. Hierfür muss eine Vertrauensperson hinzugezogen werden, die gegenüber der Passstelle die Person vertreten kann. Es ist nicht erforderlich konkrete Angaben zum Status der Transition zu machen oder Details zur Medikation preiszugeben. Diese Angaben sind freiwillig und unterliegen der DSGVO. 16 von 21 Landesverbänden (Stand Januar 2025) haben bereits eine Vertrauensperson benannt. Die Spielordnung wurde nach Inkrafttreten des Selbstbestimmungsgesetzes Ende 2024 aktualisiert. Die DFB-Spielordnung ist auch in den jeweiligen Landesverbänden verbindlich umzusetzen. Sie ist nur für den Amateurbereich gültig (für die Profi-Ligen ist nicht der DFB zuständig, sondern die DFL).
Das anzulegende Profil im DFB.net kennt bisher nur die Optionen weiblich/männlich. Der DFB arbeitet aber bereits an Lösungen. Ein nichtbinäres Team existiert bisher nicht, so dass die Spieler*innen sich für ein Herren- oder Damen-Team entscheiden müssen. In einzelnen Landesverbänden gibt es FLINTA*-Teams. Für weiterführende Informationen ist es ratsam die jeweilige Vertrauensperson des Landesverbandes zu kontaktieren.
Zusammenfassend konnte die Kompetenz- und Anlaufstelle einige Verbesserungen erreichen und das Projekt ist Ende 2024 nach drei Jahren planmäßig beendet.
Als Ansprechperson beim DFB ist Claudia Krobitzsch von der Diversity Abteilung erreichbar unter:
claudia.krobitzsch@dfb.de
Die aktuellen Regelungen zum Spielrecht für tin* Spieler*innen in den einzelnen Landesverbänden im Überblick:
- Link zur DFB Informationsseite
- Link zur DFB Spielordnung (PDF Download)
- Link zum Artikel im DFB Journal (PDF Download)
Queersensible Verbesserungen für Fans
Des Weiteren wurde 2024 das Projekt „Vielfalt im Stadion“ finalisiert. Dabei wurden Fußballfans zu ihren Stadionerlebnissen befragt und nach Verbesserungsmöglichkeiten gesucht. Die Ergebnisse wurden in einer Studie veröffentlicht. In Kooperation mit dem DFB wurde unter anderem ein Sicherheitskonzept erarbeitet, um queeren Fans ein diskriminierungssensibles Stadionbesuch zu ermöglichen. Dies beinhaltet u.a. gendersensible Einlasskontrollen (sog. „Sensitivity Lanes“) die von geschultem Personal („Sensitivity Stewards“) durchgeführt werden können. Bei mehreren Eingängen am Stadion ist das in der Regel der Einlass ganz rechts. Außerdem wurden erste Lösungsansätze erarbeitet für die Einführung von All-Gender-Toiletten und die korrekte Anrede bspw. beim Ticketkauf. Bei der Fußball-EM der Herren 2024 wurden diese Konzepte erstmals angewendet.
Weitere Informationen bietet das Projekt „Vielfalt im Stadion“.