Stralsund: Lesbisches Paar wird nach Kuss aus Theater geworfen
LSVD fordert schnelle Aufklärung und Konsequenzen
Update: Die Position des Theaters können Sie in diesem Update nachlesen: Eklat am Theater in Stralsund - Eine Frage des Zungenschlags (Spiegel-Online vom 05.06.23)
Wismar, 05. Juni 2023. Medienberichten zur Folge wurde ein lesbisches Paar am 01. Juni nach einem Kuss aus einem Stralsunder Theater geworfen. Dazu erklärt Sebastian Witt aus dem Vorstand des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) Queer Mecklenburg-Vorpommern:
Der Vorfall in dem Stralsunder Theater verstört uns zutiefst. Wenn sechs Jahre nach der Öffnung der Ehe ein Kuss zischen zwei Frauen zu einem Rausschmiss aus einem Theater führt, dann zeigt das, wie es um die Akzeptanz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans*, intergeschlechtlichen und queeren Menschen (LSBTIQ*) 2023 bestellt ist. Jetzt kommt es darauf an, dass die Leitung des Theaters den Fall umfassend aufarbeitet und Konsequenzen zieht. Dazu gehört auch, dass solche lesbenfeindlichen Rausschmisse nicht toleriert werden dürfen. Eines muss zukünftig klar sein: Wer sich gegenüber anderen Menschen abwertend äußert oder diese diskriminiert, für den muss der Vorhang fallen.
Gerade Theater stehen wie keine andere Kulturinstitution für Vielfalt. Die Theaterleitung sollte dafür sorge Tragen, dass die Mitarbeitenden sensibilisiert werden, um einen professionellen Umgang mit abwertenden Äußerungen durch Zuschauende zu gewährleisten. Dazu gehören neben queerfeindlichen Kommentaren auch der Umgang mit anderen abwerten Äußerungen, die rassistisch, antiziganistisch oder antisemitisch motiviert sind.
Bereits im Jahr 2020 hatte der zweite LGBTI-Survey der EU-Grundrechteagentur (FRA) gezeigt, dass 28% der lesbischen und 32% der bisexuellen Frauen es immer noch aus Angst vor Anfeindungen vermeiden, mit ihrer Partnerin Händchen zu halten. Wenn lesbische Frauen und andere queere Menschen vor jeder Umarmung, vor jedem Kuss im öffentlichen Raum zuerst die Umgebung checken müssen, ist das eine erhebliche Einschränkung ihrer Freiheit. Das es um die Akzeptanz von queeren Menschen nicht zum besten steht, zeigten auch die Ergebnisse des Markt- und Meinungsforschungsinstitut Ipsos in der vor einigen Tagen veröffentlichten Studie „Ipsos Global Advisor-Studie LGBT+ Pride 2023“. Lediglich 62 Prozent der Befragten in Deutschland gaben an, dass gleichgeschlechtliche Paare heiraten dürfen sollten. Damit sank der Akzeptanzwert im Vergleich zu 2021 um 6 Prozentpunkte.
Hintergrund
- Ipsos-Ergebnisse der Studie "LGBT+ PRIDE 2023 - A 30-Country Ipsos Global Advisor Survey"
- Diskriminierung und Gewalt gegen lesbische und bisexuelle Frauen – Coming-out, Offenheit und Diskriminierungserfahrungen im Alltag, Hasskriminalität. Ergebnisse der Befragung von 3.100 lesbischen und 1.450 bisexuellen Frauen in Deutschland im Rahmen der Studie der EU-Grundrechteagentur von 2020
LSVD Queer Mecklenburg-Vorpommern
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