Gesundheit von LSBTI und Diskriminierung im Gesundheitswesen
Erfahrungen von über 16.000 Befragten aus Deutschland

Am 14. Mai 2020 hat die EU-Grundrechteagentur (FRA) die Ergebnisse des zweiten großen LGBTI-Survey veröffentlicht. An der Onlineumfrage haben sich knapp 140.000 Menschen aus 30 Ländern (28 EU-Staaten inkl. Großbritannien, Serbien und Nordmazedonien) beteiligt, davon über 16.000 aus Deutschland. Sie ist damit die größte internationale Umfrage unter LGBTI. Hier übersetzen wir Ergebnisse für Deutschland zu dem Thema Gesundheit.
- Allgemeines gesundheitliches Befinden von LSBTI in Deutschland
- Langzeiterkrankungen und Psychische Gesundheit von LSBTI
- Diskriminierung im Gesundheitswesen
- Gesundheitliche Folgen von Hasskriminalität für die Betroffenen
1. Allgemeines gesundheitliches Befinden von LSBTI in Deutschland
Lesbische Frauen
- Sehr gut: 30%
- Gut: 51%
- Ausreichend: 15%
- Schlecht: 4%
Schwule Männer
- Sehr gut: 37%
- Gut: 47%
- Ausreichend: 13%
- Schlecht: 3%
Bisexuelle Frauen
- Sehr gut: 23%
- Gut: 50%
- Ausreichend: 21%
- Schlecht: 6%
Bisexuelle Männer
- Sehr gut: 33%
- Gut: 47%
- Ausreichend: 15%
- Schlecht: 4%
Trans* Personen
- Sehr gut: 16%
- Gut: 41%
- Ausreichend: 30%
- Schlecht: 12%
Inter* Personen
- Sehr gut: 24%
- Gut: 33%
- Ausreichend: 33%
- Schlecht: 9%
2. Langzeiterkrankungen und Psychische Gesundheit von LSBTI
Vorhandensein von Langzeiterkrankungen oder gesundheitlichen Probleme, die länger als sechs Monate andauerten/andauern.
- 34% der lesbischen Befragten: ja
- 32% der schwulen Befragten: ja
- 46% der befragten bisexuellen Frauen: ja
- 31% der befragten bisexuellen Männer: ja
- 56% der trans* Befragten: ja
- 54% der inter* Befragten: ja
20% der Befragten haben sich in den letzten 14 Tagen nicht einen Moment depressiv oder niedergeschlagen gefühlt.
- 22% der lesbischen Befragten
- 26% der schwulen Befragten
- 11% der befragten bisexuellen Frauen
- 22% der befragten bisexuellen Männer
- 10% der trans* Befragten
- 17% der inter* Befragten
16% der Befragten haben sich in den letzten 14 Tagen meistens bzw. immer depressiv oder niedergeschlagen gefühlt.
- 12% der lesbischen Befragten
- 11% der schwulen Befragten
- 21% der befragten bisexuellen Frauen
- 14% der befragten bisexuellen Männer
- 27% der trans* Befragten
- 28% der inter* Befragten
3. Diskriminierung im Gesundheitswesen
Bei 17% der befragten Lesben, Schwulen, bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen fand der letzte Diskriminierungsvorfall bei der Inanspruchnahme sozialer Dienste bzw. Gesundheitsdienste statt.
- bei 12% der lesbischen Befragten
- bei 14% der schwulen Befragten
- bei 19% der befragten bisexuellen Frauen
- bei 16% der befragten bisexuellen Männer
- bei 24% der trans* Befragten
- bei 20% der inter* Befragten
Welche Diskriminierung wurde im Gesundheitswesen erlebt?
lesbische Frauen | schwule Männer | bisexuelle Frauen | bisexuelle Männer | trans* Personen | inter* Personen | alle Befragten | |
Hürden beim Zugang | 2% | 3% | 2% | 1% | 15% | 20% | 4% |
mussten nach negativer Erfahrung Ärzt*in wechseln | 4% | 5% | 3% | 2% | 15% | 17% | 6% |
vermieden medizinische Behandlung aus Angst vor Diskriminierung | 4% | 5% | 3% | 5% | 19% | 22% | 7% |
besondere Bedürfnisse wurden ignoriert | 8% | 6% | 8% | 4% | 22% | 17% | 8% |
unangebrachte Neugierde / kommentare | 14% | 10% | 12% | 7% | 25% | 22% | 13% |
unter Druck gesetzt, sich einer bestimmten medizinischen / psychologischen Maßnahme zu unterziehen | 1% | 2% | 1% | 1% | 18% | 19% | 4% |
haben nie Gesundheitsdienste beansprucht | 3% | 3% | 2% | 5% | 3% | 10% | 4% |
haben Gesundheits-dienste gemieden | 4% | 5% | 5% | 6% | 18% | 19% | 7% |
haben keine der genannten Vorfälle erlebt | 72% | 73% | 76% | 77% | 40% | 35% | 69% |
4. Gesundheitliche Folgen von Hasskriminalität für die Betroffenen
8% mussten medizinisch versorgt werden, nachdem sie Hasskriminalität erfahren haben
- 6% der lesbischen Befragten
- 11% der schwulen Befragten
- 3% der befragten bisexuellen Frauen
- 6% der befragten bisexuellen Männer
- 10% der trans* Befragten
- 16% der inter* Befragten
4% waren arbeitsunfähig, nachdem sie Hasskriminalität erfahren haben
- 1% der lesbischen Befragten
- 4% der schwulen Befragten
- 3% der befragten bisexuellen Frauen
- 1% der befragten bisexuellen Männer
- 6% der trans* Befragten
- 12% der inter* Befragten
22% hatten nach einer Erlebnis mit Hasskriminalität Angst vor die Tür zu gehen oder bestimmte Orte aufzusuchen.
- 17% der lesbischen Befragten
- 18% der schwulen Befragten
- 22% der befragten bisexuellen Frauen
- 20% der befragten bisexuellen Männer
- 31% der trans* Befragten
- 32% der inter* Befragten
38% hatten nach einer Erlebnis mit Hasskriminalität psychische Probleme (Depression, Angst u.a.)
- 28% der lesbischen Befragten
- 33% der schwulen Befragten
- 37% der befragten bisexuellen Frauen
- 33% der befragten bisexuellen Männer
- 55% der trans* Befragten
- 52% der inter* Befragten
Für 41% hatte das Erlebnis von Hasskriminalität keine Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden
- 50% der lesbischen Befragten
- 46% der schwulen Befragten
- 35% der befragten bisexuellen Frauen
- 50% der befragten bisexuellen Männer
- 26% der trans* Befragten
- 25% der inter* Befragten
Aus Deutschland haben sich insgesamt 16.119 Menschen an der Umfrage beteiligt. 19% davon waren lesbische Frauen (ca. 3.100), 47% schwule Männer (ca. 7.600), 9% bisexuelle Frauen (ca. 1.450), 7% bisexuelle Männer (ca. 1.100), 17% trans* Personen (ca. 2.750) und 1% inter* Personen (ca. 160).
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