Für ein nachhaltiges Programm gegen Homophobie im Sport
Sportpolitische Forderungen des LSVD
Der Sport muss allen offen stehen. Homophobie, Diskriminierung, Zwang zum Verstecken sind das glatte Gegenteil von Fairness. Im Breiten- wie im Spitzensport brauchen wir eine Kultur des Respekts.
Der Spitzen- und der Breitensport gewinnen in unserer Gesellschaft weiter an Bedeutung, spielen eine gesundheitspolitische Rolle, stehen für Unterhaltung und auch für die persönliche Lebensqualität. Egal, ob es um Sport-Veranstaltungen mit globalem (Olympische Spiele, Weltmeisterschaften), nationalem (Meisterschaften, Sportfeste), lokalem (Städte-Turniere, Vereinsfeste) Charakter oder um die persönliche Lebensführung geht, der Sport hat immer auch soziale und wirtschaftliche Auswirkungen und beeinflusst die gesellschaftliche Entwicklung. Im Sport spiegelt sich auch der Querschnitt unserer Gesellschaft wieder.
Homophobie ist ein Problem im Sport
Doch im Vergleich zur allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung finden sich im Sport immer noch abgekoppelte, starre Parallelwelten, in der eine ablehnende Grundstimmung gegenüber Homosexualität tonangebend ist. Homophobie ist eine starke und irrationale Abneigung gegen Homosexuelle oder gar Angst vor Lesben und Schwulen, aus der Hass und Vorurteile entstehen können. Aufgrund von fehlenden Kompetenzen und daraus resultierender Unsicherheit kommt es insbesondere in den Sportverbänden und ihren Strukturen zur Tabuisierung des Themas. Diese Tabuisierung ist auch Grundlage dafür, dass es bis heute so gut wie keine geouteten Spitzensportlerinnen und -sportler gibt, insbesondere in den Mannschaftssportarten.
Auch wenn einzelne Projekte und Kampagnen inzwischen versuchen, diese homophobe Grundstimmung zu ändern und den Sport nutzen, um Toleranz und Respekt für gleichgeschlechtliche Lebensweisen voranzubringen, bedarf es eines gemeinsamen und alle Sportarten umfassenden Handelns und eines langfristigen und nachhaltigen Programms gegen Homophobie im Sport. Eine konzertierte Aktion von Sport, Zivilgesellschaft und Politik ist gefragt, um einen grundlegenden und beständigen Stimmungswandel zu erzeugen.
Aus einzelnen Projekten in wenigen Sportarten gilt es, einen Aktionsplan gegen Homophobie zu starten, der den gesamten Sport auf den Ebenen Breiten-, Fun- und Leistungssport erfasst. Dies erfordert ein abgestimmtes Zusammenspiel von Politik und Sport.
Aktionsplan gegen Homophobie im Sport
Der LSVD fordert das für Sport zuständige Bundesministerium des Inneren und den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) dazu auf, einen gemeinsamen Aktionsplan gegen Homophobie im Sport zu initiieren, der alle Ebenen und Sportarten anspricht. Das für Sport zuständige Bundesministerium des Inneren und der Deutsche Olympische Sportbund mit seinen einzelnen Dachverbänden müssen sich endlich des Themas annehmen, Homophobie gezielt bekämpfen und die Akzeptanz von Homosexualität im Sport steigern.
Ergänzung aller Antidiskriminierungsregeln um den Teil „sexuelle Identität“
Lesben- und schwulenfeindliche Parolen gehören nicht in Stadien oder Sportstätten, ebenso wenig wie rassistische oder antisemitische Hetze. Wir fordern, dass sämtliche Antidiskriminierungsregeln, Vereinssatzungen und Stadionordnungen ergänzt werden, so dass keine Person aufgrund ihrer sexuellen Identität diskriminiert werden darf.
Aufklärungskampagne im Sport
Eine umfassende Informations- und Aufklärungskampagne zur Homophobie, vergleichbar den Anti-Rassismus oder Anti-Gewalt-Kampagnen im Profifußball, ist dringend notwendig. Vereine und Verbände, die darin haupt- und ehrenamtlich Tätigen ebenso wie die Sportlerinnen und Sportler sind eingeladen, eng mit Antidiskriminierungsprojekten und schwullesbischen Sportveranstaltungen wie z.B den „Respect Gaymes“ in Berlin oder Veranstaltungen in anderen Bundesländern zu kooperieren. Es ist wichtig, dass mehr prominente Sportlerinnen und Sportler Gesicht zeigen und Homophobie im Sport eine klare Absage erteilen.
Sensibilisierung in der Jugendarbeit
Wir fordern Vereine und Verbände auf, dafür Sorge zu tragen, dass insbesondere die in der Jugendarbeit und Nachwuchsförderung Tätigen zu den Themen „sexuelle Vielfalt“ und „Homophobie“ sensibilisiert werden. In den jeweiligen Strukturen der Verbände und Vereine muss die Verantwortung klar definiert werden und es müssen kompetente Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für das Thema Homophobie zur Verfügung stehen. Darüber hinaus fordern wir die Verbände und Vereine dazu auf, den positiven Beispielen, wie z. Bsp. dem des Berliner Fußball-Verbandes - der mit dem LSVD-Projekt „Soccer Sound“ zusammenarbeitet -, oder dem FSV Frankfurt mit seiner Initiative gegen Homophobie, zu folgen. Hier sollte vor allem der Deutsche Olympische Sportbund seine eigene Satzung ernst nehmen, in der er als Aufgabe „die Förderung einer ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung im Sport“ besonders betont und hervorhebt
Die gesellschaftliche Integrationsleistung des Sports und dessen Selbstverständnis und Selbstverpflichtung müssen auch auf Akzeptanzsteigerung für Lesben und Schwule, auf Vielfalt und Respekt zielen, auf ein Miteinander, das einer offenen und modernen Gesellschaft würdig ist.
(beschlossen auf dem 23. LSVD-Verbandstag am 03.04.2011 in Köln)
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