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Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD⁺)

LSVD-Projekte „Miteinander stärken“ erfolgreich abgeschlossen

Rückblick auf 2017-2020

Das Projekt „Miteinander stärken“ trug dazu bei, dass Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans* und intergeschlechtliche Menschen als gleichberechtigt und gleichwertig akzeptiert und anerkannt werden. Das Projekt trat für das politische Anliegen ein, die Sichtbarkeit von Lesben in Politik und Gesellschaft zu verbessern. Es hat Forderungen und Handlungsstrategien erarbeitet, um Erfahrungen und Bedürfnisse von Lesben deutlich zu machen und ihre Interessen wirksam zu vertreten. Das Projekt fördertr die Akzeptanz und Selbstbestimmung intergeschlechtlicher Menschen. Der Familien- und Sozialverein des LSVD als Projektträger wurde gefördert in der Strukturentwicklung zum bundeszentralen Träger im Themen- und Strukturfeld "Akzeptanzförderung und Empowerment für lesbische, schwule, bi- und intersexuelle bzw. -geschlechtliche Menschen und ihre Angehörigen" vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben!".

Rechtspopulismus entgegenwirken. LSVD-Projekt "Miteinander stärken"

Projektsäule: Rechtspopulismus entgegentreten!

Wirksame Strategien gegen den Rollback, Vernetzung von engagierten Vielfaltsverteidiger*innen und Stärkung der Regenbogenkompetenz in der Zivilgesellschaft –zweieinhalb Jahre haben wir das LSVD Projekt „Miteinander stärken. Rechtspopulismus entgegenwirken“ erfolgreich durchführen können. Nun endete nach drei Jahren die Projektlaufzeit.

Uns gelang es hunderte Aktivist*innen und Fachkräfte auf Regionalkonferenzen, Vernetzungstreffen oder Regenbogenparlamenten zusammenzubringen, sie im Umgang mit menschenfeindlichen Einstellungen zu stärken und die Regenbogenkompetenz in den Regelstrukturen zu erhöhen.

Handpraktische Strategien gegen Ressentiments

Gemeinsam mit hunderten von Teilnehmenden und Expert*innen wurden erste Strategien entwickelt, um Anfeindungen von rechts und von religiösen Fundamentalist*innen Paroli zu bieten und zivilgesellschaftliche Organisationen für die Auseinandersetzung zu motivieren.

Die beiden Projektmitarbeitenden Jürgen Rausch und René Mertens sowie die engagierten LSVDler*innen aus den Landesverbänden luden Aktivist*innen und Fachkräfte aus den Bereichen Bildung, Wissenschaft, Stiftungen, Medien, Politik, Sport, Kultur, Religion, Soziale Arbeit, Antidiskriminierungs- und Antirassismusarbeit, Demokratie- und Menschenrechtsarbeit, aus migrantischen Organisationen und aus der Jugendarbeit ein. Ziel: Die Entwicklung handpraktischer Ansätze, um die Akzeptanz von Vielfalt in der Gesellschaft auszubauen und zu verteidigen.

Wie können beispielsweise Vereine und Initiativen reagieren, wenn die eigene Arbeit von rechts diskreditiert und angegriffen wird? Welche Strategien könnten hilfreich sein, um das Miteinander von Organisationen in unterschiedlichen Themenbereichen zu stärken? Wie können sich zivilgesellschaftliche Organisationen im Umgang mit menschenfeindlichen Einstellungen fitmachen?

Leuchtturm Regenbogenparlament

Das „Regenbogen-Parlament“ hat sich als dritte Projektsäule von seinem Auftakt in Berlin über seine Fortführung in Köln und Hamburg hin zu einem bundesweit einmaligen Forum entwickelt. Neben dem fachlichen Austausch diente es vor allem auch der Bildung eines breiten Bündnisses, um die Akzeptanz der Vielfalt von Identitäten und Lebensweisen in der Gesellschaft zu verankern. Im Herbst 2019 versammelten sich zuletzt über 100 Fachkräfte, Lehrkräfte, Pädagog*innen und Aktivist*innen aus dem In- und Ausland unter dem Motto „Akzeptanz von LSBTI* in Jugendarbeit und Bildung“ an der Universität Hamburg.

