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Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD)

LGBT in Großbritannien: Gesundheitsreport

Ergebnisse einer Befragung von 5.375 LGBT in England, Schottland und Wales

Der Gesundheitsreport liefert erschreckende Zahlen bezüglich der psychischen Gesundheit von LGBT etwa in Bezug auf die Häufigkeit von Depressionen, selbstschädigendem Verhalten oder Suizidalität. Außerdem wird von Diskrimierungserfahrungen im Gesundheitssystem und Barrieren bei der medizinischen Versorgung berichtet.

Im Auftrag der britischen LGBT-Organisation Stonewall wurden im April 2017 5.375 Lesben, Schwule, bisexuelle und trans* Personen aus England, Schottland und Wales zu ihrem gesundheitlichen Wohlbefinden befragt und die Ergebnisse in "LGBT in Britain: Health Report" veröffentlicht. Etwas Vergleichbares gibt es für die gesundheitliche Lage von Lesben, Schwulen, bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen (LSBTI) in Deutschland bislang nicht. Studien und Forschung über das Gesundheitsverhalten und die Gesundheitsversorgung von LSBTI fehlen hierzulande.

Der LSVD fordert einen gruppenspezifischen LSBTI-Gesundheitsbericht und mehr Forschung über das Gesundheitsverhalten und die gesundheitliche Versorgung von LSBTI. Hier stellen wir die Ergebnisse der britischen Studie vor. Hier finden sich Ergebnisse zur gesundheitlichen Lage von LSBTI in Deutschland.

Häufigkeit von Depressionen

  • 52% der befragten LGBT haben in den vergangenen 12 Monaten Depressionen erlebt
  • 67% der trans* Personen, 70% der nicht-binären
  • 55% der LBT Frauen, 46% der GBT Männer
  • höher bei Opfern von Hasskriminalität (69%)
  • 68% der 18-24jährigen Befragten 
  • 62% der queeren People of color (POC)
  • 64% der Befragten mit geringem Haushaltseinkommen
  • Einsamkeit, (familiäre) Ablehnung, Diskriminierungserfahrung und Notwendigkeit, ungeoutet zu leben als Faktoren mit negativem Einfluss auf psychisches Wohlbefinden

Angstgefühle (anxiety)

  • 61% der Befragten
  • 78% der nicht-binären und 71% der trans* Befragten
  • 72% der bisexuellen und 60% der lesbischen Frauen
  • 56% der bisexuellen und 53% der schwulen Männer
  • höher bei Opfern von Hasskriminalität (76%)
  • 70% der Befragten mit geringem Haushaltseinkommen

Suizidversuch in den letzten 12 Monaten

  • 13% der 18-24jährigen Befragten haben im vergangenen Jahr einen Selbstmordversuch unternommen
  • 12% der trans*, 2% der cisgeschlechtlichen und 11% der nicht-binären Befragten
  • 8% der POC
  • 8% der LGBT mit Behinderungen
  • In der gesamten britischen Bevölkerung waren es im vergangenen Jahr weniger als 1%, die einen Suizidversuch unternommen haben

Selbstmordgedanken in den letzten 12 Monaten

  • 42% der befragten LGBT
  • 70% der 18-24jährigen, 64% der nicht-binären, 60% der trans* Befragten
  • 59% der LGBT mit Behinderungen
  • 50% bisexuellen Frauen und 43% bisexuellen Männer
  • 37% der lesbischen und 32% der schwulen Befragten
  • Im Vergleich dazu hatten 5% der britischen Bevölkerung im vergangenen Jahr einmal Suizidgedanken.

Selbstschädigendes Verhalten im vergangenen Jahr

  • 41% der nicht-binären Befragten, 20% der LBT-Frauen, 12% der GBT-Männer
  • 28% bisexuellen Frauen, 18% bisexuellen Männer, 14% der Lesben und 7% der Schwulen
  • 48% der 18-24jährigen
  • 20% der LBT Frauen, 12% der GBT Männer
  • 35% der trans* und 14% cisgeschlechtlichen
  • In der britischen Gesamtbevölkerung waren es 6% der Erwachsenen.

Suchtverhalten und Alkohol-/ Drogenkonsum

  • Alkoholkonsum: 16% tranken beinah täglich Alkohol (brit. Bevölkerung: 10%)
  • 13% der 18-24jährigen nahmen mind. einmal im Monat Drogen
  • 10% mit Suchterfahrung im vergangenen Jahr

Essstörung

  • 12% der Befragten im vergangenen Jahr
  • 19% der trans* und 24% der nicht-binären
  • 13% der LBT-Frauen, 9% der GBT-Männer
  • 22% der POC, 11% der Weißen Befragten

Erfahrungen mit Gesundheitssystem

  • 13% haben diskriminierende Behandlung durch Angestellte im Gesundheitswesen erfahren
  • 17% der lesbischen und 8% der bisexuellen Frauen
  • 11% der bisexuellen und 9% der schwulen Männer
  • 32% der trans*, 20% der nicht-binären
  • 20% der LGBT mit Behinderungen
  • 19% der POC
  • 10% wurden ungewollt vor anderen geoutet (27% der trans* und 7% der cisgeschlechtlichen Befragten
  • 23% haben diskriminierende oder negative Bemerkungen gegen LGBT durch Angestellte im Gesundheitswesen gehört, davon 6% im vergangenen Jahr

Konversionsmaßnahmen/ Umpolungs- und Heilungsangebote

  • 5% wurden bei der Inanspruchnahme gesundheitlicher Dienstleistungen unter Druck gesetzt, Konversionsangebote anzunehmen
  • 20% der trans* Befragten
  • 9% der 18-24jährigen, 9% der POC und 8% der LGBT mit Beeinträchtigungen

Fehlendes Verständnis bei Angestellten im Gesundheitswesen

  • 25% der Befragten, 9% davon im vergangenen Jahr
  • 62% der trans* (41% im vergangenen Jahr)
  • 33% der POC
  • 33% der LGBT mit Behinderungen
  • 34% der Lesben, 21% bi Frauen, 19% Schwule, 15% bi Männer

Schwierigkeiten beim Zugang zu medizinischer Versorgung

  • 40% der trans* und 7% der cisgeschlechtlichen Befragten
  • 19% der der LGBT mit Beeinträchtigungen
  • 18% der 18-24jährigen LGBT
  • 18% der befragten POC
  • 16% der trans* und 2% der cisgeschlechtlichen Befragten wurde eine medizinische Dienstleistung verweigert

Vermeidungsstrategien

  • 19% der Befragten sind gegenüber ihren Allgemeinmediziner*in ungeoutet (40% der bisexuellen Männer, 29% der bisexuellen Frauen, 11% der Lesben, 10% der Schwulen, 27% der POC, 18% der trans* Befragten)
  • 14% haben aus Angst vor Diskriminierung eine medizinische Behandlung vermieden (37% der trans*, 33% nicht-binären, 26% der 18-24jährigen, 20% der LGBT mit Behinderungen, 19% der POC)

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