Solidaritätsbekundung mit dem Opfer trans*feindlicher Gewalt Hanna Kaltenborn

Sehr geehrte Bürgermeister*innen der Stadt Aachen,

der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland und NRW (LSVD NRW) ist ein Bürgerrechtsverband und vertritt Interessen und Belange von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen (LSBTI) in NRW.

Wir begrüßen sehr Ihre solidarische Bekundung mit unserer queeren Community, die durch die Möglichkeit der finanziellen Förderung queerer, bereits vorhandener ehrenamtlicher Strukturen vor Ort, sowie die finanzielle Unterstützung der Organisation der diesjährigen Christopher Street Days (CSD) in Aachen, der ein Fest-, Gedenk- und Demonstrationstag von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans* und inter*geschlechtlichen Personen ist, sowie Menschen, die sich unserer Community zugehörig empfinden oder/und unsere Community exakt an diesem Tag betont solidarisch unterstützen wollen.

Solche solidarische Unterstützung vor Ort ist immanent wichtig und hat eine sehr besondere Bedeutung mit einem Vorbildcharakter, betrachten wir uns die offene solidarische Haltung mit der Mitarbeiterin der Stolberger Stadtverwaltung und des Bürgermeisters der Stadt Stolberg mit Hanna Kaltenborn, die im Februar 2023 in ihrer Mittagspause Opfer einer Trans*feindlichen Gewalttat wurde.

Hanna Kaltenborn wurde am helllichten Tag von zwei Unbekannten zunächst beleidigt, verfolgt und dann feige niedergeschlagen. Und das nicht abseits belebter Plätze zivilgesellschaftlichen Lebens, sondern auf einem kleinen Spazierweg in unmittelbarer Nähe eines Gymnasiums. Genau wie Hanna Kaltenborn und die Polizei gehen wir von einer trans*feindlich motivierten Tat aus.

Die starke solidarische Bekundung seitens kommunaler verantwortlicher Amtspersonen mit Hanna Kaltenborn in der Öffentlichkeit, setzte ein sehr deutliches und vorbildliches Signal an alle Ihre Kolleg*innen, die als Bürgermeister*innen die Interessenvertretungen aller Bürger*innen und die Leitung einer Kommune/Gemeinde innehaben. Insbesondere vulnerable Personen, die einer geschlechtlichen Minderheit angehören, werden überdurchschnittlich oft Opfer von Diskriminierung, Hass, Hetze, Nachstellung und Gewalt. Sich klar und deutlich als Leitung einer Kommune gegen Trans*feindlichkeit zu bekennen, macht Menschen wie uns Mut sichtbar, offen und frei leben zu können!

Auch die Tatsache, dass nach medialer Berichterstattung sich Zeug*innen der Tat bei der Polizei gemeldet haben, macht uns und vielen Menschen aus unserer Community Mut, nicht alleine zu sein, wenn uns andere das Recht auf unsere Selbstbestimmung und unser Leben abzuerkennen versuchen. Nur auf diesem Wege werden Orte wie Stolberg und auch andere - für alle Menschen aus unserer Gesellschaft sicher sein.

Aber auch die Möglichkeit der finanziellen Förderung ansonsten vollkommen auf ehrenamtlicher Basis stattfindender Beratung, Vernetzung, Unterstützung und Umsetzung notwendiger politischer Öffentlichkeitsarbeit zur Akzeptanzförderung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen (LSBTI) in Aachen, setzt ein sehr deutliches, klares und starkes Signal seitens der Kommune Aachen, dass Queerfeindlichkeit und insbesondere Trans*feindlichkeit keinen Raum im Raum Aachen haben darf.

Gerne werden wir über Ihre vorbildliche und solidarische Haltung mit unserer Community über die Sozialen Kanäle unseres Verbandes berichten, in der Hoffnung, dass auch andere Bürgermeister*innen stets nach Ihrem Vorbild reagieren und das lange BEVOR eine Person aus unserer Community Opfer von Queerfeindlichkeit im Alltag wird.

Offener Brief des LSVD NRW an die Bürgermeister*innen der Stadt Aachen vom 06. Mai 2023

Herzliche Grüße

Jack Kaltepoth
Diplom Sozialwissenschaftler
Landesvorstandsmitglied
Projektleiter und Koordinator Queerflexiv
Pronomen/Anrede: er/Herr
LSVD NRW e.V.