Im gemeinsamen fachlichen Austausch wurde vor allem deutlich, dass ein binäres Geschlechterverständnis und damit verbundene Rollenzuschreibungen junge Menschen immer noch stark in ihrer selbstbestimmten Persönlichkeitsentfaltung einschränken und so auch den Nährboden für LSBTI-feindliche Einstellungen bilden. Gleichfalls zeigten Beispiele guter Praxis aus Jugendverbänden, wie es gelingen kann, die Vielfalt von unterschiedlichen Lebensweisen und Identitäten als Gewinn für die Jugendarbeit zu nutzen.

Auf die Projektergebnisse können wir auch mit dem Nachfolgeprojekt „Selbst.verständlich Vielfalt“ -Kompetenznetzwerk zum Abbau von Homosexuellen- und Transfeindlichkeit zurückgreifen. Sie sind Grundlage für neue Aktivist*innen-Kits und andere Bildungsformate, mit denen wir Fachkräften der Kinder- und Jugendhilfe ein vielfaltsorientiertes Handwerkszeug für die Praxisarbeit zur Verfügung stellen.

René Mertens und Jürgen Rausch,
Projektmitarbeitende

Projektsäule: Lesbengruppen vernetzen

Für den LSVD ist es ein zentrales politisches Anliegen, die Sichtbarkeit von Lesben in der Gesellschaft zu verbessern. Der Verband setzt sich dafür ein, dass Lesben in ihrer Vielfalt und ihren Potentialen, mit ihren Themen und Interessen, in jedem Lebensalter und in ihren unterschiedlichen Lebenslagen sichtbarer werden. Das LSVD-Projekt "Miteinander stärken - Lesbengruppen vernetzen" plante daher im November 2018 ein bundesweites Treffen von Lesben und ihren Gruppen, um den Austausch und die Vernetzung untereinander zu fördern.

Die Lebenssituationen von Lesben und der Grad ihrer Sichtbarkeit sind sehr unterschiedlich. In manchen Bereichen und in einigen regionalen, kommunalen und bundesweiten Netzwerken sind lesbische Frauen präsent und aktiv. Zugleich gibt es heute gesellschaftliche Bereiche, Medien und Themenfelder, in denen Lesben und ihre Interessen, ihre Erfahrungen und Kompetenzen komplett ignoriert oder nur auf diskriminierende Weise erwähnt werden. Auch wissen wir aus Studien, dass viele Lesben sich nach wie vor aus begründeter Angst vor Ablehnung am Arbeitsplatz oder in ihren Familien, im Gesundheitssystem oder in Kirchengemeinden nicht zu outen wagen.

Lesben sind keine homogene Gruppe. So haben Schwarze Lesben, Lesben of Color, migrantische Lesben, körperlich und geistig beeinträchtigte Lesben, Lesben aus der Arbeiter_innenklasse, akademische und nicht akademische Lesben, Lesben mit Fluchterfahrung, alte Lesben oder lesbische trans* Frauen jeweils ganz spezifische Lebenswelten und Biografien. Nicht selten sind sie von Mehrfachdiskriminierung betroffen. In der Verschiedenheit lesbischer Identitäten zeigt sich ihre spannende Vielfalt, aber auch die komplexe Interdependenz von Diskriminierungserfahrungen.

Ohne die Berücksichtigung ihrer Lebensrealitäten können die spezifischen Bedarfe und Interessen lesbischer Frauen keine Beachtung finden. Zudem birgt die wachsende Salonfähigkeit rechtspopulistischer und religiös-fundamentalistischer Diskurse eine zunehmende Akzeptanz antifeministischer Einstellungen und Politiken, die sich auf alle Frauen und folglich auch auf Lesben auswirken.

In dem Projekt "Miteinander stärken – Lesbengruppen vernetzen" hat der LSVD seine langjährigen Erfahrungen in der Etablierung von Strukturen und gesellschaftspolitischer Arbeit genutzt, um eine bessere Vernetzung von Gruppen und Organisationen von Lesben zu erreichen. Auf dem bundesweiten Treffen wurden zunächst die heterogenen Interessen und Bedürfnisse von Lesben sichtbar gemacht. Aus den gewonnenen Erkenntnissen konnten dann Forderungen und Handlungsstrategien für eine diskriminierungsärmere Gesellschaft und Politik erarbeitet werden, um lesbische Interessen wirksamer zu vertreten.

