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Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD)

Antwort der Stadt Düsseldorf - Deutsch-polnische Städtepartnerschaften

LSBTI-freie Zonen in Polen

Antwortschreiben der Stadt Düsseldorf auf den Brief des LSVD zur bestehenden Städtepartnerschaft mit Polen

Sehr geehrter Herr Metzner,

ich danke Ihnen für Ihren Brief und bitte meine verspätete Antwort zu entschuldigen.

Die Städtepartnerschaft der Landeshauptstadt Düsseldorf mit Warschau besteht seit über 30 Jahren. Über die Jahre hinweg hat sich durch zahlreiche städtepartnerschaftliche Projekte in unterschiedlichen Bereichen eine Vielzahl von Kontakten entwickelt. Die Städtepartnerschaft wird durch eine breite Gruppe von Bürger*innen in Düsseldorf wie auch in Warschau getragen. Es besteht außerdem ein enger Kontakt zum Polnischen Institut Düsseldorf, das den Düsseldorfer*innen vor Ort polnische und häufig speziell auch Warschauer Kultur vermittelt. Die Städtepartnerschaft entwickelt sich außerdem dynamisch: So kommen immer neue Kontakte dazu, innovative Projekte entstehen, so wie im letzten Jahr ein Projekt zwischen dem Jungen Schauspiel und dem Warschauer Teatr Ochoty.

Auf Arbeitsebene besteht eine enge Beziehung zwischen beiden Stadtverwaltungen und auch ich pflege ein sehr gutes Verhältnis mit meinem Warschauer Kollegen, dem Stadtpräsidenten Rafał Trzaskowski. Dieser hat vor etwa einem Jahr, im Februar 2019, die sogenannte LGBT Charta unterzeichnet, welche die Stadt Warschau zur Schutzzone von LSBTIQ+-Personen erklärt. Damit hat er sich offen gegenüber jenen Gruppierungen positioniert, welche die "traditionelle Familie" gefährdet sehen. Dies begrüße ich sehr und nehme dennoch die Gegendemonstrationen zu dem "Gleichheitsmarsch" und die Berichterstattung in den Medien mit Sorge wahr.

In Düsseldorf ist es uns sehr wichtig, den LSBTIQ+-Diskurs offen und auch international zu führen. Die Diversity Beauftragte der Stadt, angesiedelt im Gleichstellungsbüro und damit direkt im Büro des Oberbürgermeisters, ist auch in die städtepartnerschaftliche Arbeit eingebunden. Im Rahmen des Christopher Street Days werden in Düsseldorf seit vielen Jahren Gäste aus den Partnerstädten empfangen. Im Oktober 2019 veranstaltete das Gleichstellungsbüro der Stadt Düsseldorf gemeinsam mit dem Völklinger Kreis (VK) zum dritten Mal den DiversCity-Kongress im Rathaus. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand der Austausch mit Schwerpunkten in den Bereichen Bildung und Wirtschaft sowie die Realitäten der LSBTIQ+-Vielfalt in Düsseldorf und ihren Partnerstädten. Mit auf dem Podium war unter anderem Dr. Jakub Urbanik von der Universität Warschau, der von den Herausforderungen der LSBTIQ+ Community in Warschau berichtete. Er konnte in diesem Zusammenhang deutlich machen, dass Warschau - vor allem im polnischen Gesamtvergleich - eine relativ liberale Stadt ist. Auch wenn er kein offizieller Vertreter der Stadt Warschau ist, sondern ein Vertreter der Zivilgesellschaft, steht er für mich für ein offenes und diverses Warschau, das Sie sich ebenso wünschen wie ich.

In unserer Städtepartnerschaft legen wir für unsere Treffen die Agenda in gemeinsamen Absprachen fest und beide Städte begegnen sich auf Augenhöhe. Fachaustausche finden mit dem Ziel statt, voneinander zu lernen. Ich habe Warschau stets als offene Stadt kennengelernt, die in vielen Bereichen der konservativen Regierungslinie trotzt. Nichts desto trotz danke ich Ihnen herzlich für Ihren Hinweis auf die Situation von LSBTIQ+-Menschen in Polen und die schwierigen Entwicklunge, die damit einhergehen. Ich werde in Zukunft noch stärker darauf achten, diesen Bereich in den städtepartnerschaftlichen Austausch einzubeziehen und ihm damit die Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die er verdient.

Ich danke Ihnen sehr für Ihre Arbeit und Ihren Einsatz zu diesem Thema und wünsche Ihnen alles Gute.

Bleiben Sie gesund!

Herzliche Grüße

Thomas Geisel

Oberbürgermeister
Landeshauptstadt Düsseldorf
Rathaus
Marktplatz 1
40100 Düsseldorf

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