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Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD)

Saarbrücker Appell

Mit dem Saarbrücker Appell bittet der LSVD Saar den Bischof von Trier, Herrn Dr. Stephan Ackermann, öffentlich zu erklären, dass in seinem Bistum Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der katholischen Kirche wegen Eingehung einer Eingetragenen Partnerschaft nicht länger eine Kündigung ihres Arbeitsverhältnisses befürchten müssen. Dies sollte in jedem Fall für Beschäftigte in Krankenhäusern, Kindergärten, Bildungseinrichtungen, also in nicht verkündenden Berufen, gelten. Alle Fraktionen im Saarländischen Landtag und im Saarbrücker Stadtrat wurden über den Appell informiert. Wir dokumentieren den Brief der Saarbrücker Oberbürgermeisterin Charlotte Britz an den Bischof Dr. Stephan Ackermann, mit dem sie den Appell unterstützt.

 

Sehr geehrter Herr Bischof Dr. Stephan Ackermann,

der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) Saar ist an mich mit der Frage herangetreten, ob ich den Saarbrücker Appell unterstütze. Auch Bürgermeister Ralf Latz wurde hierzu angefragt. Der LSVD macht mit diesem Appell auf die Problematik aufmerksam, dass Homosexuelle, die bei der katholischen Kirche in nicht verkündenden Berufen beschäftigt sind, nach Bekanntwerden einer eingetragenen Lebenspartnerschaft von Kündigung bedroht sein könnten.

Unabhängig von der Frage, ob es bereits zu faktischen Kündigungen gekommen ist oder nicht, schränkt das drohende Risiko einer Kündigung die Freiheitsgrade der Betroffenen ein. Sie internalisieren die Möglichkeit einer Kündigung und stellen ihr Verhalten darauf ein. Mit anderen Worten: Sie können nicht zu ihrer sexuellen Identität und ihrer Partnerin oder ihrem Partner stehen. Darin sehe ich einen Widerspruch zum Prinzip des gleichberechtigten Zusammenlebens.

Ich begrüße es außerordentlich, dass Sie sich diesem schwierigen Themenkomplex stellen und bereits an einer Diskussion des LSVD teilgenommen hatten. Die Katholische Kirche ist ein Garant für Werte, Normen und moralisches Handeln in unserer Gesellschaft. Sie konnte sich diesen Status als moralische Institution bewahren, weil sie immer in der Lage war, sich an den gesellschaftlichen Wertewandel anzupassen ohne eigene moralische Fundamente aufzugeben.

Genau darum geht es aus meiner Sicht auch hierbei: Die katholische Kirche als Arbeitgeber sollte den gesellschaftlichen Wandel in Fragen der Sexualität offensiv diskutieren. Mir ist bewusst, dass dieser Diskurs für die Katholische Kirche keinesfalls leicht ist. Trotzdem: Eine offene und ehrliche Diskussion nützt sowohl den Arbeitnehmern als auch der Institution Kirche mehr als drohende Verbote und Mitarbeiter, die sich vor im Raum stehenden Kündigungen fürchten.

Ich bitte Sie, sich für eine Veränderung einzusetzen, die die moralischen Fundamente der Kirche mit dem gesellschaftlichen Wandel wieder in Einklang bringt. Solange die Diskussion in der katholischen Kirche nicht offen geführt wurde, bitte ich Sie, Kündigungen homosexueller  Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgrund eingetragener Lebenspartnerschaften im Bistum Trier auszuschließen.

Mit freundlichen Grüßen

Charlotte Britz
Oberbürgermeisterin
Landeshauptstadt Saarbrücken