„Wir leben in Vielfalt und fordern Gleichheit!“
Erfolgreiche Zusammenarbeit in Nicaragua
Seit 2007 engagieren sich der LSVD und die Hirschfeld-Eddy-Stiftung für die Menschenrechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Inter* (LSBTI) in Nicaragua. Die Kooperation mit unserer Partnerorganisation Red de Desarrollo Sostenible / RDS (Netzwerk für nachhaltige Entwicklung) hat sich dank der Unterstützung des Auswärtigen Amtes in den letzten Jahren hervorragend entwickelt. So wurden drei landesweite mehrjährige Projekte zum Thema „Sexuelle Vielfalt und Menschenrechte“ durchgeführt, von denen das letzte nun regulär ausgelaufen ist.
Ziel der Zusammenarbeit war neben der Stärkung der dortigen LSBTI-Bewegung vor allem eine Sensibilisierung von Gesellschaft, Medien und Politik. Nur dadurch können langfristig ein verstärkter Menschenrechtsschutz für LSBTI implementiert, eine ausgewogenere Berichterstattung erreicht und letztlich auch die alltägliche Akzeptanz verbessert werden.
Rund 20 Gruppen aus den verschiedenen Regionen Nicaraguas nehmen inzwischen dank der Unterstützung aus Deutschland am „Mesa Nacional LGBTI“, dem nationalen LSBTI-Tisch, teil. Neben dem unverzichtbaren Austausch und der Vernetzung der Gruppen hat man sich bei den regelmäßigen Treffen auf gemeinsame Projekte und Strategiepapiere zur Antidiskriminierungsarbeit geeinigt. Nach der Verabschiedung einer nationalen LSBTI-Agenda ist das nächste mittelfristige Ziel der Aufbau einer landesweiten Nichtregierungsorganisation.
Erfolge
Durch die Kampagne „Wir leben in Vielfalt und fordern Gleichheit“ wurde die Bevölkerung des Landes für Homo- und Transphobie sensibilisiert. Mit Unterstützung bekannter heterosexueller Künstlerinnen und Musiker wurden ein Song und ein Videoclip produziert, die auf ein positives Echo in den Medien des Landes stießen. So wurden weitere Kontakte zu den Medien geknüpft.
Kooperation mit Hochschulen
Die zudem vom RDS angebotenen Seminare „Kommunikation und Menschenrechte von LSBTI“ vertieften auch die Zusammenarbeit mit den Universitäten des Landes. „Rund 100 Studierende an drei Unis konnten bislang geschult werden. Sie erlernten eine diskriminierungsfreie Sprache und menschenrechtliche Inhalte, schrieben Artikel und Reportagen und nahmen an einem journalistischen Wettbewerb zu LSBTI-Themen teil, bauten kontinuierlich Wissen auf und entwickelten eine größere Akzeptanz“, schreibt Juan Carlos Martínez vom RDS. Zudem habe die Universidad de Ciencias Comerciales in der Stadt Managua LSBTI-Themen ins Curriculum des Studiengangs Unternehmenskommunikation und PR aufgenommen. Ähnliches plant die Universidad Nacional Autónoma de Nicaragua für den Studiengang Kommunikation und Entwicklung. Voller Stolz berichtet unser Partner auch, dass die Universidad Hispanoamericana regelmäßig RDS-Personal für Vorträge und Veranstaltungen zu LSBTI-Themen einlädt.
Wie weiter?
Diese wichtige Arbeit soll natürlich fortgeführt werden. Das RDS benötigt zunächst eine aktualisierte Auflage der Broschüre „Liebe verdient Respekt“. Es gilt nunmehr, die Arbeit neu entstehender Gruppen zu stärken und die Kooperation mit den Medien und die Akzeptanz in der Bevölkerung auszubauen. So soll es auch künftig Kooperationen mit den Universitäten und einen journalistischen Wettbewerb geben. Besonders freut sich das RDS über das Versprechen eines Fernsehsenders, mit ihnen gemeinsam Programme zu LSBTI- und Menschenrechtsthemen zu gestalten. Das RDS ist mittlerweile ein anerkannter und gefragter Gesprächspartner.
Klaus Jetz
Hirschfeld-Eddy-Stiftung