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Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD)

Diskriminierungserfahrungen von LSBT im Sport

Ergebnisse der Studie "Outsport – Sexuelle Orientierung, Geschlechtsidentität und Sport"

Fast alle Befragten sind sich einig: Ob Leistungs- oder Freizeitsport, Team- oder Individualsport - Homo- und Transphobie sind ein Problem. 16% der aktiven Sportler*innen haben in den letzten 12 Monaten persönliche negative Erfahrungen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität gemacht. Das gilt insbesondere für trans* Personen (40%).

Studie: Erfahrungen von Lesben, schwulen, bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen (LSBTI) im Sport. Homophobie und Transphobie im Sport. Talaviya Rahul Unsplash

Im Rahmen des Projekts Outsport hat die Deutsche Sporthochschule Köln die erste flächendeckende europäische Studie zur Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und/oder Geschlechtsidentität im Sport durchgeführt. Die 2019 veröffentlichten Ergebnisse spiegeln die Erfahrungen von 5.500 von lesbischen, schwulen, bisexuellen und transgeschlechtlichen Menschen (LSBT) aus allen 28 EU-Mitgliedstaaten. Hier dokumentieren wir die Ergebnisse der 858 befragten Personen aus Deutschland.

Sportlich aktiv und geoutet in welchen Sportarten?

85 % der Befragten waren in den letzten 12 Monaten sportlich aktiv. Die überwiegende Mehrheit trieb dabei Individualsportarten wie Joggen, Schwimmen oder Fitness (73 % gegenüber 24 % Teamsportarten) vor allem als Hobby (68 % gegenüber 24 % im Wettkampf- und 5 % im Hochleistungsbereich).

42 % übten ihren Sport in einem Sportverein aus, jede*r fünfte Befragte allein (21 %) oder in kommerziellen Einrichtungen (20 %). Immerhin 16 % übten ihren Sport in Vereinen bzw. Organisationen speziell für LSBTI aus.

Sind sie beim Sport geoutet?

  • 51 % sind (fast jeden gegenüber) geoutet (EU-Durchschnitt: 36 %)
  • 40 % in Mainstream-Sportsettings ohne LSBTI-Bezug
  • 71 % in Teamsportarten (EU: 51 %)

Teilhabe, Ausgrenzung und Diskriminierungserfahrungen

Teilhabe? Ein Fünftel der Befragten fühlt sich aufgrund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität von bestimmten Sportarten ausgeschlossen. Dies gilt vor alllem für trans* Personen (56 %) und inbesondere trans* Männer (73 %).

Von welchen Sportarten fühlen sich die Befragten ausgeschlossen?

  • Fußball (27 %)
  • Schwimmen (26 %)
  • Tanzen (12 %)
  • Kampfsport (11 %)
  • Boxen (8 %)

96 % meinen, dass es im Sport ein Problem mit Homophobie gibt und 95 %, dass es ein Problem mit Transphobie gibt. Dies gilt insbesondere für die Sprache - hier sehen vier von fünf Befragten allgemein ein Problem im Sport.

  • Homo-/transphobe Sprache wird vor allem in Teamsportarten (63 %) sowie auf höheren Leistungsebenen (65 %) beobachtet.
  • Fast die Hälfte (45 %) erlebt das in ihrer ausgeübten Sportart, 78 % fühlen sich davon gestört bzw. diskriminiert.

16 % der aktiven Sportler*innen haben in den letzten 12 Monaten persönliche negative Erfahrungen im Sport aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität gemacht. Das gilt insbesondere für trans* Personen (40 %) (im Vergleich zu 9 % der cisgeschlechtlichen Befragten).

Welche negativen Erfahrungen haben 16 % der aktiven Sportler*innen gemacht?

  • 81 % berichten von verbalen Beschimpfungen / Beleidigungen
  • 71 % von Diskriminierung
  • 40 % von verbalen Bedrohungen
  • 36 % von digitalem Mobbing
  • 32 % erlebten körperliche Grenzüberschreitung
  • 21 % gar körperliche Gewalt

Reaktionen auf negative Erfahrungen und Hasskriminalität

92 % melden homo- bzw. transphobe Anfeindungen nicht an offizielle Stellen. Warum nicht?

  • 40 % nehmen die Belästigungen als unbedeutendes Problem wahr
  • 38 % bezweifeln ein wirkungsvolles Eingreifen
  • Nur eine*r von vier Befragten kennt mögliche Anlaufstelle im Bereich Sport
  • 47 % kennen gar keine Anlaufstelle

Handlungsempfehlungen der Deutschen Sporthochschule Köln

  • offene und proaktive Haltung insbesondere von Sportfachverbänden und Landessportbünden zu Fragen sexueller und geschlechtlicher Vielfalt
  • (Weiter-)Entwicklung von Aktionsplänen für Wertschätzung von Diversität
  • Antidiskriminierung mit explizitem Bezug auf geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in den Satzungen verankern
  • sensibilisierte Ausbildung von Übungsleiter*innen und Trainer*innen
  • Etablierung entsprechender Arbeitsgemeinschaften
  • Diversitätsbeauftragte / Anlaufstelle für LGBTI* einrichten
  • Mediale Kampagnen für die Wertschätzung von Vielfalt
  • Intersektorale Vernetzung mit Akteur*innen verschiedener gesellschaftlicher Bereiche

Hintergrund zur Studie

Von den 858 Befragten waren 34 % lesbische Frauen, 29 % schwule Männer, 17 % bisexuelle Personen und 20 % mit einer anderen sexuellen Orientierung. 25 % der Befragten waren trans*, 75 % cisgeschlechtlich. 48 % identifizierten sich als weiblich, 35 % als männlich und 17 % als nicht-binär. "Sexuelle Orientierung, Geschlechtsidentität und Sport. Ausgewählte Ergebnisse und Handlungsempfehlungen: Deutschland" wurden von Prof. Dr. Ilse Hartmann-Tews, Dr. Birgit Braumüller und Tobias Menzel von der Deutschen Sporthochschule Köln herausgegeben.

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