Henny Engels und Ulrike Schmauch
LSVD-Bundesvorständinnen

Projektsäule: Selbstbestimmt intergeschlechtlich leben

Intergeschlechtliche Menschen - Menschen mit Variationen der Geschlechtsmerkmale - sind in Deutschland immer noch wenig sichtbar, ihre Körperlichkeit ist kaum akzeptiert. Variationen der Geschlechtsmerkmale gelten in vielen Fällen weiterhin als behandlungsbedürftig, geschlechtsverändernde medizinische Eingriffe an intergeschlechtlichen Kleinkindern und Kindern finden weiterhin statt. Die medizinische Versorgung und die Vorsorge für intergeschlechtliche Menschen sind nicht geregelt. Notwendige Untersuchungen, notwendige Hormonersatztherapien und eine psychosoziale Betreuung werden ihnen vorenthalten. Diskriminierung in der Schule, im Arbeitsleben, in der Teilhabe am Leben gehören zur Alltagserfahrung intergeschlechtlicher Menschen. Eine flächendeckende Beratungsstruktur für intergeschlechtliche Menschen und ihre Familien ist noch lange nicht erreicht.

Aktivist*innen, Fachkräfte und Bündnispartner*innen stärken

Das bundesweit agierende Projekt "Miteinander stärken. Selbstbestimmt intergeschlechtlich leben" des LSVD wollte hier ein Zeichen der Veränderung setzen: Es hat Aktivist*innen und Fachkräfte aus der Community und Bündnispartner*innen gestärkt und mit ihnen gemeinsam Strategien und Bündnisse für gleiche Rechte, Vielfalt und Respekt entwickelt. Das Projekt wurde in Kooperation mit Intersexuelle Menschen e.V. und OII Deutschland e.V. durchgeführt.

Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Inter*- Selbstvertretungen und Selbsthilfegruppen

Das Projekt „Miteinander stärken. Selbstbestimmt intergeschlechtlich leben“ trug dazu bei, dass intergeschlechtliche Menschen - Menschen mit angeborenen Variationen der Geschlechtsmerkmale - als Teil des vielfältigen Mensch-Seins anerkannt und in ihrer Körperlichkeit als gleichberechtigt und gleichwertig akzeptiert werden. Gleichzeitig wollte es die Vernetzung von Organisationen intergeschlechtlicher Menschen stärken und ihre gesellschaftliche Reichweite erhöhen. Daher wurde in einem weiteren Projektteil beraten, inwieweit die unterschiedlichen Inter*- Selbstvertretungen und Selbsthilfegruppen zu einer näheren Zusammenarbeit auf grund- und menschenrechtlicher Basis auf Bundesebene zusammenarbeiten können und wollen.

Peer-Beratungskompetenz intergeschlechtlicher Menschen erhöhen

Das Projekt hat daher zum einen die Peer-Beratungskompetenz intergeschlechtlicher Menschen erhöhet: Betroffene und Angehörige haben bundesweit und wohnortnah fachkundigen Rat und Hilfe erhalten. Ziel war es, die bundesweite Struktur von Peer-to-Peer-Beratung zu stärken. Verschiedene Angebote haben die Berater*innen darin unterstützt, ihre Kompetenzen im Bereich Intergeschlechtlichkeit zu stärken, sich mit den aktuellen Herausforderungen in den Themenbereichen geschlechtliche Vielfalt und Intergeschlechtlichkeit vertraut zu machen und Hürden für Ratsuchende zu verringern.

Den zweiten Schwerpunkt des Projekts bildeten die Erstellung von Handreichungen, die spezifische Bedarfe von intergeschlechtlichen Menschen an Bundesregierung, Gesetzgeber und interessierte Öffentlichkeit kommunizieren. So wurden etwa für den Bereich Beratung Anforderungskataloge für professionelle Beratende erarbeitet, im Bereich Bildung sind Schulungskonzepte für lokale Bildungsträger geplant, um eine zeitgemäße Aufklärung zum Thema Intergeschlechtlichkeit sicherzustellen. Die Bedürfnisse und das Erfahrungswissen intergeschlechtlicher Menschen standen dabei im Zentrum.

Das Projekt "Miteinander stärken" wurde gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben!".

Ins A Kromminga und Lucie Veith
Mitarbeitende des Projekts „Miteinander stärken. Selbstbestimmt intergeschlechtlich leben

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